Unterm Stern von Bethlehem

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Adventsfeier 3. Advent Dobitschen

Unterm Stern von Bethlehem

Musik
Begrüßung
Lied: Die Nacht ist vorgedrungen (EG 16,1-4)
Bild-Andacht
Liebe Gemeindeglieder!
Weihnachtskrippen üben eine ganz besondere Anziehungskraft aus. Ich schaue sie mir gerne an – in einer zur Weihnachtszeit festlich geschmückten Kirche, in einer Wohnstube. „Es begab sich aber zu der Zeit ...“: Weihnachtskrippen stellen die weltweit bekannteste Geschichte dar. Gott wird Mensch. Er kommt als Baby zur Welt. Und seine Eltern Maria und Josef haben für das kleine Jesuskind keinen anderen Platz als eine Futterkrippe, in die sie es legen können. Denn sie sind gerade unterwegs nach Bethlehem zu einer Volkszählung, die der römische Kaiser Augustus angeordnet hatte (vgl. Lukas 2,1-20).
Die Krippe, die als erstes Bett für den Erlöser der Welt dient, bezeichnet in der deutschen Sprache – als Teil für das Ganze – die gesamte Szene: den Stall mit Maria und Josef, mit Jesus in der Futterkrippe, mit Ochs und Esel, mit Hirten und Schafen und mit den drei weit gereisten Königen. Manchmal gibt es auch noch einen Engel zu sehen und einen Stern, gelegentlich auch Kinder und Erwachsene.
Alle Weihnachtskrippen, egal ob aus Holz oder Ton, aus Metall oder Kunststoff, zeigen die gleiche anrührende Szene: In aller Unbehaustheit gibt es ein Zuhause. Gott wird Mensch und schafft sich eine Familie, eine heilige Familie, zu der jeder und jede gehören darf.
Die abgebildete Krippe aus Lindenholz, mit Farben gebeizt und gewachst, hat Heinz Scheffner geschnitzt, ein gelernter Betriebsschlosser im Ruhestand. Sie trägt den Titel: „Unterm Stern von Bethlehem“. Der Stall und die Figuren sind grob geschnitzt. Sie lassen uns genügend Spielraum, dass wir uns mit unseren eigenen Gedanken bei ihnen eintragen können.
Das sehen wir die beiden Hirten, ein älterer Mann und ein Junge, fast noch ein Kind. Sie kommen von den Feldern von Bethlehem. Mitten in der Nacht ist ihnen ein Engel erschienen und hat ihnen die Geburt des Gottessohnes verkündet: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ (Lukas 2,10-12) Ausgerechnet sie, einfache Hirten, wurden gewürdigt, die Nachricht aller Nachrichten zu empfangen: Gott besucht sein Volk, seine Menschen. Weder Kaiser Augustus in Rom noch König Herodes in Jerusalem sind die ersten Adressaten, sondern sie – Außenseiter, denen die große Karriere versperrt ist.
„Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.“ (Lukas 2,16) Andächtig haben die Hirten ihre Hüte vom Kopf genommen. Der junge Hirte kniet und scheint dem Jesuskind mit seinem Hut etwas schenken zu wollen.
Paul Gerhardt (1607-1676) dichtete:
Ich steh an deiner Krippen hier,
o Jesu, du mein Leben;
ich komme, bring und schenke dir,
was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel und Mut, nimm alles hin
und lass dirʼs wohlgefallen. (EG 37,1)
Die beiden Hirten haben zwei von ihren Schafen mitgebracht. Für mich symbolisieren die Schafe die Herzen, die Seelen der Hirten. Die Hirten sind ja selbst wie Schafe. Sie brauchen Halt und Führung. Und mit dem Kind in der Krippe haben sie den gefunden, der eines Tages von sich sagen wird: „Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.“ (Johannes 10,14)
Hier an der Weihnachtskrippe darf auch ich zur Ruhe kommen. Hier darf auch ich staunen und beten: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ (Psalm 23,1)
Am Heiligen Abend des Jahres 1945 hielt der gesundheitlich angeschlagene Pfarrer Friedrich von Bodelschwingh (1877-1946) in der Zionskirche in Bethel den ersten Weihnachtsgottesdienst nach dem Krieg. Er sagte damals:
„Auf uns liegen dunkle Wolken, so dunkel, wie wohl noch nie in deutscher Geschichte. Millionen junger Menschen sind in blutigem Streit dahingesunken. Zehntausende sind auch in dieser Christnacht am Wandern und wissen nicht, wohin. Sie frieren, sie hungern, sie sterben. Es ist kalt, nicht nur wegen der fehlenden Kohlen, sondern wegen der fehlenden Herzen. Es geht viel Bitterkeit durch diese Weihnacht hindurch. Da sagen viele: „Was soll uns Weihnachten?“ Aber Gott hört auch die leisesten Töne. Wenn Menschen hart werden in dieser Zeit, dann leuchten im Herzen unseres Gottes neue Feuer der Barmherzigkeit. Er fragt: „Wo kommt ihr her?“
Und sie sagen: „Aus tausend Traurigkeiten.“
Aber wenn das so ist, dann lade ich euch ein, erst recht der Wanderschaft zu folgen, die die Hirten angetreten haben, hin zur Krippe.
