Ein König kommt

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Ein König kommt

Predigt 1. Advent 2014 10.30 Uhr Dobraschütz
Die Gnade unsers Herr Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen.
Liebe Gemeinde,
die letzte Krönungsfeier eines Königs in Europa liegt schon wieder fast 2 Jahre zurück. Am 30. April 2013 wurde nach 123 Jahren in den Niederlanden wieder ein Mann zu König gekrönt. Bis dahin haben immer Frauen regiert. Soviel zur Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. So eine Krönungsfeier hat natürlich ein Protokoll, ein minutiös geplanten Ablauf, der sicher nicht mehr so ist wie die vorhergehende Krönungsfeier, sondern durch die Zeremonienmeister, den Gegebenheiten und der gesellschaftlichen Entwicklung angepasst wurde. Bei der Krönung der Königin Beatrix gab es ja noch nicht so viele moderne Medien und kommunikative Möglichkeiten.
Natürlich gehörten dann die geladenen Gäste dazu, besonders die Staatsgäste und die anderen gekrönten Häupter aus Europa und anderswo.
Im Internet können Sie noch heute den genauen Ablauf der Krönung nachlesen und viele Bilder von ihr sehen.
Heute am 1. Advent sind wir eingeladen ebenfalls einer Krönung beizuwohnen. Es ist eine Krönung der ganz anderen Art und Weise. Diese Krönung ist so ungewöhnlich, dass sie vielleicht auch bei manchen Fragen aufwirft. Aber sogleich macht sie uns Mut für unser Leben. Wir lesen aus Matthäus 21,1-9:
Textlesung: Mt 21, 1-9
Der Einzug in Jerusalem
1 Als sie nicht mehr weit von Jerusalem entfernt waren und in die Nähe von Betfage am Ölberg kamen, schickte Jesus zwei Jünger voraus.
2 Er gab ihnen folgende Anweisung: »Geht in das Dorf, das ihr vor euch seht. Gleich ´beim Ortseingang` werdet ihr eine Eselin finden, die angebunden ist, und bei ihr ein Fohlen. Bindet sie beide los und führt sie zu mir.
3 Und sollte jemand etwas zu euch sagen, dann antwortet: ›Der Herr braucht die Tiere.‹ Dann wird man sie sofort mit euch gehen lassen.«
4 Das geschah, weil sich erfüllen sollte, was durch den Propheten vorausgesagt worden war:
5 ›Sagt der Tochter Zion: Dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig, und er reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.‹
6 Die beiden Jünger machten sich auf den Weg und führten alles so aus, wie Jesus es ihnen aufgetragen hatte.
7 Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Mäntel über die Tiere, und Jesus setzte sich darauf.
8 Scharen von Menschen breiteten ihre Mäntel auf dem Weg aus; andere hieben Zweige von den Bäumen ab und legten sie auf den Weg.
9 Vor und hinter Jesus drängten sich die Menschen und riefen: »Gepriesen sei der Sohn Davids! ›Gesegnet sei er, der im Namen des Herrn kommt!‹ Gepriesen sei Gott in der Höhe!«
Liebe Gemeinde!
Siehe, dein König kommt...
Haben wir da nicht normalerweise so eine Prunkkrönung, wie die von Willem Alexander vor Augen. Mit vielen Staatsgästen und großem Publikum.
Siehe, dein König kommt... Doch hier sehen wir so ganz andere Bilder. Da reitet Jesus auf einem Esel. 12 Jünger begleiten ihn zu Fuß. Das war alles.
Und dann diese große Verheißung über ihn: Ist er nicht der König der Könige, der Herr aller Herren?
Wenn die Könige der Welt so prunkvoll in ihre Paläste einziehen, wie müsste denn da Jesus erst in seine Stadt einziehen?
Wenn die Herren dieser Erde mit Rolls Royce und Maybach gefahren werden, wie sollte da erst die Ankunft Jesu aussehen?
