Vergiss nicht zu danken!

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Vergiss nicht zu danken!

Liebe Gemeinde,
meteorologisch ist der Sommer vorbei und auch bei den meisten ist der Sommerurlaub vorbei. Bei mir ist der Urlaub schon wieder eine ganze Zeit her.
Der Alltag hat uns wieder, Routine, Stress usw. - wir sind wieder voll drin im Mühlenrad. Da bleibt uns oft wenig Zeit für das Schöne, das Besondere? Es sei denn wir nehmen sie uns ganz bewusst – diese Zeit. Sehen wir es noch im Strass des Alltages. Sehen wir es noch, wenn jetzt so vieles auf uns einstürmt.
Sind wir auch dann bereit in Lob und Dank einzustimmen, wenn jetzt wieder manches schief läuft?
Sind wir auch bereit zu loben und zu danken, wenn sich nicht gleich in unserem Leben etwas zum Positiven verändert?
Das Sprichwort sagt: „Danken schützt vor Wanken, Loben zieht nach oben“! Und ich muss euch sagen - ja das stimmt. Doch was ist wenn man allen Grund hat zum Loben und zu danken, was macht man, dann?
Hören wir noch einmal das Evangelium aus Lukas 17,11-19: nach der Neuen Genfer Übersetzung:
Lukas 17,11-19.
11 Auf seinem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa.
12 Kurz vor einem Dorf kamen ihm zehn Aussätzige entgegen; sie blieben in einigem Abstand stehen
13 und riefen laut: »Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!«
14 Jesus sah sie an und sagte zu ihnen: »Geht und zeigt euch den Priestern!« Auf dem Weg dorthin wurden sie gesund.
15 Einer von ihnen kam zurück, als er sah, dass er geheilt war. Er pries Gott mit lauter Stimme,
16 warf sich vor Jesu Füßen nieder und dankte ihm. Dieser Mann war ein Samaritaner.
17 Jesus aber sagte: »Sind denn nicht alle zehn gesund geworden? Wo sind die anderen neun?
18 Ist es keinem außer diesem Fremden in den Sinn gekommen, zurückzukehren und Gott die Ehre zu geben?«
19 Dann sagte er zu dem Mann: »Steh auf, du kannst gehen! Dein Glaube hat dich gerettet.«
„Wo sind die anderen neun?“ Haben sie diese Frage noch im Ohr? Jesus fragt den einen Geheilten ganz bewusst: „Wo sind die anderen neun?“ Und ich kann die Frage von Jesus gut verstehen. Zehn Aussätzige, hat Jesus geheilt, aber nur einer kommt zurück, um sich bei ihm zu bedanken.
„Wo sind die anderen neun?“ – aus dieser Frage spricht Verwunderung, aber auch Enttäuschung. Nur einer von zehn! 90% Undankbarkeit – das ist eine viel zu hohe Quote. Vielleicht hat dann Jesus gedacht: „Undank ist der Welt Lohn“! Doch ehe wir über das Ende nachdenken, noch mal von vorne. Was war geschehen?
Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem, als ihm plötzlich 10 aussätzige leprakranke Männer begegnen. Da begegnen ihn zwischen Samarien und Galiläa Menschen. Menschen mit denen keiner etwas zu tun haben will – Aussätzige und damit von der Gesellschaft Ausgestoßene. Denn Leprakranke mussten sich damals in einem Sicherheitsabstand von gesunden Menschen entfernt aufhalten.
Und sie mussten „Unrein! Unrein!“ rufen, wenn ihnen andere Menschen zu nahe kamen. Sie waren total isoliert – und damals gab es noch keine Handys oder e-Mails oder Fernsehen oder Zeitungen.
Das Schlimmste aber war - diese Krankheit war zum Tode. Sie mussten der damals unheilbaren Krankheit langsam aber unausweichlich erliegen. Ein langsames Siechtum war angesagt.
In dieser schlimmen Situation wenden sich die 10 Männer trotz aller Verbote vertrauensvoll an Jesus und sehen in ihm den Helfer, der sie von ihrer Krankheit heilen kann. Sie haben offenbar davon gehört, dass Jesus Macht hat, Wunder zu tun.
