Hinabsteigen zur Größe

Sermon  •  Submitted
0 ratings
· 3 views
Notes
Transcript

Hinabsteigen zur Größe

Predigt zu Philipper 2,5-11
Philippians 2:5–11 BB
5 Denkt im Umgang miteinander immer daran, was in der Gemeinschaft mit Christus Jesus gilt: 6 Er war von göttlicher Gestalt. Aber er hielt nicht daran fest, Gott gleich zu sein – so wie ein Dieb an seiner Beute. 7 Er legte die göttliche Gestalt ab und nahm die eines Knechtes an. Er wurde in allem den Menschen gleich. In jeder Hinsicht war er wie ein Mensch. 8 Er erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis in den Tod – ja, bis in den Tod am Kreuz. 9 Deshalb hat Gott ihn hoch erhöht: Er hat ihm den Namen verliehen, der hoch über allen Namen steht. 10 Denn vor dem Namen von Jesus soll sich jedes Knie beugen – im Himmel, auf der Erde und unter der Erde. 11 Und jede Zunge soll bekennen: »Jesus Christus ist der Herr!« Das geschieht zur Ehre Gottes, des Vaters.
Gruß
Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus! Amen.
Einstieg
Liebe Gemeinde,
das Natürlichste bei einem Menschen ist, dass er in seinem Leben immer nach oben strebt, dass er ein Ziel vor Augen hat, welches er anstrebt. Das kann zum Beispiel ein bestimmter Abschluss in der Schule sein oder eine Stelle in der Firma oder auch einen bestimmten Betrag von Geld, vielleicht die erste Million.
Unser Leben ist so angelegt, dass wir immer nach oben und nach vorn streben. Wer das nicht tut, den bewertet man als ungesund, als nicht normal.
Man setzt doch alles daran das nächste Ziel zu erreichen. Dieses Bestreben zieht sich durch das ganze Leben vom Kleinkind bis ins Alter.
Schon als Kind wird man dazu angehalten etwas zu erreichen.
Ich kann mich noch gut an so ein Ereignis aus meiner Kindheit erinnern. Als es hieß, dass ich wahrscheinlich mit sechs Jahren noch nicht eingeschult werde, weil ich noch nicht richtig zählen konnte, da sehe ich meine Eltern und mich im Kuhstall beim Kühemelken, wie ich da die Zahlenreihe eins bis hundert vorwärts und rückwärts aufsage. Nach einer gewissen Zeit konnte ich besser zählen als manches andere Kind in dem Alter. Selbst heute, obwohl ich Computer-Freak bin, funktioniert bei mir das Kopfrechnen noch ganz gut. Es gelingt noch ganz gut Zahlen zu addieren und zu subtrahieren. Selbst Multiplikation und Division klappen bis zu einem gewissen Grad.
Aber auch in der Schule wird ein Kind angehalten das Klassenziel und die nächste Schulstufe zu erreichen.
Und wenn es nicht so richtig klappt, dann geben Eltern viel Geld für Nachhilfeunterricht aus, damit da Ziel erreicht wird.
In Zeiten des Wirtschaftsbooms in Japan gaben dort die Eltern für ihre Kinder viel Geld aus, damit sie das Aufnahmeziel für eine Eliteschule erreichten. Bis dahin, dass die Kinder dann den doppelten Unterricht hatten. Dieser Stress und diese Anforderungen trieben dann manches Kind in den Selbstmord.
Das Nach-oben-Streben zur Größe setzt sich dann im ganzem Leben fort: die Lehre, das Studium, eine gute Anstellung, einen gewissen Geldbetrag, das Haus, das Auto, beruflicher Erfolg und und und …
Aber dann …
Dann läuft es im Leben auf einmal nicht mehr so. Dann kommen Krankheiten, dann kommt der Tod von lieben Menschen, und dann kommt das Alter, die Kräfte lassen nach. Was nun, wie geht es weiter im Leben? Was soll man tun?
Viele Fragen, auf die man keine Antworten weiß, Hoffnungslosigkeit und Haltlosigkeit machen sich breit. Wie geht es weiter? – Das ist die große Frage.
Vielleicht ist heute mancher hier, der sich auch schon diese Fragen gestellt hat oder gerade stellt.
Und nun hören wir heute über einen, der genau diesen Wegen in umgekehrter Reihenfolge gegangen ist – nämlich von oben nach unten. Er ist hinabgestiegen – Hinabgestiegen zur Größe.
Und so habe ich auch die Predigt überschrieben. „Hinabsteigen zur Größe“
Hinabgestiegen von der Herrlichkeit des Thrones Gott in die Gottverlassenheit menschlichen Daseins, an ein Folter- und Tötungswerkzeug – an ein Kreuz.
Der Apostel Paulus schreibt im Philipperbrief davon. Wir lesen Kapitel 2, die Verse 5 bis 11 nach der Neuen Genfer Übersetzung:
5 Das ist die Haltung, die euren Umgang miteinander bestimmen soll; es ist die Haltung, die Jesus Christus uns vorgelebt hat.
