Ich habe erkannt

Sermon  •  Submitted
0 ratings
· 1 view
Notes
Transcript

„Ich habe erkannt, dass sich in meinem Leben einiges ändern muss!“

Vielleicht haben wir schon einmal diese Aussage von unseren Mitmenschen gehört. Und wenn wir es hören, was vermuten wir denn da? Vielleicht schlimmes. Wenn das jemand sagt, dann muss er doch weit herunter gekommen sein. Vielleicht ist er dann in seinem Leben gescheitert, zu viel Streit mit dem Ehepartner oder gar die Scheidung, zu viel Arbeit – kurz vor dem Burnout, keine Zeit – keine Zeit. Der Stress macht die fertig, so fertig, dass du nach der Flasche greifst und im Alkohol stehst.
Wenn ein Mensch sagt: „Ich habe erkannt, dass sich in meinem Leben einiges ändern muss!“, dann können wir schon mit Sicherheit annehmen, dass er jenseits der Schmerzensgrenze des Lebens steht. Da hat man es schon lange übertrieben. Diese schlechten Gewohnheiten sind schon langen in Fleisch und Blut übergegangen. Und was in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass lässt sich nicht einfach in einem Saunabad heraus schwitzen, oder ausziehen wie ein verschwitztes Hemd.
Einen tief greifenden Wunsch um Veränderung im Leben, der wird doch erst ernst genommen, wenn man wirklich nicht mehr weiter weiß, wenn man am Ende ist. Vorher heißt doch die Devise immer noch: „Weiter so! Was bisher gut gegangen ist, das geht auch morgen noch gut, Den Alkohol habe ich im Griff (dabei hat er mich schon lange im Griff). Die Arbeit macht Spaß und jeden Streit habe ich noch immer beigelegt. Darum Veränderung nein danke!
Mein Freund Martin arbeitet früher bei der AGAS und jetzt beim Diakonischen Werk in der Drogen- und Suchtberatung. Wie oft kommen Angehörige von Alkoholiker zu ihm, und bitten ihn dass sie mit dem Alkoholiker reden, dass dieser seine Sucht einsieht und eine Therapie macht. Kommt es dann wirklich zu einem Gespräch, ist es meistens so, dass der Alkoholiker ihm klar machen will, dass bei ihm alles in Ordnung ist, das er den Alkohol im Griff hat. Leider kann Martin solchen Menschen nicht helfen, sie müssen erst ganz unten sein. Sie müssen erkennen, dass sich in ihrem Leben einiges ändern muss. Erst dann kann ihm geholfen werden, Der Weg dorthin kann manchmal ein langer und harter Weg sein.
Von den Älteren unter euch kann sich mancher noch an den Pfarrer Heinrich Albertz erinnern. In den 60iger Jahren war er regierender Bürgermeister in Berlin und später war er dann in der Friedensbewegung engagiert. Er ist schon wenige Jahre nach seiner Pensionierung in ein Altenheim gezogen Das war noch gar nicht nötig. Er hätte durchaus noch in der Wohnung leben und alles selbst erledigen können. Doch er sagte: „Ich muss die Schritte, die irgendwann nötig sind, früher gehen als zu dem Zeitpunkt, wenn es gar nicht mehr anders geht.“ Es ist ein Stück seiner Lebensweisheit. So hat er sich Freiheit und die Möglichkeit bewahrt noch zu gestalten können. Wird die Grenze überschritten, dann wird oft nur noch über einen bestimmt. Das ist dann in allen Fragen so.
Ich verrate euch an dieser Stelle kein Geheimnis: Dass machen auch viele Menschen so in ihrem Verhalten und Leben Gott gegenüber. Wenn ich als Pfarrer einem Kranken oder der Familie anbiete mit ihnen das Abendmahl zu feiern, dann kann es passieren dass ich zur Antwort bekommen „Nein danke Herr Pfarrer, so schlimm ist es nun auch nicht.“
Mancher unserer Mitmenschen will mit der Kirche, mit dem Pfarrer und mit Gott dann erst etwas zu tun haben, wenn es wirklich nicht mehr anders geht.