Sie überwinden die von Menschen aufgerichteten Barrieren, so ähnlich wie die Flüchtlinge in der vergangenen Woche in Ungarn den aufgebauten Grenzzaun überwunden haben um Hilfe zu finden.
Jetzt stehen die 10 Aussätzigen vor Jesus und hoffen auf seine Hilfe. Und Jesus erkennt in ihnen ihren aufrichtigen Glauben. Er wendet sich ihnen zu.
Auch wenn sie aus der Ferne riefen, sieht Jesus, dass sie ihn ganz nah an sich ran lassen wollten – sowohl äußerlich als auch innerlich. Jesus aber berührt sie nicht und spricht kein Heilungswort, aber er gibt ihnen eine Chance zum Neuanfang. Er hält sich dabei an die gültigen Gesetzte und Regeln. Die Priester entscheiden über die kultische Reinheit. Daher müssen auch diese bei den zehn Aussätzigen die Wiederaufnahme der Kranken in die gottesdienstliche und soziale Gemeinschaft Israels vollziehen, wie es das jüdische Gesetz gebot. Gleichzeitig unterzieht Jesus die zehn Aussätzigen in eine Art Glaubensprobe in dem er sie zu dem Priester schickt, ohne dass er ihnen ein Heilungswort zusagt.
Damit ist alles auf den Glauben gestellt, den sie an das Wort Jesu haben. Sie müssen gegen den Augenschein losgehen und sagen „Herr, auf dein Wort will ich es wagen“, wie es auch der Fischer Petrus einmal zu Jesus sagte.
Sie machen sich also auf den Weg zu den Priestern, wie Jesus es befohlen hatte. Und dann wird ganz unspektakulär davon berichtet, dass sie gesund und rein werden, als sie auf dem Wege sind. Zurückhaltend, fast beiläufig wird vom Wunder der Heilung berichtet. Alle zehn werden von Jesus geheilt.
Soweit so gut, was bisher geschieht ist schon messianisches Wirken.
Doch jetzt kommt das Besondere. Sie werden alle zehn gesund, aber nur eine kehrt um, um sich bei Jesus zu bedanken und Gott zu loben. Und der Eine ist kein Jude. Sondern ein Samariter. Es ist sozusagen ein Fremder.
Und schon merken wir, dass unser Predigttext wieder ganz aktuell in unsere Zeitgeschichte, in unser Heute spricht.
Der Fremde, der Flüchtling, der Gott lobt und Jesus dankt.
Der Eine lobt Gott, aber gesund wurden zehn. Wo sind denn die anderen neun? Der Glaube der Neun anderen war offenbar nur kurz aufgeflammt in ihrer ausweglosen Lage, doch nach der Heilung kam dann die Macht des Alltags und ihr Glaubenslicht war wieder erloschen.
Sie waren zurück im Alltag der äußerlich Gesunden. Sie hatten jetzt noch dringend anderes vor – vielleicht ihre Familien treffen und mit ihnen feiern. Und das ist sicher nicht unbegründet.
Wir kennen nicht ihre Beweggründe im Einzelnen, aber es steht fest, dass sie nicht zu Jesus umkehrten und ihm nicht dankten, obwohl er sie gerade von einer unheilbaren Krankheit geheilt hatte!
Diese Geschichte weist mit großer Schärfe auf die Undankbarkeit der Menschen hin.
Auch heute halten sich zurecht viele Menschen an das Wort aus Psalm 50,15, wo Gott verspricht: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten“. Not lehrt auch heute noch beten. Und vielleicht auch an manchem Flüchtling, der uns begegnet sehen wir es auch.
In Zeiten des Krieges, der Unterdrückung und des Terrors kommen viele Menschen in die Kirchen, um zu beten – und das ist gut so.
Und auch im persönlichen Bereich: Wenn Menschen krank oder verzweifelt sind. Dann probieren sie alles Mögliche aus – auch das Beten.
Doch wie oft wird eigentlich Gott im Nachhinein gedankt, wenn er aus der Not gerettet hat?