Und dann lud Fritz von Bodelschwingh alle ein, folgenden Vers zu singen:
Aus tausend Traurigkeiten
zur Krippe gehn wir still,
das Kind der Ewigkeiten
uns alle trösten will.
Man merkte Fritz von Bodelschwingh den nahenden Tod an. Aber noch einmal wollte er die Menschen zu Jesus einladen.
Einige Tage später legte man ihm diese Worte, die er für die Christvesper gedichtet hatte, bei seiner Beerdigung mit in den Sarg:
Aus tausend Traurigkeiten
zur Krippe gehn wir still,
das Kind der Ewigkeiten
uns alle trösten will.
Das sind Worte uns in dieser Adventszeit begleiten können. Gerade dann wenn uns Menschen begegegen, die us vielleicht auf Grund eines Schicksalschlages oder den Verlust eines lieben Menschen, wie die Menschen 1945 fragen: „Was soll uns Weihnachten?“
Wir finden aus uns selbst keine Antworten auf unsere Fragen und Sorgen.
„Was soll mir Weihnachten? Meine Frau ist gestorben. Ich bin allein.“
„Was soll uns Weihnachten? Mein Ehemann und ich verstehen uns schon lange nicht mehr.“
„Was soll uns Weihnachten? Unser Sohn, das blühende Leben, hatte einen schrecklichen Unfall. Er ist querschnittsgelähmt.“
Ja, es stimmt, was der Volksmund über unsere Herzen sagt:
Sich härmen nur und kränken
und tiefer sich versenken,
das kann mein armes Herz.
Aber – Gott sei Dank: Weihnachten ist nicht von uns armen und traurigen Herzen abhängig. Weihnachten ist „made by God“!
Nicht von unserem Brav- und Glücklich-Sein hängt Weihnachten ab. Nicht von unserer seelischen Beschaffenheit. Nicht von dem, was wir uns an Geschenken leisten können. Darum dürfen wir aus unseren Traurigkeiten herauskommen und zur Krippe gehen – mit leeren Händen, mit leeren Herzen. Denn Jesus ist da. Jesus, der mächtige Helfer. Jesus, der Sohn Gottes.
Das Kind der Ewigkeiten. Gott kommt zu uns!
Was nützte uns Gott auch, wenn er auf Distanz bliebe? Wenn er sagen würde: „Nein, mit euch friedlosen, lieblosen, gottlosen Menschen will ich nichts zu tun haben. Ich distanziere mich. Nun seid ihr wirklich gott-los. Jetzt seid ihr mich los. Jetzt seid ihr allein.“
Was wäre, wenn Gott gesagt hätte: „Was sollen mir diese Menschen? Seht doch zu, wie ihr alleine zurecht kommt.“
Aber nein – das Kind der Ewigkeiten will uns alle trösten.
Gott wird Mensch. Er macht sich klein. Der Prediger Ludwig Harms sagte:
„Ich weiß nicht, worüber ich am meisten staunen soll und was anbetungswürdiger ist, dass Gott so groß ist oder so klein.“
Gott kommt in die tausend Traurigkeiten unserer kleinen Herzen, um uns zu trösten.
Wie tröstet er? Indem er kommt. Indem er zu mir kommt. Gerade zu mir und in meine Welt. Weihnachten heißt: Jesus kommt für mich. In der Krippe liegt er für mich. Himmel und Erde berühren sich hier. Das Geschehen von Bethlehem ist der Einbruch der Ewigkeit in die Zeit. Zeitenwende.
Deshalb zählen wir unsere Kalenderjahre auch von der Geburt Jesu her: vor Christi Geburt – nach Christi Geburt.
Jesus will und kann uns trösten in all unseren Nöten und Verstrickungen.
Krippe und Kreuz sind aus dem gleichen Holz.
Jesus lebte für mich und er starb für mich. Auch für mich hat er gerufen: „Es ist vollbracht!“ (Johannes 19,30)
Er ist für mich da. Er will und kann uns trösten. Die Frage ist: Will ich ihn? Er drängt sich nicht auf. Diese Welt ist laut, weil sie wenig zu bieten hat. Zur Krippe gehen wir still, denn Jesus ist leise, weil er alles zu bieten hat.
Aus tausend Traurigkeiten
zur Krippe gehn wir still,
das Kind der Ewigkeiten
uns alle trösten will.
Er will immer bei uns sein. Wollen wir das? Das Angebot gilt jedem.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hing in Berlin an vielen Litfaßsäulen und Plakatwänden ein großes rotes Plakat: „Werner U., kehre zurück, alles geregelt. Deine Eltern.“
Überall wird zu Weihnachten Gottes liebende Suchmeldung laut:
„Du, aus deinen tausend Traurigkeiten und Sorgen, kehre zurück!
Dir ist heute der Heiland geboren. Alles geregelt.
Dein Vater.“
Amen.
Lied: Ich steh an deiner Krippen hier (EG 37,1-4.9)
Gebet
Großer Gott,
wir staunen darüber,
dass du Mensch geworden bist.
Mitten unter uns bist du geboren,
damit wir zu dir kommen können.
Mit all unseren Hoffnungen und Problemen,
mit all unseren Freuden und Ängsten.
Wir bitten dich,
lass diese Advents- und Weihnachtstage
wieder zu einer Zeit werden,
in der wir dich als den guten Hirten
für unser Leben erkennen.
Amen.
VU
Segen
Lied EG 17,1-3 Wir sagen euch an
Musik
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