Von der Sehnsucht in mir

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Geistliches Sommerkonzert

Notes
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Von der Sehnsucht in mir
Liebe Gemeinde,
Gott unendlich fern und doch sogleich ganz nah. So stellen uns die Psalmen Gott vor. Und diesen Gott singen wir, loben wir und preisen wir. Das Lied erhebt sich aus dem Grund unserer Seele. Die Psalmen als die alten Lieder des Volkes Israel bringen uns Gott in einer ganz besonderen und in einer ganz anderen Art und Weise nahe. Sie wecken in uns eine tiefe Sucht nach diesem lebendigen Gott.
Aber sie sind dennoch keine leichte Kost biblischer Worte, sondern richtig hartes Schwarzbrot – schwere Kost. Worte, die zu Kauen sind. Worte die hart sind. Worte, die auch mit Gott ins Gericht gehen, ihn anklagen und doch Worte, die bei ihm Trost finden. Worte, die menschlich sind und darum dennoch göttlich. Es sind Worte die gut tun und ins Herz gehen.
Einer der Psalmen, der ins Herz geht, der gut tut, ist der Psalm dieser Woche der Psalm 139. Ich werde ihn jetzt nicht ganz lesen, sondern nur auszugs- und versweise.
Er beginnt:
1 HERR, du erforschest mich und kennest mich.
2 Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.
Der große Bruder wacht über all – die NSA lässt grüßen – machen uns nicht Worte Angst, wenn da von einem Aufpasser gesprochen wird? Nein Gott begegnet uns gerade hier nicht als der Aufpasser oder als ein Datenspion oder Hirnforscher oder was weiß ich auch immer.
Sondern das „Du kennst mich“ meint hier etwas ganz anders. Es spricht die Geborgenheit der Liebe aus. Ich darf leben umhüllt vom Mantel der Liebe Gottes. Sein Blick ist mir zugewandt. Er schützt und behütet mich. Das strahlt Vertrauen aus. Das gibt Wärme.
Schon in den ersten Worten spüren wir, dass der Beter um seine eigene Begrenztheit weiß und sogleich um die Größe Gottes. Aber er weiß, dass dieser Gott, der zwar groß mächtig und vielleicht auch fern ist, dennoch um die Gedanken des Beters weiß. Er weiß um dessen Mühen um dessen Nöte und Sorgen. Er weiß, dieser Gott, wie weit er auch weg sein mag, hat dennoch etwas mit meinem Leben zu tun. Und das in einer liebevollen und bewahrenden Weise.
Wenn Sie sich die Zeit nehmen und sich in die wunderbare Wirklichkeit mit hineinnehmen lassen, die dieser Psalm beschreibt, dann wird auch Ihr Herz weit.
In der Begegnung mit Gott finde ich tiefen Frieden - mit Gott, mit mir selbst und mit allem, was mich sonst umgibt.
Bei Gott erfahre ich eine tiefe Geborgenheit.
Ich rede nicht nur zu Gott, sondern ich darf einfach da sein, vor Gott, der mich kennt, wie niemand sonst;
der mich annimmt, so, wie ich bin;
der seine Hand schützend über mich hält
und der mich geheimnisvoll durch mein Leben führt.
Und doch kann es zum Versagen des Menschen kommen und dann macht der Beter diese Erfahrung:
11 Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein -,
12 so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht.
Im Dunkeln ist gut munkeln – so sagt das Sprichwort. Der Mensch der schuldig geworden ist, versteckt sich, meidet die Öffentlichkeit. Warum spielen denn die meisten Krimis irgenwie in recht dubiosen Kulissen? Auch Adam und Eva haben sich vor Gott versteckt.
Aber nicht nur Versagen und Schuld können Nacht und Finsternis bringen, sondern auch Termine und Sorgen und das Getrieben werden des Alttags.
In die Nacht kann man geraten, auch mitten am Tag – versagen - schuldig werden – verstecken – wenn dann die Seele verfinstert.