Die Bibelstell Psalm 50,15 geht ja eigentlich noch weiter: „… und Du sollst mich preisen!“ Auch heute tut Gott seinen Menschen unendlich viel Gutes. Er erhört Gebete und befreit aus Bedrängnissen, aber ich glaube die Quote ist heute auch sehr ähnlich: 90% wenden sich nicht dankbar an Gott, wenn Ihnen Gutes widerfahren ist, nachdem sie gebetet haben.
Sie freuen sich einfach und nennen es „Glück“ oder „Schicksal“ oder verbuchen es als eigenen Erfolg und bringen es nicht mit Gott in Verbindung.
Das Kurzzeitgedächtnis des Glaubens ist sehr sehr kurz!
Aber doch ist einer umgekehrt und hat Gott gedankt. Und sicher werden die Engel „Halleluja!“ gerufen haben und nicht gleich „Wo sind die anderen neun?“ Doch der umkehrt, ist gerade der andere. Gerade der lobt Gott, von dem man es nicht erwartet hat.
Auch ich will mich heute an dem einen freuen, der zurückgekehrt ist und dessen Glaube sich in Lob und Dank Gott gegenüber gezeigt hat. Und Gott selber hat Interesse an dem Einzelnen und freut sich, wenn nur der eine zu Ihm umkehrt.
Ich will mich mit dem einen freuen, der gemerkt hat: Ich verdanke mein Leben nicht mir selbst und bei meiner Heilung, da war Gott am Werk. Und Jesus sagt zu ihm: „Dein Glaube hat dich gerettet.“
Den eigentlichen Segen und die eigentliche Wendung der Not sieht Jesus also nicht in der Heilung, sondern in der Umkehr und in der Hinwendung zu ihm.
Die neun Undankbaren sind im geistlichen Sinne leider doch krank geblieben – den einen aber hat sein Glaube gerettet.
Er ist nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich heil und gesund geworden. Er hat sich Jesus nicht nur in der Not zugewandt, sondern er hat eine bleibende Hinwendung zu Jesus vollzogen. Denn er fällt anbetend vor ihm nieder – und kommt damit Jesus ganz nahe.
Hinter der Gabe seiner Heilung hat er den Geber aller guten Gaben entdeckt und nicht vergessen.
So wurde die Heilungserfahrung für ihn kein Schlusspunkt, sondern ein Wendepunkt in seinem Leben.
Unsere biblische Geschichte sagt also: Der vertrauende und dankbare Glaube ist das Entscheidende im Leben.
Auch heut machen wir solche Entdeckungen mit Menschen, von denen wir es nicht erwarten. Da fragen auf einmal Menschen nach Gott ganz plötzlich. Da ist das nichtchristliche Ehepaar, das sein Kind taufen lassen will. Es bedrängt den Seelsorger, dass er es tut und es ist bereit einen Glaubenskurs mitzumachen. Natürlich könnte man die Taufe verweigern, weil vielleicht irgendwelche kirchliche Vorschriften nicht genau eingehalten werden. Aber gut dass es da, den Begriff des seelsorgerlichen Ermessen gibt. Denn ich glaube, dass Jesus sehr oft viel größer ist als unsere Vorbehalte.
Die Geschichte stellt die Frage: „Wo sind die anderen neun?“ Damit wird gesagt, auch wenn diese jetzt nicht umgekehrt sind, Jesus sind sie wichtig.
Und sogleich stellt auch die Geschichte an uns heute die Frage, wo sind die anderen. Wo sind die anderen aus unserer Gemeinde. Auch die sind Jesus wichtig!
Wo sind unsere Getauften und Konfirmierten? Denn Taufe und Konfirmation sind eine wichtige, richtige und gute Praxis in unserer Gemeinde als Ausdruck des Heilsgeschehens von Karfreitag und Ostern und sogleich die Einbindung in die Gemeinde.
Aber dennoch sollte es nicht ein Akt der Ausladung, sondern der Einladung sein. Und wir sollten unsere Getauften und Konfirmierten immer wieder einladen. Wie oft tun wir das? Wie oft gehen wir ihnen nach? Wir sind gefragt, sie zu Jesus einzuladen.
