Der richtige Zeitpunkt

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Der richtige Zeitpunkt

Liebe Gemeinde,
sicher haben Sie auch in der vergangenen Woche den Besuch von Barak Obama in Berlin verfolgt.
Wer ist er , dass man bei ihm so einen riesen Aufwand betrieben hat? 8000 Polizisten und noch 200 eigene Sicherheitskräfte, zahlreiche Absperrungen und viele Kontrollen. Und das nur für einen 26 stündigen Besuch. Und kaum einer hat sich über diese Kosten dafür aufgeregt. Warum nicht? Weil er der Präsident der USA ist.
Wenn er in 4 Jahren wieder nach Berlin kommen würde, wäre der Aufwand nicht mehr so groß. Höchstens noch ein paar Bodyguards. Denn dann ist er kein Präsident mehr.
So bestimmt das Amt den Menschen - wenigstens so kann es in der Politik so sein. Das ist in der großen Weltpolitik so, aber es ist auch in unserer Regionalpolitik so.
Dennoch würde gern mancher von uns gern einmal im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen. Doch das hat auch seine negativen Folgen. Man wird angreifbar. Heutzutage werden Leute, die in der Öffentlichkeit stehen bis in die letzte Privatsphäre verfolgt Obamas Familie musste das auch in Berlin erleben. Da wurde sogar das Foto vom Kassenzettel per Twitter verbreitet, über die Dinge, die seine Töchter dort eingekauft haben.
Aber prominent zu sein, schützt dennoch nicht immer davor, dass jemand nicht ins Gefängnis kommt, wenn er die Regierung in seinem Land kritisiert. Das wissen wir aus solchen Ländern wie in Russland und in China, wo es auch Prominente gibt, die im Gefängnis sitzen. In China ist es der Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo.
Auch Johannes der Täufer saß im Gefängnis, weil er den damaligen Herrscher Herodes wegen seiner familiären Situation kritisierte. Er wurde deswegen auch später getötet.
Für Jesus war es ein Grund über Johannes, seine Sendung und seine Auftrag zu sprechen. Wir lesen Matthäus 11,1-15:
Matthäus 11,11-15
Jesus spricht:
11 Ich sage euch: Unter allen Menschen, die je geboren wurden, hat es keinen Größeren gegeben als Johannes den Täufer; und doch ist selbst der Geringste im Himmelreich größer als er.
12 Von der Zeit an, als Johannes der Täufer auftrat, bis zum heutigen Tag bricht sich das Himmelreich mit Gewalt Bahn, und Menschen4 versuchen mit aller Gewalt, es an sich zu reißen.
13 Denn alle Propheten und das Gesetz kündigten ´das Himmelreich` an, bis Johannes kam.
14 Und wenn ihr es gelten lassen wollt: Er ist Elia, dessen Kommen vorausgesagt ist.
15 Wer Ohren hat, der höre!
Wer ist er?
Wer ist nun Johannes der Täufer? Ein Wanderer zwischen den Zeiten? Der Prophet zwischen dem Alten und dem Neuem Bund Gottes mit den Menschen. Einer der einen neuen Aufbruch verkündet. Also ein Wegbereiter?
Er begegnet uns heute als Zeuge der Verheißung.
Ich habe ein Uhr, wenn sie länger nicht gebraucht wird, stellt sie sich auf 12.00 Uhr und wenn ich sie dann wieder benutze, steht sie dann spätestens nach 10 Minuten wieder auf der richtigen Zeit. Und diese Zeit kann ich auch nicht manipulieren. Das Signal, das die Uhr einstellt, ist so, dass es nicht manipuliert werden kann. Auch wenn. Die Uhr sich auf 12.00 Uhr zurückstellt. Die eigentliche Zeit läuft immer weiter und das Zeitsignal stellt dann die Uhr entsprechend ein.
Wir werden immer älter. Wir sind heute ein Jahr älter als vor 365 Tagen. Diese Zeit lässt sich nicht aufhalten Und die Gräber auf den Friedhof sind auch Zeugen dieser Zeit. Im Griechischen nennen wir diese Zeit Chronos.
