Wir haben hier keine bleibende Stadt

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Wir haben hier keine bleibende Stadt

Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. (Hebr. 13,14)
Liebe Gemeinde,
der Liedermacher Hannes Wader sang vor einigen Jahren einmal den Song „Heute hier, morgen dort,
bin kaum da, muss ich fort … „
Im Refrain, der sich schnell im Ohr festsetzt, singt er: ,,So vergeht Jahr um Jahr und es wird mir längst klar, dass nichts bleibt, dass nichts bleibt, wie es war."
Und in einer Strophe heißt es: „Denn was neu ist, wird alt und was gestern noch galt, stimmt schon heut oder morgen nicht mehr."
Es klingt zwar wie eine Binsenweisheit, aber diese Aussage ist dennoch einer genaueren Betrachtung wert.
Auf jeden Fall wenn man diese Aussage aus der Sicht der diesjährigen Jahreslosung sieht:
Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. (Hebr. 13,14)
Es stellen sich uns dann die Fragen:
Was bleibt?
Was hat dauerhaften Bestand in unserer sich stets verändernden Welt?
Auf der Kalenderkarte, die Sie vor sich haben, sehen Sie ein altes Gebäude. Die Fassade ist in Licht getaucht, sie wird angestrahlt. Alte Kirchen und Schlösser werden oft in der Nacht so beleuchtet und hervorgehoben. In der Advents- und Weihnachtszeit auch unsere Fraureuther Kirche.
Die Fassade dieses Gebäude bietet dem Auge viel Abwechslung. Sie hat Eleganz und Schwung.
In der Mitte sieht man eine Reihe von überdachten Balkonen, die davon zeugen, dass zumindest früher jemand darin gewohnt haben muss.
Es könnte ein denkmalgeschützter Palast sein, erhaltenswürdig, und deshalb wohl trotz des Alters gut in Schuss.
Natürlich könnte dieses imposante Bauwerk noch Jahrhunderte stehen, es könnte aber auch bald zerstört werden, durch irgendeine Katastrophe oder einfach, weil sich niemand mehr darum kümmert.
Fest steht auf jeden Fall: Irgendwann wird es nicht mehr stehen.
Die Fassade steht hier als Symbol für alles, was wir Menschen schaffen. Es mag noch so großartig sein, und wir mögen es noch so sehr ins helle Licht rücken, bleiben wird es nicht. Es hat keinen ewigen Bestand.
Ich werde beim Nachdenken über die Jahreslosung an ein Lied aus meiner Jungendzeit erinnert, dessen ersten Teil ich jetzt zitieren möchte:
Seht, man musste sie begraben, die der Welt Gebote gaben, und ihr Wort hat nicht Bestand. Ihre Häuser wurden Trümmer, ihre Münzen gelten nimmer, die man in der Erde fand. Ihre Namen sind verklungen, ihre Lieder ungesungen, ihre Reiche menschenleer. Ihre Siegel sind zerbrochen, ihre Sprache ungesprochen, ihr Gesetz gilt längst nicht mehr.
Wir werden von dem, was uns so wertvoll war, nichts mitnehmen können, wenn wir einmal sterben müssen, so wie es auch alle Herrscher dieser Welt es nicht konnten.
,,Das letzte Hemd hat keine Taschen", sagt das Sprichwort so treffend. Für den, der die Welt verlässt, bleibt alles zurück.
„Wir haben hier keine bleibende Stadt.“
So ganz einfach umschreibt dieser erste Teil der Jahreslosung eines der größten Menschheitsprobleme. Es ist eine unabwendbare Tatsache, dass wir einmal aus unseren Lebenszusammenhängen herausgerissen werden. Wir werden einmal sterben. Das wird uns auch heute am ersten Tag des neuen Jahr deutlich gemacht.
Die Frage ist nur, welche Konsequenzen dieses Wissen darum, für unser Leben heute und für unser Sterben dann hat, wenn eines Tages nichts Weltliches bleibt.
Wenn wir wissen, dass wir nur dieses eine Leben heute haben, dann stellt sich auch für uns die Frage: „Wie leben wir es?“ „Wie gestalten wir es?“
Der eine wird sagen: „Ich habe nur dieses eine Leben und genieße, was immer mir möglich ist. Das Leben pur genießen!
Ein anderer wird sagen: Ich habe nur das eine Leben, und möchte es bewusst und verantwortlich gestalten.
Und ein dritter wird sagen: Ich habe zwar nur dieses eine Leben, lebe aber in so vielen Zwängen, dass ich getrieben werde und keinen Einfluss darauf habe.
Also mindesten drei verschiedene Ansätze. So und noch unterschiedlicher können die Lebensbilder und Lebenssituationen von Menschen sein.
Und dann wissen wir auch. dass viele unserer menschlichen Lebenspläne gar nicht aufgehen, sondern scheitern.
Kommen wir einmal wieder zur Kalenderkarte zurück.
Schauen wir uns noch einmal die Fassade an und lassen dann unseren Blick einmal von unten nach oben schweifen.
Wenn der Blick ganz oben angekommen ist, dann schaut er in den Himmel, hier auf unserer Karte in den dunklen Nachthimmel.