Aber nicht nur sie, sondern überhaupt alle Menschen. Sicher unsere Gottesdienste geben es nicht immer her, aber zum Beispiel der bald stattfindende Glaubenskurs und andere offene Veranstaltungen, wie offene Abende im Lutherhaus, Männerkreis und Frauentreff.
Sehr oft bereiten wir unsere Veranstaltungen wunderbar vor, aber wir vergessen, das wichtigste oder führen es nicht konsequent durch – das Einladen – das Ansprechen der Mitmenschen.
In diese Richtung sollten unsere Kräfte und Anstrengungen als Gemeinde weitergehen, immer im Fragen und Aufeinander-Hören, was in unsere Gemeindesituation passt und uns nicht überfordert.
In einem Lied singt Manfred Siebald von den zehn Aussätzigen:
1. »Zehnmal lebenslänglich einsam, zehnmal Hoffnungslosigkeit, / zehnmal fraß der Aussatz Leib und Seele wund. / Bis dann einer ihnen sagte: »Dieser Jesus ist nicht weit / der aus Nazareth macht euch vielleicht gesund.«
Zehn, zehn hat er geheilt, und sie fanden es alle wunderbar. / Zehn, zehn hat er geheilt, doch nur einer, der dankbar war.
2. Alle wurden sie gesund, als sie taten, was er sprach, / und sie wussten kaum wohin mit ihrem Glück. / Stürzten sich ins volle Leben, holten, was sie konnten, nach, / und nur einer kam mit seinem Dank zurück.
Zehn, zehn hat er geheilt, und sie fanden es alle wunderbar. / Zehn, zehn hat er geheilt, doch nur einer, der dankbar war.
3. Wie oft hab ich schon den Aussatz meines Lebens ihm gebracht, / mein Versagen, meine Angst und Traurigkeit. / Und genauso oft hat er mich immer wieder rein gemacht, / von den Dingen, die mich quälten, mich befreit.
Zehn, nein hundertmal hat er mit seiner Hilfe mich bedacht, / und wie oft hab ich meinen Dank ihm zurückgebracht?
Die Erzählung vom dankbaren Samariter hinterfragt mich. Wo ist meine Dankbarkeit, mein Loben Gottes mit lauter Stimme, mein Mich-Hinwerfen vor Jesus – aus Dankbarkeit? Wo ist meine Anbetung? Habe ich dazu Zeit? Wo ist das Nachdenken über mein Leben, mein Nachdenken darüber, wofür ich dankbar sein kann? Eigentlich ist das gesamte Kirchenjahr eine einzige Einladung zur Dankbarkeit.
Wir danken Gott an Weihnachten dafür, dass ..., wir danken am Erscheinungsfest, an Karfreitag, an Ostern, Pfingsten, beim Erntedankfest ... (ausführen).
Ist dies für mich nicht alles schon längst selbstverständlich geworden? Auch dafür, dass ich daher Gott einfach so meine Schuld und mein Versagen, alle meine Ängste und Bedrängnisse abgeben kann? Dass ich immer wieder sündige, Dinge tue, die ich nicht will, und sie 100 mal Jesus sage und er mir vergibt und mein Leben segnet – alles selbstverständlich?
Der Samariter ist umgekehrt und hat Gott mit lauter Stimme für seine Heilung gelobt. An ihm kann ich sehen, was rettender Glaube ist: Hören auf Jesus, gehen, geheilt werden, sich bekehren, umwenden, Gott loben und Jesus danken.
Ich merke: Der Predigttext wendet sich direkt an mich. Erweckung zum Hören, zur Umkehr, zur Anbetung, zur Dankbarkeit geht immer wieder von Gott aus.
Ich will mich dazu immer wieder neu erwecken lassen.
Das gilt für unsere ganze Gemeinde.
Unsere Gruppen und Kreise sollen Orte der Anbetung, des Dankes an Gott sein.
In diesem Sinne: Herr, erwecke deine Kirche und fang bei mir an.
Amen.
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