Jesus nachfolgen

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Jesus nachfolgen

Liebe Gemeinde,
die meisten von euch kennen den Spielfilm Sister Act mit Whopi Goldberg. Ich habe ihn ja schon einmal vor ein paar Wochen erwähnt. Dort kommt eine Sängerin aus dem Verbrechermilliö in ein von der Schließung bedrohtes Kloster mit einem desolaten und recht weltfremden Nonnenchor.
Am Ende wird aus diesem Nonnenchor neben aller anderer Action ein Chor, das eben dieses tolle Lied singt „I will follow him“.
Ich will ihm nachfolgen – ich will ihm nachfolgen ohne Wenn und Aber!
Doch ich möchte noch ein daraufsetzen:
„Ich will ihm nachfolgen, ohne Wenn und Aber, denn er sorgt für mich!“
Genau um diese Nachfolge, die sich der Fürsorge Gottes und Jesu anvertraut, geht es uns heute an diesem Sonntag.
Dazu ermutigt uns Jesus in ganz besonderer Weise. Wir hören was er dazu zu seinen Jüngern und Leuten sagt. Bei Lukas 18,28-30 lesen wir:
Da sagte Petrus: »Wir haben unser Zuhause verlassen und sind dir nachgefolgt.«
29 »Ja«, erwiderte Jesus, »und ich versichere euch: Wer Haus oder Frau oder Geschwister oder Eltern oder Kinder für das Reich Gottes aufgegeben hat,
30 wird es in diesem Leben vielfältig zurückbekommen und in der zukünftigen Welt das ewige Leben erhalten.«
Das klingt ja fürs erste ganz schön hart, was Jesus hier sagt. Aber es ist dennoch eine große Zusage von ihm.
Vor ein paar Tagen hat mich einmal jemand aus der Gemeinde nach meinem geistlichen Werdegang gefragt: Wie ich Christ geworden bin? Und wie ich denn so im Glauben und in meinen Dienst als Pfarrer gewachsen bin?
Sicher sind das ganz persönlich Dinge. Aber ich will darauf gern antworten und ich denke genau hier unser Predigttext gibt mir dazu die Möglichkeit, weil ich damit ihn auch bestätigen kann, dass das so ist, wie es Jesus hier sagt, dass er sich um uns sorgt, wenn wir ihm nachfolgen.
Einiges was ich ihnen heute erzähle, habe ich vor einigen Jahren schon einmal für ein Buch des Kirchlichen Fernunterrichtes geschrieben.
Ich bin in dem kleinem Dorf Kötschau in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen. Das liegt nicht weit von Isserstedt bei Jena weg. Bei uns zu Hause wurde seit einer Evangelisation etwa 1967 mit dem Evangelisten Ewald Erler aus Schlema ein lebendiger Glaube an Jesus Christus gelebt. So war und ist mein Glaube bis heute geprägt durch die Arbeit des Evangelischen Jungmännerwerkes Thüringen (heute CVJM), des Volksmissionskreises Sachsen, später Christusdienst Thüringen und der Ökumenischen Kirchenwochenbewegung. Ich war als Jugendlicher verwurzelt in der Gemeindearbeit der Kirchengemeinde, der Jungen Gemeinde und dem Posaunenchor.
Vom Zensurenspiegel her hätte ich auf eine erweiterte Oberschule gehen können. Das wurde aber verweigert, weil ich Christ war, keine Jugendweihe gefeiert habe und nicht Mitglied in der FDJ wurde. Auch dem „Traumberuf“ im Handwerk waren deswegen die Tore verschlossen. So blieb mir nicht anderes übrig, als mich auf eine Lehrstelle als Zerspanungsfacharbeiter bei Carl Zeiss Jena zu bewerben. Doch aus gesundheitlichen Gründen konnte ich diese Lehre nicht antreten, sondern musste meine Bewerbung zurückziehen. Aber wegen meines guten Zeugnisses wollte man mich nicht wieder gehen lassen. So erhielt ich eben eine Lehrstelle als Fachinformatiker. Bis dahin wusste ich gar nicht, dass es so einen Beruf gibt. Später stellte sich heraus, dass es genau der richtige Beruf für mich war. Schon hier spürte ich genau diese Zusage, die uns Jesus gibt, wenn wir ihm nachfolgen und vertrauen.