Doch die Nacht ist bei diesem Gott nicht Nacht und die Finsternis ist nicht finster. Das Licht des Tages besiegt die Finsternis. In diesem Lied klingt es etwas an:
Morgenlicht leuchtet, rein wie am Anfang.Frühlied der Amsel, Schöpferlob klingt.
Frühlied der Amsel, Schöpferlob klingt.Dank für die Lieder, Dank für den Morgen,
Dank für die Lieder, Dank für den Morgen,
Dank für das Wort, dem beides entspringt.
Das Göttliche daran ist, dass da nicht irgend ein Es zum Vorschein tritt, sondern Gott als der Schöpfer, als Du, als Gegenüber. Und dieser Gott hat auch diese Sehnsucht nach ihm in unser Herz hinein gelegt. Er hat sie in unserer Herz hineingelegt, weil er es ist, der sich zuerst nach uns Menschen sehnt. Es ist die Sehnsucht seiner göttlichen Liebe.
Darum kann ich nur wie der Psalmbeter antworten:
13 Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe.
Du hast mich gekannt lange bevor ich je gemacht wurde, als die Erde noch nicht war, als das Weltall noch nicht geschaffen war. Da hast du mich erdacht, dass ich sein werde. Das wusstest du schon, dass ich sein werde und dass ich geliebt bin bei dir.
Du hast mich entstehen lassen, hast meinem Leben Gestalt gegeben, für meine Seele einen Leib geformt, meine Nieren bereitet, mein Herz zum Schlagen erweckt.
So war ich schon - noch bevor ich überhaupt geboren war: Geborgen im Leib der Mutter, umhegt von Wärme und Liebe – aus dir.
Deine Sehnsucht nach mir war es, die mich erschuf. Die mir den Atem einhauchte, dass die Lungenflügel sich entfalteten. Deine Sehnsucht nach mir war es, die mir den ersten Schrei entlockt und mich ins Leben warf. Da war ich vor dir, neugeboren – ein Geschenk aus deiner Hand.
Das führt den Psalmbeter nun zur Dankbarkeit und auch wir sind eingeladen, mit ihm Gott für das Wunderbare zu danken:
14 Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.
Dank ist etwas wichtiges in unserem Leben. Menschen, die dankbar sein können, sind reiche Menschen. Diese fünf Buchstaben „Danke“ öfters ausgesprochen, machen das Leben wirklich reicher.
Dank gegenüber unseren Mitmenschen – und Dank in ganz besonderer Weise gegenüber dem Schöpfer.
Unsere Lieder und unsere Musik sind darum heute die Träger von Lob und Dank gegenüber dem Schöpfer.
Amen.
Gebet Psalm 139 Transformation (G. Schille)
Du kennst mich, Herr.
Ob ich am Schraubstock stehe, im Garten grabe,
du weißt es längst.
Was könnte vor dir verborgen sein?
Was ich denke, wenn ich jetzt singe:
Ehe ich meinen Mund öffne, kennst du mein Wort.
Du verstehst mich besser als ich selbst.
Das geht über meinen Verstand!
Solange wir das nicht bedachten,
kannten wir nichts von dir, unser Gott!
Wohin soll ich fliehen, wenn du nach mir fragst,
wenn du Verantwortung forderst, wohin mich verstecken?
Was nützte es mir, dich zu leugnen?
Kann auch der Selbstmord mich dir entziehen?
Bei der Flucht ins tiefblaue All: Dein Auge stürzt mit,
ruht auf mir, sieht durch mich hindurch,
und ich müsste dich neben mir entdecken!
Solange wir das nicht bedachten,
kannten wir nichts von dir, unser Gott!
Ehe mich meine Mutter gebar, hast du mich gekannt,
ich wuchs unter ihrem Herzen nach deinem Plan.
Jahre vor meiner Geburt schriebst du mein Tagebuch,
lange, ehe meine Eltern sich fanden.
Wie könnte ich mich der Verantwortung vor dir entziehen?
Welchen Sinn könnte es haben, vor dir zu leugnen?
Was ich war und bin, weißt du, was ich werde.
Das geht über meinen Verstand!
Solange wir das nicht bedachten,
kannten wir nichts von dir, unser Gott.
Vaterunser
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
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