Doch es ist hier so ganz anders:
„Dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig, und er reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.“
Das ist ein recht seltsamer König, der hier einziehen will.
Ein König, der nicht von Soldaten begleitet wird.
Ein König, der ohne Hofstaat ist.
Ein König auf den kein Palast wartet.
Wenigsten eines passiert: Das Volk von Jerusalem jubelt ihm zu. Sie hauen Palmzweige von den Bäumen und streuen sie auf den Weg. Sie breiten ihre Kleider auf die Straße, die er entlang reitet. Sie huldigen ihm: "Hosianna dem Sohne Davids. Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe."
Doch das war nur vorübergehend. Ein aufwallender Impuls, der dann wie bei einer Amplitude in Gegenteil umkehrt.
Wir wissen es ja, wie es dann weiterging. Die Menschen, die eben noch Hosianna gerufen haben, werden nur wenig später "Kreuzige ihn" schreien. So folgt der Huldigung und Verehrung unmittelbar darauf die totale Verachtung.
Heute findet der Lobpreis statt und morgen schon das Geschrei: "Dieser König muss weg...ans Kreuz mit ihm!"
Wenn's auch hier noch so aussieht - dieser König ist eben doch nicht bei den Menschen von Jerusalem "angekommen".
Der Jubel war nur von kurzer Dauer.
Siehe, dein König kommt... Wie steht es jetzt mit uns?
Jubeln wir diesem König zu? Rufen wir: "Hosianna den Sohn Davids? Gelobt sei, der da kommt?"
Und wenn wir das tun, tun wir es aus ganzem Herzen oder nur vielleicht um eine Fassade zu bewahren oder aus irgendwelchen anderen Gründen.
Dieser König ist ein König, bei dem man sich entscheiden muss.
Jeder von uns muss sich entscheiden für oder gegen ihn.
Heute beginnt die Zeit des Advents. Advent heißt Ankunft.
Wir wollen uns in den nächsten Tagen auf das Kommen unseres Herrn vorbereiten.
Darum steht die Frage im Raum: Wird dieser König bei uns ankommen?
Oder ist das Schauspiel, das er uns hier bietet, nicht gar zu arm und vielleicht einfach zu billig?
Der Herr auf einem Esel reitend - und der gehört noch nicht einmal ihm.
Damals verstummten die Hosianna-Rufe so schnell. Warum war das so? Warum schlug die Huldigung in Hass um?
Der Messias hat die Erwartungen der Menschen nicht erfüllt. Sie hatten einen Messias erwartet, der mit einem Schwert auftritt. Die Römer sollten aus dem Land vertrieben werden. Endlich sollte Schluss sein mit Gewaltherrschaft und Unterdrückung. Die fremden Herren sollten verjagt werden. Die Truppen des Messias mussten stark sein, stärker als die römische Besatzung und ihre Legionen.
Mit Gewalt sollte er der Macht der fremden Herrscher ein Ende bereiten, mit eisernem Besen sollte er sein Königreich reinfegen. Israel würde wieder frei sein und mächtig. Es würde wiedererstehen in altem Glanz und alter Größe, wie zu Zeiten des Königs David. Darum jubeln die Bewohner Jerusalems: "Hosianna den Sohne Davids. Gepriesen der Messias, der endlich die Herrschaft antreten wird“.
Und dann kam er...sanftmütig und auf einem Esel reitend! Er kam so ganz anders als die Menschen es erwartet hatten, und eigentlich begann schon im Jubel die Zuwendung zu Jesus zu bröckeln.
Denn die Menschen sahen es schnell: aus der Traum von besseren Zeiten, von Glanz und nationaler Herrlichkeit.
Nein und nochmal nein: Jesus war nicht der, den sie erwartet hatten. Dieser König war daher eine Schande! Dieser König musste weg! "Ans Kreuz mit ihm!"
Siehe, dein König kommt... So heißt es heute für uns.