Ob man das dann wieder bereut hat oder nicht, weil viel später bemerke, dass ich keine Jugendweihe hatte und nicht in der FDJ war, weiß ich nicht. Für mich war es ein großes Stück Führung diesen Beruf zu erlernen. Ich hatte später viele Aussprachen mit den Leitern der Abteilungen und Betriebsteile, wo ich immer wieder den Beistand Gottes spürte, denn gerade hier konnte ich immer wieder Zeugnis von meinem Glauben geben.
Man war jedenfalls nicht in der Lage, den Lehrvertrag vorzeitig zu kündigen. So habe ich den Beruf des Fachinformatikers lernen können. Anschließend habe ich ihn fast 10 Jahre bei Zeiss in Jena ausgeübt. Auf Grund eines gesundheitlichen Handicaps durfte ich keine 3-fach-Schicht arbeiten, was sogar meinem ehrenamtlichen Engagement in der Gemeinde hilfreich war.
Eines Tages stellte ich mir die Frage nach theologischer Qualifizierung und Weiterbildung in der ehrenamtlichen Arbeit, um aktiv Dienste in der Verkündigung zu übernehmen. Denn auch in den 70iger Jahren gab es schon Kirchspiele mit 5 bis 6 Kirchen.
Ermutig durch die guten Erfahrungen anderer in der Ausbildung beim Kirchlichen Fernunterricht habe ich dann 1978 die Ausbildung im kirchlichen Fernunterricht begonnen. Da ja in einem sozialistischen Großbetrieb Bildung und Qualifizierung großgeschrieben wurde, habe ich einfach einmal für die Seminare beim kirchlichen Fernunterricht einen Antrag auf bezahlten Urlaub gestellt. Ich erhielt zwar keinen bezahlten Urlaub, aber unbezahlten Urlaub. Und darüber war ich schon froh. Denn wer die Ausbildung beim KFU gemacht hat, der weiß, wie zeit- und arbeitsintensiv sie ist. Da ist zusätzliche freie Zeit immer willkommen. So begann nun der Kurs in Neudietendorf. Es war eine sehr erlebnisreiche und begegnungsreiche Zeit. Auch hier erlebte ich immer wieder die Fürsorge und Bewahrung Jesu.
Dann im Frühjahr 1982 stand der Examensgottesdienst an. Diesen habe ich in meiner Heimatgemeinde halten können. Als markanter Moment blieb mir in Erinnerung, dass mir als ich auf die Kanzel stieg, auf einmal der Kanzelvorhang über den Kopf fiel. Nun das Examen hatte ich dennoch bestanden.
Im September 1982 wurde ich dann im Kirchenkreis Jena zum Prädikanten berufen. Da hielten mich dann auch nicht Schnee und Kälte ab, auf den Dörfern mit den Menschen Gottesdienst zu feiern. Da war ein Neujahrsmorgen in einer kleinen Dorfkirche, der Atem fror - doch es kamen ein paar Leute. Mit Lied, Lesung und Gebet in einem Kurzgottesdienst begrüßten wir das neue Jahr.
Beruflich hatte ich mich mittlerweile so etabliert, dass keiner mehr nach Jugendweihe und FDJ fragte. Es stand im Gegenteil die Überlegungen zur Debatte, ob ich nicht ein Fachschulfernstudium für Ökonomie der Datenverarbeitung beginne.
Nun begann für mich eine große Umbruchphase, wo ich mich entscheiden musste.
Da ging es eben auch wieder um diese große Aussage, die Jesus an uns richtet:
„Wer Haus oder Frau oder Geschwister oder Eltern oder Kinder für das Reich Gottes aufgegeben hat, wird es in diesem Leben vielfältig zurückbekommen und in der zukünftigen Welt das ewige Leben erhalten.«
Wie soll mein zukünftiger Weg aussehen?
Studium der Datenverarbeitung oder ein Weg in ein Pfarramt. Für das letzte, bot die Evangelische Kirche in Thüringen die sogenannte Pfarrassistentenausbildung an.