Aber sind wir doch ehrlich, wie oft machen wir das nicht alle, mal mehr oder weniger so. Auch ich bin da nicht anders. Ich bin eigentlich ein Typ, der das was anliegt auf den letzten Pfiff macht. Auch ich treibe es auf die Spitze. Und dann denke ich: Gott, wenn es brennt dann kann ich Dich ja immer noch erreichen und um Hilfe bitten. Ist Gott nicht wirklich bei uns manchmal so eine Art ABS-System, was wir in den Notfällen aktivieren um nicht ins Schleudern zu kommen und das Schlimmste zu vermeiden.
Und das interessante dabei ist, dass Gott das sogar mit sich machen lässt. Aber und das ist auch kein Geheimnis, wenn ich sage, dass wir uns dabei etwas verschenken. Gott lässt sich sogar manchmal als Notnagel gebrauchen, aber eben auch nicht missbrauchen. Er ist kein Gott, der hämisch und besserwisserisch sagt: Mein lieber Freund, wärst du doch mal rechtzeitig gekommen, jetzt hast du Pech gehabt. Aber uns entgeht die Möglichkeit, die die Dinge unseres Lebens mit Weisheit und Klarheit zu leben.
Nun wollen wir uns heute einen Abschnitt aus dem Brief des Apostel Paulus an die Epheser anschauen. Dabei geht es um das Thema wie können wir uns zu Christen und als Christen hin zum Guten verändern. Wie können wir mit unseren schlechten und doch so lieben Gewohnheiten, die uns in Fleisch und Blut übergegangen sind, brechen.
Der Apostel Paulus schreibt:
Epheser 4,22-32
22 Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet.
23 Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn
24 und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.
25 Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind.
26 Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen
27 und gebt nicht Raum dem Teufel.
28 Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann.
29 Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.
30 Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung.
31 Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit.
32 Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.
So stellt uns die Worte des Apostel Paulus gleich von Anfang an in Frage. Wir werden gefragt: Wie kann es in meinem Leben zu Veränderungen kommen? Vielleicht haben wir schon darüber nachgedacht. Doch wir empfinden es als immer schwerer je länger wir darüber nach denken und warten. Doch wenn wir es nun in Angriff nehmen, wie kann diese Veränderung gehen?
Solche alte Gewohnheiten lassen sich eben nicht wie ein verschwitztes Hemd ausziehen, sie sind manchmal richtig zum Bestandteil unseres Seins geworden. Ich sage es gleich von Anfang an, solche kann man nur abbauen, wenn man in das Vakuum neue Gewohnheiten setzt.
Wie kann Veränderung geschehen?
Das erste: Veränderung ist Verstandessache.
Gott hat uns unseren Kopf nicht nur gegeben, damit Friseure ihr Ein- und Auskommen haben, sondern dass wir auch damit über die Dinge in unserem Leben nachdenken!
Viele Leute denken über ihre Steuererklärung nach, denken über die geplante Kücheneinrichtung nach, denken darüber nach, wie sie ihren Wohlstand verbessern können, Sie denken aber nicht nach, warum sie kaum noch dazu kommen, mit der Ehefrau oder dem Ehemann in Ruhe zu reden. Bei kurzem Nachdenken würde man darauf kommen, dass man vielleicht deshalb miteinander so selten redet, weil der Fernseher die ganze Zeit läuft und die Kommunikation ersetzt..
In vielen unserer Lebensbereiche klärt sich vieles, was Veränderung braucht, durch Nachdenken! Das ist ein erster wichtiger Punkt. Das klingt vielleicht selbstverständlich, aber das ist es nicht. Viele Menschen ergeben sich in das Schicksal ihres Lebens und sind nicht bereit darüber nachzudenken.
