Jesus am Kreuz

Sermon  •  Submitted
0 ratings
· 3 views
Notes
Transcript

Jesus am Kreuz

Liebe Gemeinde,
eigentlich haben wir es fast in unserer Kirche zu suchen, das Kruzifix auf dem Altar. In anderen Kirchen finden wir größere und markantere.
Aber dennoch haben wir dieses Kruzifix jeden Sonntag im Gottesdienst vor Augen.
Da hängt ein Mensch am Kreuz. Wie kann am das abbilden? In manchen Kirchen lebensgroß, in unseren etwas kleiner. Und es soll sogar Leute geben die hängen sich ein Kruzifix als Kette um den Hals. Es geht doch eigentlich um etwas ganz schreckliches. Müssten wir nicht vor solchen Abbildungen erschaudern.
Nun es geht gar nicht um die schrecklichen Details der Kreuzigung.
Die vier Evangelien sind an dieser stelle sehr nüchtern und malen das ganze Geschehen nicht aus.
Es geht bei uns um etwas anderes. Es geht darum, ob wir uns nicht schon längst an das Kreuz gewöhnt haben und das Unerhörte des Kreuzes von Jesus gar nicht mehr erkennen und sehen.
Das war bei den Jüngern von Jesus ganz anders. Für sie starb dort am Kreuz eben nicht nur Jesus, sondern auch ihr Glaube. Da hatten sie doch mit Jesus soviel erlebt, so viel von ihm gehört! Sollte das alles vorbei sein?
Irgend wie war das jetzt für sie skuril. Sie haben mit seiner Herrschaft gerechnet – und jetzt so ein erbärmliches Ende? Gefangengenommen,
lächerlich gemacht, und am Ende hingerichtet wie ein Verbrecher. Das kann doch nicht Gottes Sohn sein? Nein, nein, nein!
Damit war doch klar, dass Gott nicht auf der Seite von Jesus war, sondern ihn verworfen hat. Den Tod eines Verbrechers:
»Du bist es nicht wert zu leben. Hättest du dich auf Gottes Seite
gestellt, wäre dir dies nicht passiert.«
Klar, dass sich die ersten Nachfolger von Jesus nicht an das Kreuz gewöhnen konnten. das sein Kreuz gewöhnen! Wer so schändlich stirbt, ist von Gott verlassen! Aber sie haben mit dem Tod von Jesus gerungen. Und sie haben danach gesucht diesen Tod zu verstehen. Und sie haben es gefunden. Worte des Propheten Jesa´ja Kapitel 52 und 53. Diese Worte haben ihnen zu einer neuen Sicht des Kreuzestodes von Jesus verholfen. Es ist das sogenannte vierte
Lied vom Gottesknecht und es lautet:
Jesaja 52,13 -53,12
13 Siehe, meinem Knecht wird's gelingen, er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein.
14 Wie sich viele über ihn entsetzten, weil seine Gestalt hässlicher war als die anderer Leute und sein Aussehen als das der Menschenkinder, 15 so wird er viele Heiden besprengen, dass auch Könige werden ihren Mund vor ihm zuhalten.
Denn denen nichts davon verkündet ist, die werden es nun sehen, und die nichts davon gehört haben, die werden es merken.
1 Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und wem ist der Arm des HERRN offenbart?
2 Er schoss auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit.
Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte.
3 Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit.
Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.
4 Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen.
Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.
5 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen.
Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
6 Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.
7 Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.
8 Er ist aus Angst und Gericht hinweggenommen. Wer aber kann sein Geschick ermessen?
Denn er ist aus dem Lande der Lebendigen weggerissen, da er für die Missetat meines Volks geplagt war.
9 Und man gab ihm sein Grab bei Gottlosen und bei Übeltätern, als er gestorben war, wiewohl er niemand Unrecht getan hat und kein Betrug in seinem Munde gewesen ist.
10 So wollte ihn der HERR zerschlagen mit Krankheit.
Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Nachkommen haben und in die Länge leben, und des HERRN Plan wird durch seine Hand gelingen.
11 Weil seine Seele sich abgemüht hat, wird er das Licht schauen und die Fülle haben.
Und durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden.
12 Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben und er soll die Starken zum Raube haben, dafür dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter gebeten.
Dieses Lied ist schon Jahrhunderte vor dem Tod Jesu von Jesaja über einen Knecht geschrieben, den man genauso wie Jesus auf den ersten Blick nicht sofort erkannt hat. Es war offenbar ein Mann mit unansehnlicher Gestalt. Ein kranker Mann, sogar so krank, ihn mied und verachtete. Vom Äußeren hat man auf sein Inneres geschlossen und ein hartherziges Urteil über ihn gesprochen. Gnadenlos dieses
Urteil, wie heute oft auch. Nur das Äußere zählt. Gut auszusehen, so wirds verlangt.
