Wir wollen Jesus sehen

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Transcript
Wir wollen Jesus sehen Johannes 12,20-26
Die Gnade unsers Herr Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen.
Einleitung
Liebe Gemeinde,
haben Sie schon einmal einen echten VIP getroffen – eine Very Important Person also eine superwichtige Person.
Sicher müssen wir uns erst einmal die Frage stellen: wer ist denn für uns so eine superwichtige Person? Was macht sie aus?
Wenn wir heute eine Umfrage unter Menschen machen würden kämen da ganz unterschiedliche Bewertungskriterien heraus. Für den einen wäre es ein berühmter Politiker, bei dem anderen ein Fußballer, bei dem dritten ein Musikstar und bei einem vierten noch ein ganz anderer.
Aber alles haben etwas gemeinsam, man möchte denjenigen treffen und ihn kennen lernen und nach Möglichkeit auch Zeit mit ihm verbringen.
Man wäre bereit für diese Begegnung Zeit und Geld zu opfern. Manchmal sogar sehr viel, richtig viel auch an Lebenszeit. Man wartet um ihn zu sehen.
Von eine VIP-Begegnung hören wir heute auch an diesem Sonntag, von einer VIP-Begegnung in Jerusalem vor fast 2000 Jahren.
Da waren Leute, die wollten Jesus treffen. War er denn wirklich schon so ein VIP, dass man ihn nicht ohne weiteres treffen konnte? Oder hatten die Menschen ein besonderes Bild und eine besondere Erwartung von Jesus, dass es ihnen schwer fiel, den wahren Jesus zu sehen?
Jesus sehen – Jesus begegnen, scheint damals nicht ohne weiteres möglich gewesen zu sein, obwohl er öffentlich da war
Jesus sehen – Jesus begegnen, scheint auch heute nicht ohne weiteres möglich zu sein, obwohl doch seine Botschaft öffentlich verkündet wird.
Welche Erwartungen hatten die Menschen damals an Jesus? Welche Erwartungen haben wir und unsere Mitmenschen heute an ihn? Stehen diese Bilder und Erwartungen vielleicht nicht auch wie Mauern zwischen ihm und uns und verhindern die wahre Begegnung.
Wie sieht die Antwort auf die Frage aus: Wir wollen gern Jesus sehen?
Hören wir noch einmal das Evangelium aus Johannes 12,20-26 nach der Neuen Genfer Übersetzung:
Johannes 12,20-26
20 Unter denen, die zum Fest nach Jerusalem hinaufgezogen waren, um anzubeten, befanden sich auch einige Leute nichtjüdischer Herkunft.21 Sie wandten sich an Philippus, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und baten ihn: »Herr, wir möchten gern Jesus kennen lernen.«22 Philippus ging zu Andreas und teilte ihm das mit, worauf Andreas und Philippus zusammen zu Jesus gingen, um es ihm zu sagen.23 Jesus gab ihnen zur Antwort: »Die Zeit ist gekommen, wo der Menschensohn in seiner Herrlichkeit offenbart wird.24 Ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es ein einzelnes Korn. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.25 Wem sein eigenes Leben über alles geht, der verliert es. Wer aber in dieser Welt sein Leben loslässt, der wird es für das ewige Leben in Sicherheit bringen.26 Wenn jemand mir dienen will, muss er mir nachfolgen. Und da, wo ich bin, wird auch mein Diener sein. Wer mir dient, den wird der Vater ehren.«
Zu Jesus finden
Es war damals schon ein großer Trubel um das Passafest herum in Jerusalem. Viele Juden sind bemüht dieses hohe Fest in Jerusalem zu feiern, Es ist das große Fest, bei dem man dem auszugaus Ägypten feiert und damit dem Beginn der Geschichte Gottes mit seinem Volk. Für die Juden war und ist es das höchste Fest.
Nun sind auch Griechen dabei. Hellenen ist hier der Begriff für die Nichtjuden, die aber mit der jüdischen Religion sympathisieren oder schon zum Judentum übergetreten sind und nun „Proselyten“ waren. Vielleicht waren es aber auch nur Religionstouristen, wie wir das heute kennen und von denen es auch heute eine ganze Menge gibt, die es einfach spannend finden einen andere Religion kennen zu lernen.
Alle sind jetzt hier um das Passafest mitzufeiern. Und dann hört man von Jesus – er sei ein großer Lehrer, ein Heiler, einer der Wunder tut und noch vieles mehr. Da möchte man ich doch kennen lernen.
Und dann ist es vielleicht gut, wenn man „eben jemanden kennt, der jemanden kennt“ Und wenn es der Schwager der Großcousine des ersten Freundes oder der ersten Freundin ist.
Vielleicht ist es so gegangen. Auf jeden Fall wird uns hier im ersten Teil unseres Textes etwas gezeigt was für die missionarische Arbeit wichtig ist.
Die Menschen, die auf der Suche sind, wenden sich nicht direkt an einen Pfarrer oder eine Pfarrerin, sondern immer zuerst an Menschen, die am Rande stehen, die eine ähnliche Herkunft wie sie haben, die sie kennen.
So wenden sich die Griechen an den Jünger Jesu, der einen griechischen Namen hat, an Philippus, den Pferdefreund. Warum Philippus dann erst noch Andreas anspricht, können wir nicht ergründen
Warum Philippus dann erst noch Andreas anspricht, können wir nicht ergründen. Vielleicht weil er sich überfordert fühlt? Dann ist es gut, dass jemand gibt an den man sich wenden kann. Mit dem man gemeinsam die Aufgabe bewältigt.