Aber im Griechischen und auch in der Bibel begegnet uns noch eine andere Zeitform. Es ist der Kairos. Es ist der Zeitpunkt. Es ist das Heute, es ist das Jetzt. Im Hebräerbrief lesen wir: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.“ (Hebräer 3,7-8a) Das ist damit gemeint, dieser Zeitpunkt. Und wir spüren in unserem Leben, dass wir nur allzu oft diesen richtigen Zeitpunkt verpasst haben oder verpassen. Manchmal merken wir nicht, was die Stunde geschlagen hat.
Von einem ganz bestimmten Kairos schreibt eben auch die Bibel. Der Apostel Paulus fast es im Galaterbrief 4,4 zusammen, wenn er da sagt: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan ...“
Genau dies ist der Zeitpunkt des Sohnes Gottes. Wo aber der Sohn Gottes seinen Zeitpunkt hat, hat auch Johannes der Täufer als Zeuge der Verheißung seinen Zeitpunkt. Er wird zum Wegbereiter des Sohnes Gottes. Hier findet er seine Lebensaufgabe. Nicht er ist der Sohn Gottes, sondern er ist Zeuge dafür, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist.
Dennoch stehen die Fragen im Raum: Wer ist er? Was sagt nun Jesus über ihn?
Mit seinem Wirken finden wir ihn irgendwie zwischen den Zeiten. Noch ist er dem alten Bund Gottes mit seinem Volk Israel verhaftet. Aber er steuert schon auf den neuen Bund Gottes hin, den er auch mit den Heiden, also den Nichtjuden, durch seinen Sohn Jesus Christus geschlossen hat.
Ich kann mir am ehesten denken, dass die etwas älteren unter euch das etwas mit der Stimmung der Wendezeit nachspüren können – des nicht mehr sein und des noch nicht gekommen.
Jesus selber spricht über Johannes, dass er größer ist als jegliche Prophet, aber dass er dennoch auf die Seite der Wartenden gehört.
Noch ist der Umbruch nicht da – aber wir stehen kurz davor.
Ich liebe diese Kreuzigungsszene des Isenheimer Altars, besonders wo Johannes der Täufer mit seinen überlangen Finger auf Jesus am Kreuz verweist. Genau dieser Finger ist zum Symbol für das Wirken von Johannes geworden. Er macht uns deutlich, dass Johannes der Zeuge dieser Verheißung ist. Er hat das Gespür für den Sohn Gottes. Er hat das Gespür für den richtigen Zeitpunkt, wenn er den Menschen damals zuruft, „Das Himmelreich ist nahe herbei gekommen.“ So macht er auch ihnen klar, dass er nicht der Messias ist, sondern Jesus. Er nimmt sich darum auch zurück und sagt: „Er muss wachsen ich aber muss abnehmen.“ Das zeugt sogleich auch von der Größe seiner Person.
Die besondere Aufgabe von Johannes des Täufers war es der Bote zu sein der den Weg des Kommenden bereitet. Das macht ihn größer als alle Propheten, die vor ihm waren. Das macht ihn Größer als alle Menschen, die jemals von er Frau geboren wurden. Er war einerseits selbst Wartender und anderseits bringt er den Kommenden unter die Menschen.
Johannes der Täufer steht als der Wartende an der Schwelle des Kommenden. Doch dieses Warte geht auch durch die Krise des Zweifels. Darum im Gefängnis sitzend lässt er durch seine Jünger an Jesus wenige Verse vor unserem Predigttext die Frage ausrichten: „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten? (Mt 11,3)
Ich weiß nicht wie fest euer Glaube als Christ. Mit diesen Zweifeln wird mir Johannes der Täufer sehr sympathisch. Denn dass zeigt mir, dass auch mein Glaube durch Zeiten der Krise gehen darf.
Denn auch wir sind ja wie Johannes der Täufer Wartende. Das macht uns auch unser Friedhof deutlich. Wir warten auf die Auferstehung und ein Leben in Gottes Herrlichkeit. Wir warten auf das zweite Kommen unseres Herrn Jesus Christus. Wir warten auf das ewige Leben mit und bei Gott.