Was wird nicht alles in die Schönheit investiert! Und wie gnadenlos sind die Urteile, wenn jemand den Schönheitsidealen nicht entspricht. In der Schule haben ein Großteil der Mobbingfälle die Ursache im
äußeren Erscheinungsbild. Schön und gesund, das soll die Norm sein, an der wir gemessen werden. Und das Kranke und Nichtansehnliche, das Altern und das Gebrechliche macht uns ratlos und hilflos.
Auf den ersten Blick also war der sogenannte Gottesknecht überhaupt nicht attraktiv. Man hat ihn kaum eines Blickes gewürdigt.
Doch der zweite Blick ist entscheidend. Der Blick hinter die Fassade. Genau diesen Blick bot den ersten Christen die Worte aus Jesaja 53. So erschreckend und verachtenswert der Gottesknecht auch geschildert wird, die Bedeutung von ihm ist so überraschend anders, dass sich hier plötzlich eine neue Perspektive auftut – auch im Blick auf den Kreuzestod von Jesus. Das Leiden und Sterben des Gottesknechtes wird gerade nicht als Strafe oder Todesurteil Gottes gesehen, sondern genau das Gegenteil: Weil er so verachtet und geschlagen ist, steht Gott besonders für ihn ein. Er leidet
nicht, weil Gott gegen ihn ist, sondern weil Gott für ihn ist. Hier gilt eben nicht der alte Tun-Ergehen, wie wir es sonst oft aus dem Alten Testament kennen: Wenn es dir schlecht geht, dann hast du auch schlecht gelebt. Nein, hier ist genau das Gegenteil der Fall. Dem Gottesknecht geht es gerade so schlecht, weil Gott für ihn ist. Das ist ein radikal neuer Gedanke!
Jes 53,4-5 lesen:
4 Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen.
Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.
5 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen.
Damit wird deutlich: Das Leiden dieses Knechtes ist ein unschuldiges,
unverdientes Leiden. Es weist genau auf auf Jesus Christus.
2. Vom Blick auf Christus zum Blick auf mich
Jesus Christus als der, der für mich leidet und stirbt.
Das war eine wahrhaft neue Erkenntnis für diejenigen, die ganz nahe am Kreuzesgeschehen lebten. Eine Erkenntnis, die sogleich auch erschreckend ist. Wie ist das möglich, dass diesem Gerechten
so viel Ungerechtigkeit geschieht? Steht es so schlimm um uns, dass Jesus so viel Leiden und Gottverlassenheit erfahren musste?
Ja, denn, wenn ich Jesus Christus als den erkenne, der für mich den
Leidens- und Sterbensweg gegangen ist, dann wird mir auch bewusst, wie es wirklich um mich steht. Es ist jetzt die Liebe Gottes, die mir das zeigt, und nicht irgend ein moralische Zeigefinger.
Die ersten Christen haben erfahren: Wir Menschen sind von Gott so unendlich geliebt, weil er seinen Sohn für uns gibt. Er sucht so unsere Gemeinschaft, möchte uns aus unserer Gottesferne befreien. Er bereit ist, den höchsten Preis zu zahlen: den Tod seines Sohnes.
Er bereit ist, den höchsten Preis zu zahlen: den Tod seines Sohnes.
Es hier nicht um ein paar moralische Verfehlungen, von denen wir
erlöst werden müssen. Es geht um ein Leben ohne Gott.
Mit wenigen Worten wird es uns gemacht, wie das aussieht: (Jes 53,6 lesen).
6 Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.
Ein jeder sah auf seinen Weg: also wir sin alle Egoisten und sehen nur auf das, was mir selbst dient, was mir wichtig ist. Egal, was mein Mitmensch braucht, geschweige denn, was Gott von mir fordert.
Es geht also nicht nur darum, ob ich schon mal gestohlen habe
oder die Ehe gebrochen oder gelogen habe, sondern um meine gesamte Lebenshaltung?
Nun darüber kann man schon einen mächtigen Schreck bekommen. Da führt mich der Blick auf den Gekreuzigten zu einem erschrockenen Blick auf mich selbst. Das ist der »erste
zweite Blick«. Aber es gibt noch einen anderen zweiten Blick, nämlich den von mir weg – hin zu Christus.
39
3. Der Blick weg von mir hin zu Christus
Genau dazu laden uns V. 4-6 ein. (Nochmals verlesen.)
4 Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen.
Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.
5 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen.
Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
6 Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.
Fällt Ihnen auf, wie oft betont wird: »um unseretwillen«?! Martin Luther hat es noch deutlicher gefasst: »Für mich« hat Jesus Christus das ganze Leid getragen. Ich möchte das mit einer Geschichte von Axel Kühner verdeutlichen:
Ein Segelschiff war auf seiner Fahrt von Bremen nach Valparaiso unterwegs.