Begegnung mit Jesus
Jesus lässt sich ein auf die Begegnung. Doch was erwarten die Leute von ihm? Davon steht nicht viel drin. Aber die Begegnung mit Jesus wird sicher anders gewesen sein als ihre Erwartung, denn die Antworten von Jesus zeugen von Radikalität und Vollendung, aber in einer anderen Weise als sich das die Menschen und die Anhänger von Jesus bisher vorstellten.
Der Menschensohn soll verherrlicht werden, aber eben
nicht durch Lob und Herrlichkeit, sondern durch Spott und Schande
nicht durch Schönheit und Anmut, sondern durch Schmerz und Leid
nicht durch einen Sieg auf dem Thron, sondern durch ein Sterben am Kreuz
Das sterbende Weizenkorn ist das Bild für sein Sterben am Kreuz. Die Erde ist der Raum des Todes und doch auch der Raum des Lebens, aus dem wieder neues Leben hervorbricht. Ein Leben, das hundertfältige Frucht bringt.
Es ist nicht der Weg nach oben in Größe und Herrlichkeit, der Jesus an Ziel bringt die Liebe Gottes des Vater zu den Menschen zu bringen, sondern es ist der Weg an Kreuz und Tod. Bis hinein in die tiefste Todesverlassenheit „Mein Gott mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“
Von ihm selber wird viel verlangt. Es wird alles verlangt. Gott erwartete von Ihm, alles aufzugeben und in Demütigung, in Schmerzen und schließlich in den Tod hinabzusteigen. Aber nur so konnte Jesus seinen Auftrag erfüllen.
Diese Radikalität des Auftrages Jesu hat dazu geführt, dass sich viele von ihm abgewendet haben. Mancher hat heute noch „Hosianna dem Sohne Davids gerufen“ und morgen gehörte er aber zu denen, die dann „Kreuzige ihn“ gerufen haben.
Die Radikalität der Nachfolge
Denen die bei Jesus blieben, machte er vor seinem Weg zum Kreuz deutlich, dass es bei ihm nicht um die Herrschaft geht. Es gab ja ein paar Jünger, die wollte sich schon ein paar gute Plätze in Jesu zukünftigen Reich sichern. Dem hatte Jesus eine Absage erteilt.
Jesus ruft zur Nachfolge auf. Und die ist radikal. Davon haben wir ja am vergangenen Sonntag gehört. Ich zitiere nur noch einmal den Wochenspruch der vergangenen Woche:
„Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. (Lk 9, 62)“
Diese Nachfolge geht bei Jesus soweit, dass man sein Leben nicht an erster Stelle stehen hat. In der Lutherübersetzung steht sogar das radikale Wort „haßt“.
Martin Luther hat einmal gesagt: „Woran du nun, sage ich, dein Herz hängst und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott.“ Damit ist eigentlich die Frage geklärt, was Nachfolge heißt. Ich muss mir nur diese Frage stellen: „Woran hängt mein Herz?“
Das heißt doch, wer bestimmt mein Leben? Ist es Jesus Christus?
Und noch ein weiterer Punkt wird deutlich: Dienst und Nachfolge gehören zusammen.
Vor ein paar Tagen haben wir den Weltgebetstag der Frauen gefeiert. Da wurde es uns mit der Fußwaschung verdeutlicht, wie Menschen gerade durch das Dienen verwandelt werden und zwar beide Seiten, der der im Namen Jesu Dienst tut und der, der im Namen Jesu den Dienst erfährt.
Dienen gehört zur Nachfolge und Nachfolge gehört zum Dienen – der Weg Jesu war nie ein Weg, der oben lang ging und sollte es auch nicht bei denen sein, die ihm nachfolgen.
Für uns als Gemeinde und als Christen ist es darum wichtig, dass wir einander und anderen im Namen Jesus dienen. Wichtig ist es auch dass da wo wir als Kirche und Diakonie professionellen Dienst anbieten, dass dieser dennoch auch heute noch im Namen Jesu geschieht und nicht nur um damit Geld zu verdienen.
Letztlich soll alles geschehen, dass Gott verherrlicht und sein Reich vollendet wird.
Mit Jesus auf den Weg machen
Auch heute haben viele ein falsches Bild von Jesus und vom Reich Gottes, so wie vielleicht die Griechen damals. Manche fasziniert von seinem Reden und Tun, manche würden am liebsten auch in Jesus-Latschen wie Jesus durchs Land ziehen. Manche sehen in ihm einen interreligösen Friedensstifter und noch vieles mehr. Es gibt auch heute die verschiedensten Vorstellungen über Jesus.
Doch am Ende haben viele mit dem Geschehen am Kreuz ein Problem, denn bei den meisten passt es nicht in ihr Bild, dass dieser Jesus leiden und sterben musste. Dass er den Weg des Leidens, an Kreuz und in den Tod ging, ist auch für viele heute ein Stein des Anstoßes und eine Dummheit.
Für ihn war es aber der einzige Weg zum Heil.
Und uns heute lädt er ein. ihm nachzufolgen, seinen Weg mitzugehen, unser Bild und unsere Vorstellungen von ihm verändern zu lassen. Und den Weg der Nachfolge und des Dienens zu gehen. Und das nicht nur am Sonntag, sondern auch am Montag und an jedem anderen Tag in unserem Alltag.
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es ein einzelnes Korn. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.
Der Friede Gottes,
welcher höher ist als alle Vernunft,bewahre eure Herzen und Sinne
bewahre eure Herzen und Sinne
in Christus Jesus.
Amen.
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