Eine wichtige Form des Nachdenkens ist das Gespräch. Miteinander ehrlich reden. Liebevolle, gute, seelsorgerliche Gespräche können vieles aufdecken. Und dann ergibt sich ganz unspektakulär Veränderung, weil wir anfangen, nachzudenken. Deswegen sind mir auch die Kleingruppen in der Gemeindearbeit, wie die Hauskreise so wichtig, weil man da ins Gespräch kommt und dabei entsteht manches seelsorgerliche Gespräch fast wie von selbst.
Das zweite: Veränderung ist Willenssache
Das Nachdenken allein führt aber nicht allein zur wirklichen Veränderung. Die Veränderung muss im Leben auch gewollt sein. Wenn jemand nicht will, dann kann ihm auch nicht geholfen werden. Am Beispiel der Alkoholiker habe ich es ja schon aufgezeigt. Auch Jesus selber hat nichts getan, wenn es die Menschen nicht wollten. Immer wieder hat er sie gefragt: Willst du gesund werden? Nun würde jeder sagen, das ist doch klar. Das möchte doch jeder Mensch. Aber so selbstverständlich ist das nicht, denn es gibt Menschen, die lieben wirklich ihre Krankheit. Von was würden die sonst reden können, als von ihren Krankheitsgeschichten! Der Wille nach Veränderung muss eben da sein. Der Wille nach Therapie muss da sein, sonst braucht man damit gar nicht anzufangen.
Sie empfinden das ganze als selbstverständlich oder banal? Doch Gott macht Veränderung unseres Lebens nicht an unserem Verstand, nicht an unserem Willen vorbei. Ich muss die Veränderung begreifen können und muss sie auch wollen. Diese beiden wesentlichen Kräfte müssen in den Veränderungsprozess unseres Leben einbezogen werden.
Das dritte: Veränderung ist Herzenssache
Ist es nicht so, dass neben Verstand und Willen es die Gefühle sind, die uns bestimmen? Gefühle sind das, was uns unser Herz, oder besser unser Bauch sagt. Die Gefühle markieren für viele Menschen eine Schmerzgrenze über die sie nicht hinausgehen wollen.
Wenn die Chemie nicht stimmt, wenn die Gefühle flau im Magen liegen und es grummelt, dann geht es eben nicht.
Gefühle sind Fleisch und Blut gewordenen Gedanken. Gefühle sind in die Biochemie unseres Wesens übergegangene Gedanken, die wir einfach immer wieder gedacht haben, bis wir denken: Das ist eine Wahrheit, an der komme ich nicht vorbei.
Wenn jemand das Gefühl hat, sich nicht aus dem Haus zu trauen, weil ihn oder sie niemand mag, dann steht dahinter der Gedanke, der sich verfestigt hat: "Mich kann ja doch sowieso niemand richtig leiden." Gefühle verlieren ihre Allmacht über uns, wenn wir sie als Gedanken ertappen und ergreifen.
Das vierte und für uns ungeheuer wichtige: Veränderung ist Gottes Sache
Zuletzt ist die Veränderung Gottes Sache. Es ist Gottes Heilige Geist, der in unser Herz kommt und der die Veränderung erst möglich macht. In unserem Denken, in unserem Wollen, in unseren Gefühlen. Da kommt es nun darauf an, dass wir uns öffnen für das Wirken dieses Geistes.
Gottes Veränderung geht in alle Bereiche unseres Lebens hinein. Sie kann ungeheuer schmerzhaft sein. Aber immer tut uns seine Liebe gut.
Nun wollen wir das ganze einmal praktisch angehen. In dem Brief an die Epheser ist von vielen Lastern die Rede. Die Theologen nennt so etwas auch moralisch "Lasterkatalog".
Doch so ähnlich sehe ich das hier auch. Unser Text ist kein Moralkatalog, aus dem etwa mit erhobenem Zeigefinger zitiert wird: "Willst du fromm und gläubig sein, dann lass mal schön das Stehlen sein..."
Nein, er ist eher wie ein Giftschrank, der uns die Substanzen des Lebens aufzeichnet, welche uns vergiften.