6 Er, der Gott in allem gleich war und auf einer Stufe mit ihm stand, nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus.
7 Im Gegenteil: Er verzichtete auf alle seine Vorrechte und stellte sich auf dieselbe Stufe wie ein Diener. Er wurde einer von uns - ein Mensch wie andere Menschen.
8 Aber er erniedrigte sich ´noch mehr`: Im Gehorsam gegenüber Gott nahm er sogar den Tod auf sich; er starb am Kreuz ´wie ein Verbrecher`.
9 Deshalb hat Gott ihn auch so unvergleichlich hoch erhöht und hat ihm ´als Ehrentitel` den Namen gegeben, der bedeutender ist als jeder andere Name.
10 Und weil Jesus diesen Namen trägt, werden sich einmal alle vor ihm auf die Knie werfen, alle, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind.
11 Alle werden anerkennen, dass Jesus Christus der Herr ist, und werden damit Gott, dem Vater, die Ehre geben.
Hinabsteigen: Jesus Christus hat es uns vorgelebt.
Liebe Gemeinde,
in diesem kurzen Hymnus des Philipperbriefes wird nun dieser großartige Weg, den Jesus Christus gegangen ist beschrieben. Wir wollen nun diesen Weg ein Stück nachgehen. Dieser Weg zeigt uns die Lebenshaltung von Jesus Christus.
Von dieser Lebenshaltung sollen wir uns bestimmen lassen. Dazu werden wir ermutigt. Dabei begegnet uns Jesus Christus nicht als einer, der uns belehren will und uns mit Vorschriften und Geboten traktiert, sondern als einer, der uns ermutig, seine Haltung nach zu leben, denn er hat sie uns vorgelebt.
Er hat uns gezeigt, dass der Weg der Demut möglich ist. Dabei ist das Wort Demut ein altes Wort. Mancher kann vielleicht nichts damit anfangen und weiß nicht, wie er es übersetzen kann und wie es in seinem Leben Wirklichkeit wird.
Ich übersetze es immer damit, dass ich sage: Demut heißt Mut haben zu dienen, oder auch Mut haben den unteren Weg zu gehen, selbst auf die Gefahr von Nachteilen und Verluste.
Ja es erfordert viel Mut dazu, einen Weg zu gehen, den man nicht gern geht, der vielleicht unten lang geht und keine Gewinn.
Als ich als 16 jähriger Jugendlicher eine Lehre als Facharbeiter für Datenverarbeitung, was heute einfach Fachinformatiker heißt, begann und nicht in der FDJ war, musste ich es erfahren, wie so ein Weg aussah.
Erst einmal gab es unzählige Gespräche mit alten gestandenen Genossen und solchen, die auf der Karriereleiter nach oben wollten. Da war ich ja als junger bekennender Christ in gewisser Weise ein kleiner Stolperstein.
Nun meine Lehre hat man mir nicht gekündigt, aber in meiner Ausbildung hatte ich doch einige Nachteile. Ich durfte keine Großrechner bedienen und wurde an ihnen nicht ausgebildet. Trotzdem habe ich meinen Abschluss bekommen und später hat dann keiner mehr danach gefragt. Ja ich habe dann sogar ab und an Nachtschicht am Großrechner gemacht.
Sicher könnte mancher von euch auch davon berichten, wo er in seinem Leben so einen unteren Weg gegangen ist.
Wir werden dazu ermutigt, bereit zu sein immer wieder so einen Weg zu gehen und uns damit an Jesus Christus zu orientieren.
So schwierig der Weg ist, den uns Jesus hier vorgelebt hat – es ist der einzige Weg um in Gottes Augen groß zu werden.
Hinabsteigen: Er war gleich wie Gott
Dabei hätte Jesus selber das Hinabsteigen gar nicht nötig gehabt, denn er war schon in Gottes Augen groß und lebt in seiner Herrlichkeit.
Wer von uns würde denn freiwillig auf Vorteile im Leben und auf Vorzüge verzichten, wenn man nicht unbedingt muss, dann lieber nicht.
Ist es nicht in unserem normalen Leben schon anstrengend etwas unten zu tun.
In der vergangenen Woche habe ich im Garten gearbeitet, was eigentlich leider zu selten vorkommt. Da habe ich Laub aufgesammelt.
Nach zwei Stunden tat mir dann schon der Rücken weh, obwohl ich mittlerweil nicht mehr ungelenkig bin.
Da sitze ich doch lieber am Computer und tippe meine Gedanken zur Predigt hinein.
Aber wie schreibt Paulus: Jesus nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus. Er war bereit den Weg nach unten zu gehen.
Hinabsteigen: Er verzichtete
Er verzichtete auf seine Größe und Herrlichkeit bei Gott. Er verzichtete, weil er uns Menschen liebt, weil er jeden von uns liebt.
