Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!

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Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!

Predigt Joh 1, 29-34
John 1:29–34 BB
29 Am nächsten Tag sieht Johannes Jesus zu sich kommen. Da sagt er: »Seht doch! Das ist das Lamm Gottes. Es nimmt die Sünde dieser Welt weg! 30 Diesen habe ich gemeint, als ich sagte: ›Nach mir kommt ein Mann, der mir immer schon voraus ist. Denn lange vor mir war er schon da.‹ 31 Auch ich wusste nicht, wer er ist. Aber damit er dem Volk Israel bekannt wird, bin ich gekommen und taufe mit Wasser.« 32 Weiter bezeugte Johannes: »Ich sah den Geist Gottes wie eine Taube vom Himmel herabkommen und bei ihm bleiben. 33 Auch ich wusste nicht, wer er ist. Aber Gott, der mich beauftragt hat, mit Wasser zu taufen, hat zu mir gesagt: ›Der, auf den du den Geist herabkommen und bei ihm bleiben siehst – der ist es. Er tauft mit dem Heiligen Geist.‹ 34 Ich habe es gesehen und kann bezeugen: Er ist der Sohn Gottes.«
Liebe Gemeinde,
heute habe ich Ihnen ein Bild mit gebracht, welches den meisten von Ihnen nicht ganz unbekannt ist.
Es ist der Isenheimer Altar mit dem Kreuzigungsgeschehen Jesu.
Vielleicht waren Sie selber schon in Colmar gewesen und haben sich diesen Altar angeschaut. Ich war schon zweimal dort. Einerseits war ich begeistert von dem Altar und andererseits war ich enttäuscht, weil man ihn so auseinandergenommen hat.
Die meisten von uns haben dieses Bild wenigstens schon als Druck gesehen. Dabei ist die Abbildung von Johannes dem Täufer besonders eindrücklich. Für mich ist dieser Altar mit der Darstellung des Kreuzigungsgeschehen eines der eindrucksvollsten Kunstwerke des Mittelalters.
Das Hauptbild des Altars wollen wir uns heute im Gottesdienst etwas genauer ansehen.
Da steht er nun – Johannes der Täufer. Eingehüllt in ein Büßergewand, der letzte Prophet des Alten Testamentes. Er steht an der Schwelle zum neuen Bund, den Gott mit uns Menschen schließt.
Johannes der Täufer taufte Jesus. Damit stellte er Jesus mitten hinein in unser menschliches Sein, mitten hinein in unser Leben in unseren Alltag.
Im Johannesevangelium wird berichtet wie der Täufer diesen Augenblick erlebt hat: "Ich sah, dass der Geist Gottes wie eine Taube vom Himmel auf ihn kam und bei ihm blieb. Vorher wusste ich nicht, dass er es war. Aber Gott, der mir den Auftrag gab, mit Wasser zu taufen, hatte zu mir gesagt: 'Wenn du einen siehst, auf den sich der Geist niederlässt und bei dem er bleibt, dann weißt du: Das ist der, der mit dem Heiligen Geist tauft.'
Das habe ich gesehen", sagt uns jetzt Johannes zu, "und ich verbürge mich dafür, dass dieser der Sohn Gottes ist." Und dann richtet er seinen Blick in die Zukunft und sagt: "Das ist Gottes Lamm, das die Sünde der Welt trägt."
So wie wir Menschen vergänglich sind und dem Werden und Vergehen auf dieser Erde ausgesetzt sind, so war Jesus jetzt bereit das auch zu tun. Er wurde Mensch mit aller Vergänglichkeit. Mit seiner Taufe gab er das Zeugnis, dass er als Gottessohn, wie die Menschen leben und sterben wollte.
Mit seiner Taufe hat sich Jesus unter unser menschliches Sündersein gestellt. Er nahm die Sünde und die Schuld, die Trennung von Gott auf sich, obwohl er davon frei und rein ist. Er wurde zum Sünder, obwohl er ohne Sünde ist.
Auf dem Bild des Isenheimer Altars ist es der Finger, der uns hier sofort in Auge sticht. Er fällt sofort auf. Er ist vermutlich absichtlich größer geraten als die anderen. Er will uns sozusagen ein Fingerzeig sein für etwas ganz Besonderes, etwas ganz Bedeutendes.
Wir hören dazu Worte aus dem Johannesevangelium Kapitel 1, die Verse 29-34:
29 Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!
30 Dieser ist's, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich.
31 Und ich kannte ihn nicht. Aber damit er Israel offenbart werde, darum bin ich gekommen zu taufen mit Wasser.
32 Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm.
33 Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist's, der mit dem Heiligen Geist tauft.
34 Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.
Das Lamm, welches die Sünde der Welt trägt – auf das Lamm – auf Jesus Christus weist uns der Finger des Johannes.
Er ist sozusagen ein sprechender Finger.
Er will uns etwas mitteilen.
Er sagt und zeigt uns etwas, was kein Mensch in diesem Moment erahnen kann:
„Dieser Erwachsene, dieser Mensch, den ich der sterbliche Johannes taufen durfte, der ist Gottes Sohn.“
Darum deutet Johannes der Täufer, der letzte Prophet des Alten Testamentes mit dem Finger jetzt auf Christus, den ersten Propheten des Neuen Bundes.
Johannes überzeugte mit dem was er sagte, will er nicht von sich selbst als dem Retter sprach.
Er hatte auch gar kein Interesse daran, an seinem Erfolg als Prediger und Prophet etwas zu verdienen.
Nein, er war völlig durchglüht von dem Wissen, dass er nur ein Vorläufer war.
Und dann stand dieser eine, Jesus Christus, eines Tages vor ihm. Jetzt wusste er es!