Die Hälfte der Route war gerade zurückgelegt, als der Kapitän Peter Jensen schwer krank wurde. Als er spürte, dass er nicht wieder gesund werden würde, ließ er den ersten Steuermann rufen und empfing ihn mit den Worten: »Mit mir geht es zu Ende. Ich werde den Hafen nicht mehr erreichen. Aber wie komme ich in den Hafen bei Gott? Sagen Sie mir doch, was ich machen soll!«
Der Steuermann antwortete ratlos: »Kapitän, das weiß ich auch nicht. Ich habe immer
meine Pflicht getan, aber um Gott und solche Dinge habe ich mich nicht gekümmert.«
Auch der zweite Steuermann und die anderen Besatzungsmitglieder konnten dem Kapitän nicht raten und helfen. Als Letzter wurde der Schiffsjunge gerufen.
»Karl Müller, hast du eine Mutter zu Hause?«, fragte der Kapitän. »Jawohl, Herr Kapitän.« –»Hat sie dich beten gelehrt?« »Jawohl, Herr Kapitän. Und als ich abreiste, hat sie mir eine Bibel geschenkt!« – »Hast du die Bibel hier, mein Junge?« –
»Jawohl, Herr Kapitän. Und ich habe meiner Mutter versprochen, täglich darin zu lesen.« – »Hol die Bibel und lies mir daraus etwas vor, das zum Sterben hilft!« Der Schiffsjunge holte seine Bibel und las Jesaja 53 vor. Beim fünften Vers stockte er und fragte: »Herr Kapitän, darf ich den Vers so lesen, wie ihn mir meine Mutter lesen lehrte?« – »Ja, lies.« Da las der Junge: »Aber er ist um Karl Müllers Missetat
willen verwundet und um Karl Müllers Sünde willen zerschlagen. Karl Müllers Strafe liegt auf ihm, auf dass Karl Müller Frieden hätte, und durch seine Wunden ist Karl Müller geheilt!« – »Halt!«, rief der Kapitän und richtete sich mühsam auf.
»Das ist es, was ich brauche. Lies den Vers noch einmal und setze meinen Namen ein!«
Der Schiffsjunge las: »Aber er ist um Peter Jensens Missetat willen verwundet und um Peter Jensens Sünde willen zerschlagen. Peter Jensens Strafe liegt auf ihm, auf dass Peter Jensen Frieden hätte, und durch seine Wunden ist Peter Jensen geheilt!«
Heute am Karfreitag denke wir nicht einfach an den Tod von Jesus, sondern wir fragen uns ganz konkret, was hat er für uns zu bedeuten. Der Kapitän hat die Bedeutung für sein Leben und Sterben begriffen und darauf vertraut. Auch wir alle sind eingeladen, diesen Worte in unsere Lebenssituationen hineinzubuchstabieren. Bis hinein in unsere eigene Krankheit. Auch für uns kann es heißen: »Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen« – wer die Kreuzesschmerzen ertragen hat, der kann wahrhaft nachfühlen, wie es uns in unseren Krankheitssituationen geht.
Wer gelitten hat bis zum Tod, der kennt auch Leiden in der schwersten Form und begleitet uns darin. Ja, nicht nur das: Er hat auch die Macht, aus Krankheitssituationen herauszuretten oder sie zumindest erträglicher zu machen.
Wir sind eingeladen, von Christus her unseren Blick weiten zu lassen. Am Ende heißt es vom Gottesknecht: (V12)
12 Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben und er soll die Starken zum Raube haben, dafür dass er sein Leben in den Tod gegeben hat und den Übeltätern gleichgerechnet ist und er die Sünde der Vielen getragen hat und für die Übeltäter gebeten.
Schon das Leiden des Gottesknechtes wird im Alten Testament somit nicht nur auf das Volk Israel bezogen, sondern die Vielen in den Blick genommen. Damit sind auch Völker außerhalb des Volkes Israel gemeint.
Wie viel mehr gilt das für den Kreuzestod Jesu!
Johannes drückt es im Johannesevangelium einmal ganz umfassend aus: »Also hat Gott dieWelt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben« (Joh 3,16).
So lasst uns diesen Karfreitag und das Abendmahl feiern im persönlichen Glauben und persönlicher Dankbarkeit für all das, was Jesus am Kreuz vollbracht hat, und zugleich mit weitem Blick auf unsere Mitmenschen in unserem Land und anderen Nationen, denen dieses Heil genauso gilt und die die Erlösungstat von Jesus am Kreuz genauso brauchen.
Amen
Related Media
See more
Related Sermons
See more