Und es gibt Gifte, die spürt und schmeckt man nicht, die wirken auch nicht sofort, aber nachhaltig und gefährlich und irgendwann dann tödlich.
Manchmal müssen in den Laboren Menschen mit Giften arbeiten. Darum gibt es auch in jedem gut geführten Labor für den Ernstfall auch Gegengifte, ein Antiserum, ein Antidot gegen das Gift.
Und diese Gegengifte für die Gifte des Lebens, diese Heilmittel werden uns hier auch nicht vorenthalten.
Das ist Veränderung, das ist Heilwerden, Gesundwerden in den Bereichen unseres Lebens, wenn das Gift aus dem Körper kommt und die Belastung sinkt.
Veränderung ganz praktisch.
Das erste Gift was genannt wird ist das Gift der Lüge und der üblen Nachrede
Jesus hat seinen Gegnern, die ihm vorgeworfen hatten, dass er die Speisegebote nicht richtig einhält entgegengehalten: "Was zum Mund hineingeht, das macht den Menschen nicht unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein." Mt 15,11
Ganz deutlich gesagt: In das entscheidende Mordwerkzeug der Weltgeschichte stecken wir jeden Morgen und jeden Abend unsere Zahnbürste. Das meiste Leid, das Menschen aushalten müssen, wird nicht durch Hände oder durch Waffen zugefügt, sondern durch den Mund.
Es kann mich richtig fertig machen, was andere mir oder über mich sagen. Wir hatten das ja erst vor kurzen im Gottesdienst vom Lästern aufgezeigt. Ja, schlimmer ist es immer noch, wenn ich es hinten herum erfahre, was andere über mich denken und meinen. Und wenn das in einer christlichen Gemeinde so ist, dann kann die Mühe von vielen Jahren gemeindlicher Arbeit umsonst sein, dann wird alles unglaubwürdig und verkommt zu einer verlogenen Show.
Wenn wir über andere Menschen herziehen, dann kann man das richtig seriösen Tönen tun, ganz dezent. Aber wenn wir andere fertig machen egal ob laut oder leise, dann ist das immer ein Hilfeschrei! Wir stellen den anderen in ein dunkles Licht, um irgendwie selbst zu glänzen. Wir machen die Leistung von anderen herab, damit man uns endlich würdigt und anerkennt.
Ihr Lieben, das ist ein ganz gefährliches Gift. Egal für wen auch immer. Für den Menschen, der über andere herzieht genauso wie für den, der es erfährt. Das, was wir mit unserem Mund machen, kann pures Gift sein. Und Gift und Mund verträgt sich nicht, das ist zu gefährlich.
Da hilft es nur, den Mund mit Gutem zu füllen. Hören wir noch einmal die Worte des Apostels: „Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.“
Also Leute redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.
Eine Untersuchung hat herausgefunden, dass in christlichen Gemeinden, wo die Menschen gerne zusammen sind, viel gelobt wird. Das ist keine Lobhudelei; das ist keine Angst. Wir Deutschen kritisieren sehr schnell, wenn zu viel gelobt wird. Aber es ist es nicht so. Da wo Lob und Kritik im Verhältnis von 9:1 stehen, da sind wir doch gerne dabei. Meistens ist es bei uns das Verhältnis umgekehrt.
Das kann aber anders werden. Und das wird anders, wenn wir anfangen Gott zu loben, ihm danken für die Fülle des Lebens und er uns auch lobt: Du bist mein Kind. Es ist gut so. Ich steh zu dir. Dann verändert sich auch unser Reden!
Das zweite Gift: Das Gift des Zorns
Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.
Ihr Lieben, wenn auch nicht oft, doch manchmal kann ich so richtig jähzornig sein. Das glauben Ihr mir nicht? Das glaubt man bei den meisten Menschen nicht, die das können. Das gehört zum Bild.