Was für einen Herrn erwarten wir? Kommt er bei uns an?
Den, den wir erwarten, auch der sollte doch mächtig sein. Schluss machen, soll er mit allem, was uns bedrückt. Unser Recht sollte er durchsetzen.
Ein starker Helfer soll er sein, in all unseren Nöten des Leibes und der Seele. Er soll's denen zeigen, die uns böse wollen, denen, die Macht haben über uns und uns diese Macht spüren lassen: Dass sie uns in der Hand haben, dass sie Gewalt haben über uns, dass wir von ihrer Gnade leben, ihnen dankbar sein müssten...
Sagen und wünschen wir es nicht auch:
Wenn er doch ihre Herrschaft stürzte, ihren Einfluss auf uns ein Ende machte. Wenn er sie doch endlich zu Fall brächte, die uns auf mancherlei Weise unterdrücken...
Wenn es sein muss, mit Gewalt!
Dann würden wir unseren Tag haben, endlich wären wir einmal oben, würden groß herauskommen. Ja, wenn er doch käme, der Herr, der diese Macht hat!
– Er kommt...sanftmütig und reitet auf einem Esel. –
Aus der Traum, liebe Gemeinde! Er ist anders, ganz anders, als wir ihn uns vorgestellt und erhofft haben. –
Wird es bei uns beim Hosianna, beim Jubel bleiben? - - -
Mancher begreift, warum dieser Herr so kommt: Ohne Gewalt, ohne Schwert, ohne Truppen. Es scheint, er will anders in dieser Welt gewinnen. Er blendet uns nicht mit Purpur, Krone und großem Gefolge.
Er will nicht den Glanz in unseren Augen - er will unser Herz!
Gegen die Macht, die uns zu Boden drückt, setzt er die Sanftmut, damit einmal Friede sei in dieser Welt.
Denn Frieden werden niemals die Mächtigen schaffen!
Gegen den Druck, unter dem wir stöhnen, bringt er die Liebe. Damit einmal die Liebe auf dieser Erde regiere. Denn nur Liebe wird sich am Ende durchsetzen. Manche - auch heute! - stimmen ein in das Hosianna, und sie bleiben dabei. Diese Menschen erfahren etwas von der Freude, die mit diesem Herrn kommt.
Denn das macht Freude: Auf Gegendruck verzichten, wo wir ihn ausspielen könnten. Ein gutes Wort für den haben, der uns an den Kragen will. Dem selbstlos helfen, der allein nicht zum Zug kommt.
„Dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig, und er reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.“
Das sollen wir begreifen: Dieser Weg der Demut und Gewaltlosigkeit, den dieser Herr geht, ist die einzige Möglichkeit diese Welt zu verändern - und die Menschen. Wer sagt denn, dass wir Druck und Gewalt und die, von denen sie ausgehen, so nicht überwinden: Mit Sanftmut und Liebe?
Einer hat damit angefangen. Und der will in diesen Tagen seinen Einzug bei uns halten. Sind wir bereit für sein Kommen?
Wie wollen wir ihn empfangen?
Alle, die den Gewaltigen erwarten, den König in Purpur, den Messias mit dem Schwert, gehen auf eine traurige, enttäuschende Zeit zu.
Denn dieser König, dieser Herr wird noch tiefer hinabsteigen: Hinter dem Esel, auf dem er reitet, steht schon die Krippe - und hinter der Krippe das Kreuz... Ein für alle Mal ist das sein Weg gewesen. Und wir, die nach ihm heißen, sollen hinter ihm her diesen Weg gehen. - Aber er führt ins Leben und ins Licht!
Ich wünsche uns allen eine gesegnete Adventszeit, eine gute Vorbereitung auf das Kommen unseres Herrn und die Freude an ihm, dem König, der unsere Herzen will!
Amen.
Der Friede Gottes,
welcher höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne
in Christus Jesus.
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