Überlegt einmal, auf was habt ihr denn schon verzichtet, weil ihr einen anderen Menschen liebt, auf was habt ihr um eures Partners willen verzichtet. Mancher sogar ungeheuer viel, bis hin sogar auf eine großartige Karriere, oder auf was haben Eltern nicht um ihrer Kinder willen verzichtet. Manchmal verzichten Kinder um ihrer vielleicht alten Eltern willen.
Wenn sogar Menschen um der Liebe willen verzichten, wie groß muss dann die Liebe von Jesus zu uns Menschen sein, weil er um unsers willen auf die Herrlichkeit bei Gott verzichtet hat.
Es ist ein scheinbar harter Weg, den die Liebe oft führt: ein Leben des Verlustes, der Selbsterniedrigung, des Sterbens sogar. Doch die Bibel bezeugt dennoch, dass es sogleich der einzig wahre Weg ist, der zur vollkommenen Freude führt.
Hinabsteigen: Er wurde Mensch
Jesus Christus wurde Mensch. Er durch lebte und durch litt unser ganz menschliches Leben. Er kam als kleines Kind obdachlos in einem Viehstall zur Welt. Kein Himmelbett, in das man ihn legte, sondern in einen stinkigen Futtertrog. Vielleicht klebten da noch Futterreste und Tierspeichel dran. Er ging zur Schule, lernte den Beruf eines Handwerkers, hatte Hunger, wie du und ich, hatte Durst, durch litt manches Schwere, wurde gefoltert, hatte Schmerzen und starb. Er war ganz Mensch - „Ece Homo“ – Welch ein Mensch?
Hinabsteigen: Er nahm den Tod am Kreuz auf sich
Die Krönung seines Hinabsteigens war dann sein Tod am Kreuz auf Golgatha, wo uns dann sein Schreien in den Ohren gellt: „ Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“
Ich kann mir wirklich keinen tieferen Tiefpunkt vorstellen als diesen Ort des Todes, als dieses Sterben am Kreuz.
Es ist der Ort, wo sich alles menschliche Leid, alle menschliche Not, alles Elend und alle Warums dieser Welt, ja sogar die Frage „Warum schweigt Gott?“ kristallisieren.
Soweit nach unten erniedrigte sich Jesus aus Liebe zu uns. Nicht weil er mal etwas Heldenhaftes tun wollte, ging er diesen Weg, sondern weil er liebte.
Wir hören ja immer wieder, von Leuten, die in einen Krieg ziehen, weil sie auf Abenteuer aus sind, weil sie einen Nervenkitzel oder ähnlich haben wollen, oder nur weil sie gutes Geld verdienen wollen. Das war hier bei Jesus alles nicht der Fall, sondern er ging diesen Weg ans Kreuz, weil er liebte, weil er dich und mich liebte. Darum ließ er auch diesen Weg sein eigenes Leben kosten.
Hinabsteigen: Weil er diesen Weg nach unten ging hat ihn Gott erhöht.
Nun spricht der Christus-Hymnus aus Philipper 2 davon, dass ihn Gott, weil er diesen Weg gegangen ist, wieder erhöht hat:
„Deshalb hat Gott ihn auch so unvergleichlich hoch erhöht und hat ihm ´als Ehrentitel` den Namen gegeben, der bedeutender ist als jeder andere Name.“
Gott ergreift hier jetzt selbst die Initiative. Derselbe Gott, der schweigt als Jesus am Kreuz starb, wird aktiv. Er schafft neues Leben – ewiges Leben. Er bringt durch die Auferweckung seines Sohnes Jesus Christus die Hoffnung auf das ewige Leben in diese vergängliche Welt. Er erhöht seinen Sohn wieder in das Reich seiner ewigen Herrlichkeit.
Hinabsteigen: In seiner neuen Größe wird er nun verherrlicht und verehrt.
Er macht ihn zum Kyrios - zum Herrn, gab ihn den Namen, der über allen Namen steht. So steht nun das Bekenntnis der ganzen Christenheit, das auch wir heute ausrufen: „Herr ist Jesus Christus“. Das führt uns zu Lobpreis und Anbetung.
Nicht umsonst heißt die neue kleine Glocke in der Fraureuther Kirche Anbetungsglocke und hat betende Hände, die nach oben weisen. Aber auch die mittlere Glocke lädt zum Gotteslob ein.
Ja und die große Glocke weist ja auf Jesus Christus, als dem Kyrios und Herrn– so finden sich unsere drei Glocken genau in diesem Text wieder.
Schlussfolgerung
Nun sind wir eingeladen, diesem Herrn Jesus Christus nachzufolgen, unser Leben nach ihm auszurichten und in Demut zu leben, d.h. den unteren Weg der Liebe zu leben.
Amen
Lasst uns beten:
Related Media
See more
Related Sermons
See more