„Siehe, das ist das Lamm, das der Welt Sünde trägt.“ - Der Isenheimer Alter erzählt uns von einem tiefen Glauben, den Matthias Grünewald der Künstler hatte. Ein tiefer Glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes.
Der Altar ist ein Zeugnis dieses Glauben. Der Altar ist das wahre Glaubenszeugnis eines Menschen, der von der Botschaft des Evangeliums ergriffen wurde.
Als Matthias Grünewald dieses Bild gemalt hat, da hat er zwei sehr unterschiedliche Themen miteinander vereinigt. Das eine ist das Thema des Schmerzensmannes. Mit diesem Mann konnten die Kranken des Hospitals des Antoniterorden, in welchem der Altar stand, sich identifizieren.
Dieser Mann am Kreuz erlitt ähnliche Qualen wie sie selbst. Ihnen glich er. Und auf der anderen Seite sahen sie einen, der auf diesen Schmerzensmann hinwies.
In dem Altarbild ist nicht nur der Schmerz der Kreuzigung, sondern auch die Erhöhung zu erkennen, wie sie erst in der Auferstehung sichtbar wird.
Jesus, der leidet, weil Gott durch sein Leiden Erlösung schafft. Für diesen Aspekt steht der Täufer mit seinem überlangen Zeigefinger. Er verkündet das, was zu sagen ist: In diesem Gekreuzigten ist Gott selbst zu finden. Ihm könnt ihr, die ihr hier leidet sagen, wie elend es euch geht.
Er wird eure Klage vor Gottes Thron bringen. Durch ihn seid ihr nicht verlassen. Durch ihn fällt ein Glanz von oben auf euer Leben.
In der einen Hand hält Johannes der Täufer das aufgeschlagene Jesajabuch. Dort wird das Lamm Gottes schon vorhergesagt. Da wird schon von dem Lamm gesprochen, welches Schuld und Sünde auf sich genommen hat.
Mit dem großen Zeigefinger der anderen Hand weist Johannes gleichzeitig den rechten Weg und deutet auf Jesus am Kreuz.
Zu Füßen des Johannes steht ein Lamm, ein Kreuz auf der Schulter, einen Abendmahlskelch vor sich. So tritt in dieser Darstellung das Bild neben das, was es bezeichnet: Das Lamm Gottes und der gekreuzigte Jesus – beide sind zu sehen, doch wir sollen dabei erkennen hier ist die Wirklichkeit und das Symbol nebeneinander gestellt.
Jesus – das Lamm
Wenn Johannes hier vom Lamm Gottes spricht, denken wir zuerst sicher an das Passalamm. In der jüdischen Familie wurde zum Höhepunkt des Passafestes, dieses Lamm verzehrt. Dabei gedachte man des Auszuges aus Ägypten.
Vielleicht konnten sich die Menschen damals auch nicht vorstellen, dass der Gottgesandte, der Messias als Lamm geopfert wurde.
In die Armbeuge des Täufers hat Matthias Grünewald lateinisch geschrieben: Illum oportet crescere, me autem minui – zu deutsch: Jener muss wachsen, ich selbst muss abnehmen (Johannes 3,30).
Die hohe gesteigerte und zeichenhafte Ausdruckskraft der Figuren, die Kostbarkeit und das Leuchten der Farbgebung sowie die in zahlreichen Bildern hervortretende visionäre Kraft machen das ganze Kreuzigungsgeschehen eindrucksvoll. Gerade der lange Finger prägt sich beim Schauen auf das Bild ein.
Johannes ist der erste Zeuge, der davon spricht, dass Jesus das Lamm ist, das geopfert wird.
Er weist darauf hin, dass der Gottessohn eben nicht das liebe Jesulein ist und nie sein wird.
Er weist darauf hin, dass Jesus den Weg des Leidens und der Tiefe gehen muss, dass er geopfert wird.
Er ist es, der für uns gelitten hat.
Er ist es, der am Kreuz gestorben ist.
Darum gibt Johannes auch das Zeugnis ab und sagt: Jesus ist Gottes Sohn.
Der Mensch Jesus hat ausgehalten, dass der Täufer Johannes ihm eine düstere Zukunft prophezeite.
Doch es ist ihm unglaublich schwer gefallen.
Er ist am Wissen um seine Zukunft fast zerbrochen – deutlich nachzulesen in seinem flammend verzweifelten Gebet im Garten Gethsemane.
Jesus, das Lamm Gottes, war einer wie wir. Darum weiß er genau, wie Menschen fühlen.
Auch und gerade in den Momenten wenn wir wissen was uns die Zukunft bringen wird.
Wenn die aussichtslose Diagnose bestätigt wird. Wenn die Trennung unabwendbar ist.
Wenn wir scheitern im Persönlichen, in der Familie, in der Schule oder im Beruf.
Auch in diesen Zeiten kann und will uns Jesus beistehen.
Das Lamm Gottes kann und will uns und unsere Sünde, d.h. all das, was uns von Gott entfernt, schon heute tragen und ertragen.
Ich denke nicht, dass wir Menschen nicht wissen müssen, was uns die Zukunft oder was uns schon das Morgen bringt. Aber wir müssen wissen, auf wen wir uns in der Zukunft, auf wen wir uns schon morgen verlassen können.
Auf den, dessen Geburtstag wir vor drei Wochen gefeiert haben.
Wir können das nicht fassen, was da zwischen Weihnachten und Ostern geschehen ist. Wir können es nur staunend wahrnehmen. Und wir können uns dann zur Anbetung führen lassen und über das große Handeln Gottes staunen.
Amen
Lied: EG 66, 6-9 Jesus ist kommen, ein Opfer für Sünden
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