Darin steht unsere Jahreslosung für 2013 vollständig: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir."
Die Feststellung, dass wir auf unserer Erde keine bleibende Stadt haben, wird durch eine Glaubensaussage ergänzt.
Während manche unserer Zeitgenossen so leben und reden, als ob es nach dem Tod nichts mehr gäbe, redet der Schreiber des Hebräerbriefs weiter. Er spricht jetzt mit einem „als ob“.
Und zwar: Als ob es auf der Welt nichts gibt, das so relevant, so bedeutsam, so wichtig und entscheidend ist, wie das Leben in der zukünftigen Stadt.
Man kann auch sagen: Auf das ewige Leben kommt es an. Von ihm aus wird das Leben auf der Erde, wird unser Leben heute gestaltet.
Dabei will der Schreiber des Hebräerbriefs eindeutig nicht missverstanden werden.
Es geht ihm nicht um ein Sich-Herausziehen aus der Welt und nur auf ein in den Himmel schauen, es geht nicht um ein Entweder-Oder.
Es geht ihm nicht um ein Vertrösten in ein Jenseits.
Sondern gerade im Zusammenhang mit dem Text der Jahreslosung macht der Schreiber des Hebräerbriefs vielmehr sehr deutlich, für manche sogar überdeutlich, wie sehr sich Christen in dieser Welt einsetzen und verhalten sollen. Wie sehr Christen eine aktive Rolle in der menschlichen Gesellschaft spielen sollen. Wie sehr wir uns als Christen einmischen sollen und für unsere Mitmenschen eintreten sollen.
Aber dennoch will er uns aus einem diesseits-orientierten Christsein herausholen.
Wir sollen uns nicht allein auf das Hier und Heute und fixieren.
Er macht deutlich: - und damit antwortet er auf unsere Eingangsfrage: „Was bleibt?“ Was bleibt nach dem Tod?
Es bleibt eben doch etwas, und zwar das für unseren Glauben Zentrale:
„Es bleibt die Verbundenheit mit Jesus Christus im Leben, im Sterben und in der Ewigkeit.“
Zeit und Ewigkeit sind in Jesus Christus verknüpft.
Jetzt möchte ich noch den letzten Teil des von mir vorhin genannten Jugendliedes zitieren:
Jesu Name wird bestehen, Jesu Reich nie untergehen, sein Gebot gilt allezeit. Jesu Wort muss alles weichen, und ihn kann kein Tod erreichen. JESUS HERRSCHT IN EWIGKEIT!
Die Verbindung mit Jesus Christus, die wir hier und heute haben, reißt mit dem Tod nicht ab.
Diese Verbundenheit der Glaubenden mit Jesus Christus will sich im Alltag zeigen und in der Ewigkeit vollenden.
Schauen wir noch einmal auf die Kalenderkarte: 'Es ist kein Zufall, dass der Himmel auf der Kalenderkarte schwarz ist.
Wenn wir den Schriftzug mit der Jahreslosung wegdenken, dann bleibt nur schwarzer Himmel.
Der Himmel symbolisiert hier die Ewigkeit.
Das heißt nicht, dass uns dort tiefe Dunkelheit erwarten würde.
Aber es zeigt: In die Ewigkeit können wir nicht schauen wie in ein Haus oder in eine Stadt; sie ist uns verborgen.
Deshalb auch die Suchbewegung: Die zukünftige Stadt suchen wir. Wir haben sie noch nicht, alles was wir bisher davon haben, sind Verheißungen, Bilder und Vorstellungen.
Auf unserem Weg durch das Leben suchen wir Bilder der Ewigkeit, nehmen sie in uns auf. Aus der Bibel kennen wir das Bild vom himmlischen Jerusalem, ein schönes Bild. Es gibt Bilder des Friedens und der Gerechtigkeit.
Und die Skizze aus der Offenbarung des Johannes, dass Gott die Tränen abwischen wird, und es kein Leid, kein Geschrei und keinen Schmerz geben wird, sie gibt ein bisschen Licht in das Dunkel.
Unsere Jahreslosung will uns einladen, Bilder von der Ewigkeit in der Bibel zu suchen. Diese Bilder wollen in unser Leben strahlen.
Der Verfasser des Hebräerbriefs zeichnet uns ein Bild: Das Bild von der himmlischen Stadt strahlt für die, die daran glauben, auch ins Leben.
Es ist verbunden mit dem Glauben, dass unser jetziges Leben nicht alles ist,
Es ist verbunden mit dem Glauben, dass Jesus Christus die Klammer bildet zwischen unserem jetzigen Leben und dem Leben in Ewigkeit.
Er hat gesagt: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt." (Joh 11,26)
Die Jahreslosung lädt uns ein, das Bild der zukünftigen Stadt in unser Herz aufzunehmen, damit sie schon in unser Leben, in unser Heute, in den Alltag hinein strahlt. So bekommen wir Zuversicht für unser Leben und für unser Sterben und dürfen in erwartungsvoller Vorfreude in die Zukunft sehen.
Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. (Hebr. 13,14)
Amen.
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