Aber auch familiär stellten sich neue Weichen. Welchen Weg würde meine Verlobte mitgehen?
Nach einer langen Zeit des Nachdenkens, des Gebetes und des Prüfens hatten dann meine Frau und ich uns für den Weg ins Pfarramt entschieden. Heute nach über 30 Jahren können wir dankbar zurückblicken, dass wir ihn gegangen sind.
Wir haben genau das gespürt was Jesus hier zugesagt hat. Seine Fürsorge und Bewahrung.
Wir kamen nach Nobitz ins Altenburger Land, wo wir fast 20 Jahre geblieben sind. 1988 wurde ich nach der Pfarrassistentenausbildung mit dem ersten theologischen Examen zum Pfarrvikar ordiniert. Und 1997 legte ich dann mein 2. theologisches Examen ab.
Dann waren wir von 2005 bis 2014 in Fraureuth mit ganz anderen gemeindlichen Herausforderungen.
Und jetzt sind wir wieder in der Region und muss sagen, auch hier haben wir in den vergangenen 3 Jahren schon wieder ganz tolle Erfahrungen gemacht, mit der Zusage von Jesus und haben immer wieder Brüder und Schwestern gefunden, die im Geiste Jesu mit uns verbunden sind:
Wer Haus oder Frau oder Geschwister oder Eltern oder Kinder für das Reich Gottes aufgegeben hat, wird es in diesem Leben vielfältig zurückbekommen und in der zukünftigen Welt das ewige Leben erhalten.«
Auch wenn wir jetzt in Kriebitzsch ein Häuschen haben, gilt es doch auch für uns was im Hebräerbrief steht: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ (Hebr, 13,14)
Darum ist es wichtig, dass wir immer wieder den Ruf Jesu hören, wo er uns haben will, dass wir uns von ihm senden lassen.
Nun kommen wir noch einmal auf die Freunde von Jesus zurück, auf seine Jünger – wie war es denn bei denen? Schauen wir uns doch einmal das Leben von Petrus, Johannes, Jakobus und all den anderen Jüngern an? Natürlich schaffen wir es heute nicht, daß in aller Tiefe zu machen. Das wäre aber eine gute Predigtreihe. Alle haben viel aufgegeben um Jesus nachzufolgen. Da wird von Petrus und Matthäus berichtet, wie sie die Arbeitsstelle und die Familie aufgeben, um Jesus nachzufolgen Jakobus und Johannes haben die Eltern verlassen. Sicher war es damals üblich, dass Auszubildende sich in der Ausbildungszeit ihren Lehrer anschließen. Daher war es eine Trennung auf Zeit. Aber es war ein großer Schritt und sicher auch mit der Frage verbunden: Welche Wert hat das Ganze? Was haben wir davon?
Jesus sagt zu ihnen: „Es lohnt sich!“
Nun seht euch selbst einmal um und an: Es ist sicher nicht immer leicht, sich in der Gemeinde zu engagieren. Immer wieder aktiv zu sein. Besonders hier in unserer Region, wo wir als Christen eine Minderheit sind. Immer ein brennendes Herz zu haben, nicht nur für die Kirche, sondern besonders für das Evangelium und für die Menschen, die es hören sollen. Sich dann immer wieder neben Beruf und Familie Zeit zu nehmen für die Mitarbeit in der Gemeinde, im Hauskreis, in der Kinderarbeit, für Menschen, die unseren Beistand brauchen.
Doch Jesus sagt auch uns heute: „Hey Leute, es lohnt sich! – Es lohnt sich 100 fach! Ich denke, wir haben es schon alle erlebt, dass Jesus unseren Einsatz für ihn lohnt.
Und nicht immer werden wir auf Erden erfahren, wie unser Dienst in der Gemeinde andere gestärkt hat und weitergeholfen hat, auch im Glauben. Manches vielleicht erst im Himmel.
Aber wir dürfen wissen: Wer Jesus nachfolgt, der wird keinen Verlust erleiden, sondern Gewinner sein, heute schon auf dieser Erde und erst recht in Gottes Ewigkeit.
Amen.
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