Und ich bin froh, dass dieses Wort über den Zorn so in der Bibel steht. Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen. Ich bin froh über dieses Wort, weil es meinen Zorn erst einmal feststellt und stehen lässt. Ich darf und kann zornig sein. Es gehört eben auch zu meiner Wesensart.
Gerade heute habe ich in einer Email folgendes gelesen:
„Zorn ist kein Problem, sondern die Lösung. Das eigentliche Problem ist Ihre Sorge, dass Wutausbrüche zu einem Unglück führen könnten. Viele Wut-Unterdrücker/innen erinnern sich an eine Katastrophe, die irgendwann einmal durch einen Zornesausbruch hervorgerufen wurde. Oder sie fantasieren sich selbst eine.
Faustregel: Wutausbrüche sind halb so schlimm wie die unterdrückte Wut, die Sie von innen aushöhlt und einer der Hauptgründe ist für Burn-out, Depressionen und chronische Krankheiten, für die kein Arzt organische Ursachen findet.
simplify-Rat: Stellen Sie sich Ihren Zorn als Gift vor, das Ihren Körper verlassen muss, weil es sonst in Ihrem Inneren Schaden anrichtet.“
Das Wort sagt eben nicht: Na, als guter und frommer Christ, da darfst du aber nicht zornig sein. Wie kannst du das nur tun? Das Wort lässt den Zorn, der ja manchmal auch einen guten Grund hat, zu!
Doch nun steht die Frage, wie gehen wir mit dem Zorn um? Dieses Wort bietet uns als Antwort auf den Zorn zuerst einmal eine Abgrenzung. Es ist ok, dass du die Wut hast! Aber sieh jetzt zu, dass Du mit Deiner Wut mit deinem Zorn nicht schlafen gehst.
Wer mit Zorn und Wut ins Bett geht, sich gar im Streit nebeneinander ins Ehebett legt, der wird schlecht oder überhaupt nicht einschlafen, der wird am nächsten Morgen gerädert mit den unversöhnlichen Gedanken aufwachen, und möglicherweise bei der nächsten Gelegenheit, spätestens beim Frühstück die Neuauflage des Streites suchen. Ja man kann sich sogar in der Nacht noch richtig rein steigern in die Wut und den Zorn. Und dann ist es mir am nächsten Morgen noch schlechter.
Die Erkenntnisse der Tiefenpsychologie sind hier bei Paulus schon vorweg genommen. In der Nacht schläft eben unsere Seele nicht, in der Nacht verarbeiten wir vieles vom Vortag. Ergebnisse davon sind auch unsere Träume. Aber eine Lebenslösungen entsteht da nicht.
Und nun heißt es bei Paulus kurz und knapp: und gebt nicht Raum dem Teufel.
Wer oder was, ist hier mit dem Teufel hier gemeint? Das spüren wir, wenn wir uns im Zorn manchmal nicht wieder erkennen. Wie viel wird im Zorn getan, was man dann wieder bereut? Und was ist, wenn der Zorn zum dauerhaften Groll wird, der einen begleitet, der einen nie ganz aus der Umklammerung lässt? Wenn dann uns eine innere Unruhe um treibt, mit Gedanken wie: Das kannst Du Dir doch nicht gefallen lassen. Das kannst Du Dir einfach nicht bieten lassen, dann spüren wir richtig, wie in uns diese negative Kraft uns immer mehr Raum gewinnt. Ist das nicht einfach den Teufel Raum geben?
Das Wort sagt: Du kannst diesen Gedanken einen Raum, einen Platz bei dir einräumen oder eben nicht. Du kannst Deine Gedanken auch mit Gutem füllen. Vielleicht ist es gut über einem Bibelwort zu meditieren oder nachzudenken, ein Lied von Paul Gerhardt auswendig lernen und vor dir her zu summen. Oder eine christliche Musik-CD von Manfred Siebald oder Siegfried Fietz oder anderen Interpreten anzuhören.
Noch ein Satz aus der oben genannten Email: „Zornige Menschen sind oft unbarmherzig – zu sich selbst und zu anderen. Alles, was Barmherzigkeit nährt, kann das Wutgift in Ihnen neutralisieren oder mildern.