Bei Johannes war es der Kairos – der Zeitpunkt Zeuge für das Kommen des Sohnes Gottes zu sein – bei uns wird der Kairos – der Zeitpunkt kommen, wo Gott in Jesus wiederkommen wird. Sind wir bereit für diesen Zeitpunkt? Oder haben wir uns hier und jetzt dazu zu bequem eingerichtet? Weisen wir die anderen Menschen überhaupt noch auf diesen Gott und Herrn noch mit unserem Leben und sein hin? Weisen wir sie darauf hin, dass es bei Gott das neue Leben gibt?
Wir sind gefordert.
Johannes sitzt im Gefängnis, als Jesus über ihn spricht. Und er bekommt seine Zweifel. So stellt er jetzt die Frage nach dem Handeln und nach der Vollmacht Jesu: „Bist du es?“
Jesus sagt nicht „Ja“ und nicht „Nein“, sondern weist auf seine Zeichen und Handlungen hin. Genau das soll geschehen wenn der Messias, wenn der Retter kommt. Und so ist es auch noch heute. Da wo wo die Taten Jesu geschehen, wo das Evangelium verkündigt wird, wo Menschen zum Glauben finden, da bricht Gottes Reich an. Wenn Menschen diesem Jesus begegnen, werden sie durch ihn verändert. Das gilt damals, wie heute. Aus Verbrecher werden Jünger, Kranke werden geheilt, Tode stehen auf, und allen Menschen wird das Evangelium verkündigt.
Die Verkündigung des Evangeliums stieß schon damals zur Zeit von Johannes, dem Täufer und Jesu auf den Widerstand der Leute, besonders dann wenn damit die Veränderung des Lebens gefordert wird. Das Kommen des Reiches Gottes stößt Widerstand in dieser Welt, aber nicht nur auf irdischen Widerstand, sondern auch auf den Widerstand von überirdischen, über individuellen und übermächtigen Mächten, die die Menschen versklaven.
Heute im Jahr 2013, steht das Reich Gottes, von dem wir als Christen die Lösung aller unserer Probleme erwarten, im Widerstand zu dieser Welt, in der wir leben. Und der Widerstand hat sich in den letzten 5 Jahren auch hier in Deutschland enorm verschärft. Sicher können wir als Christen unseren Glauben frei leben, aber man muss doch ehrlich sagen, dass in manchen Bereichen die Politik mittlerweile nicht mehr sehr christenfreundlich ist. Natürlich nicht bei weiten so schlimm, wie in manchen Teilen unserer Welt, wo Christen um ihres Glaubens willen verfolgt werden.
Es wird deutlich – das Himmelreich – das Reich Gottes ist ein Skandal in unserer Welt.
Mit dem Kommen Johannes des Täufers und seiner Ankündigung des Messias das Kommen des Reiches Gottes angebrochen. „Das Himmelreich ist nahe herbei gekommen.“ Mit seiner Botschaft steht der Täufer an der Schwelle zum Zukünftigen.
Der Täufer ist mit seinem Wirken und mit seiner Botschaft das unübersehbare Signal. Johannes der Täufer spricht in seiner Botschaft vom Gericht Gottes. Er spricht vom künftigen Zorn, von der Axt, die schon zum Hieb bereit ist, vom Fegen der Tenne und dem unauslöschlichen Feuer.
Es war seine Aufgabe, als Prediger in der Wüste, das Gericht Gottes und sogleich das Kommen des Menschensohnes anzusagen.
Jesus weiß das dann anderes. Er verkündigt den Sieg der Gnade und der Liebe Gottes für alle, die sie annehmen wollen. Das Gericht Gottes findet statt, aber nur einer muss es erleiden Gottes Sohn.
Sogleich stellt uns Gott an die letzte Schwelle zwischen Leben und Tod, die wir - Gott weiß, wann - überschreiten werden.
Noch stehen wir heute zwischen den Gräbern. Doch wir stehen nicht ohne Hoffnung hier, sondern dürfen auf die Auferstehung von den Toten hoffen.
Denn Gott hat sein letztes Wort noch nicht gesprochen. Amen.
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