Also beides bewirkt, dass der Zorn abgebaut wird, das hören und lesen guter christlicher Gedanken und das barmherzige Handeln.
Das wird eine praktische, spürbare Veränderung in deinem Leben bewirken!
Und nun ein drittes Gift: Das Gift der Habgier
„Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann.“
Vielleicht denkt jetzt mancher von Euch: "Na Pfarrer, bleib aber mal realistisch. Diebe sind wir doch nun keine. Das zu behaupten, wäre doch nun wirklich etwas zu dreist." Das stimmt.
Diebe sind wir sicher nicht. Und am Ausgang werdet ihr sicher bei der Sammlung alle etwas einlegen und nichts herausnehmen, da bin ich mir ganz sicher. Aber potentielle Diebe sind wir alle. Und da möchte ich einmal an die Steuererklärungen erinnern, die mancher von uns ausfüllt. Und ich gebe zu, ich habe persönlich einen guten Steuerberater. Und bei dem Umgang mit der Steuer, da ist die Versuchung genauso groß, wie bei lila Schokolade.
Manchmal ertappe ich mich schon dabei, wenn ich überlege, was kannst du noch von der Steuer absetzen, damit du nicht soviel bezahlen musst.
Das ist sicher noch verhältnismäßig wenig, wenn man einmal die Leute sieht, deren Steuerflucht in den vergangenen Tagen aufgedeckt wurde. Und das ist nur die Spitze eines Eisberges, weil da ja schon wieder mit über 6 Jahre alten Daten gearbeitet wird.
Die am weitesten verbreitete Form von Habgier ist die permanente, schleichende Unzufriedenheit in unserem Leben. Das ist ein richtig übles Gift, weil es uns zerfrisst! Es verschlimmert sich mit dem Neid auf die, die mehr haben. Und es endet dann in den Steuerlügen und im Betrug. Doch nein; das tun wir dich ja nicht. Aber spürt ihr es nicht auch? Wie die Unzufriedenheit über den Besitzstand so ein Gift sein kann, das mich da richtig zerfrisst und nicht ruhig schlafen lässt.
Sicher es gibt Menschen, die haben es wirklich nötig, bei denen ist es eine Frage des Überlebens. Doch bei mir und bei manchen von euch ist das eher Luxusproblem. Was sage ich denn Flüchtlingen aus Nordafrika oder Albanien, die an der italienischen Küste ankommen und nun ihr Glück suchen? Die würden ja gerne das Gut mit den eigenen Händen erarbeiten. An Menschen, die wirklich in Not sind, entdecke ich, dass meine Unzufriedenheit in Wirklichkeit eine große Undankbarkeit ist, die übersieht, wie sehr wir alle beschenkt sind.
Darum machen wir es uns noch bewusst - das Gegengift gegen die Habgier ist die Dankbarkeit. Fangen wir doch einmal an, für alles zu danken, was uns in unserem Leben Gutes widerfährt. Und lassen wir doch die "Ja, aber... – Sätze" sein. Es geht mir schon gut, aber... Auch solche Sätze sind Gift. Dankbarkeit, für das Leben, für das Essen, die Luft, die Menschen, die für mich da sind, auch wenn die manchmal nicht so einfach sind.
Ich haben drei Gifte aus dem Giftschrank unseres menschlichen Daseins geholt und hoffe, euch auch die Gegengifte genannt zu haben. Veränderung unseres Lebens, dass wir dieses neues Kleid anziehen, das vollzieht sich ganz praktisch in unserem Leben.
Die Basis dieser Veränderung ist Gottes Liebe, der uns brutto, mit unserem Fehlern liebt. Aufgrund dieser Basis kann Veränderung beginnen.
Zum Schluss noch einmal die letzte Ermutigung des Apostels aus unserem Bibeltext:
Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.
Amen
Related Media
See more
Related Sermons
See more