Geschenke zu Pfingsten

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Transcript

Geschenke zu Pfingsten?

John 16:5–15 BB
5 Aber jetzt gehe ich zu dem, der mich beauftragt hat. Und keiner von euch fragt mich: ›Wohin gehst du?‹ 6 Vielmehr seid ihr traurig, weil ich das zu euch gesagt habe. 7 Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, kommt der Beistand nicht zu euch. Aber wenn ich fortgehe, werde ich ihn zu euch senden. 8 Wenn dann der Beistand kommt, wird er dieser Welt die Augen öffnen – für ihre Schuld, für die Gerechtigkeit und das Gericht. 9 Ihre Schuld besteht darin, dass sie nicht an mich glauben. 10 Die Gerechtigkeit zeigt sich darin, dass ich zum Vater gehe – dorthin, wo ihr mich nicht mehr sehen könnt. 11 Das Gericht bedeutet, dass der Herrscher dieser Welt schon verurteilt ist. 12 Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber das könnt ihr jetzt nicht ertragen. 13 Wenn dann der Beistand kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch helfen, die ganze Wahrheit zu verstehen. Denn was er sagt, stammt nicht von ihm selbst. Vielmehr sagt er das weiter, was er hört. Und er wird euch verkünden, was dann geschehen wird. 14 Er wird meine Herrlichkeit sichtbar machen: Denn was er euch verkündet, empfängt er von mir. 15 Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Deshalb habe ich gesagt: Was der Geist euch verkündet, empfängt er von mir.«
Liebe Gemeinde,
Was für eine Beziehung haben wir zu Pfingsten?
Nun in unserem Gemeindegebiet wurde für viele Jahre in besonderer Weise, das Leben aus dem Heiligen Geist betont und auch gelebt. Und auch heute gibt es Brüder und Schwestern, denen das besonders wichtig ist. Daher wissen zu mindestens die meisten Christen, dass es ein Fest ist, welches mit Gottes Geist zu tun hat.
Ganz anders dagegen die Nichtchristen. Der Athe-ist Bertolt Brecht bringt seine ironisch-materialistische Einstellung zu Pfingsten in einem kleinen Gedicht zum Ausdruck:
Pfingsten
sind die Geschenke am geringsten
während Ostern, Geburtstag und Weihnachten
was einbrachten.
Was bringt uns Pfingsten ein? Für die meisten un-serer Mitmenschen stellt sich diese Frage überhaupt nicht. Sie haben keine Erwartungen an Pfingsten.
Die Schüler freuen sich auf die nach unserem Fest benannten Ferien, die aber in diesem Jahr besonders knapp bemessen sind. Doch darüber hinaus scheint das Fest nichts zu bringen. Viel-leicht noch etwas mit Frühling oder ähnliches.
Kein Osterhase, der seine Gaben für uns im Gar-ten versteckt, kein Weihnachtsmann, der Ge-schenke unter den geschmückten Christbaum legt.
Und doch gibt es da einen, der uns zu Pfingsten beschenken will. Beschenken mit Geschenken, die mitnichten die geringsten sind. Es ist eben dieser Heilige Geist, von dem ich zum Beginn der Predigt gesprochen habe. Dieser will uns zu Pfingsten be-schenkt. Er beschenkt uns mit Liebe, mit Erinne-rung und mit Frieden.
1. Der Heilige Geist schenkt Liebe
Von dem Kirchenlehrer Augustin gibt es einen Satz, der wunderbar in unsere Zeit zu passen scheint: »Liebe – und tu, was du willst.«
Was aus Liebe geschieht, kann doch nur gut sein. Liebe ist das Tor zur Freiheit. Was Jesus sagt klingt eher nach dem Gegenteil: »Wer mich liebt, der wird mein Wort halten ... Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht.« Spricht so der gute Hirte zu seinen Schafen? Spricht so der lie-bende Vater zu seinen Kindern?
Zur heutigen Erziehungspraxis passt dieses Jesus-Wort jedenfalls schlecht.
Viele von uns erziehen nach der Regel: Mögen sie tun, was sie wollen, wenn sie mich nur lieben! Wir gönnen unserem Kind uneingeschränkte Freiheit, weil wir die volle Entfaltung seiner Persönlichkeit nicht behindern wollen. Vielen Eltern fällt es schwer, überhaupt Grenzen zu markieren. Was sind die Folgen? Was lieb gemeint ist, wird für das Kind zum Fluch. Das sich selbst überlassene Kind, das zu einer gesunden Entwicklung tatsächlich klare Anleitung bräuchte, bleibt ohne Orientierung und wird so für sich und für andere zur Plage. Solche Schwachheit der Eltern ist letztlich nicht Liebe zum Kind, sondern Liebe zu sich selbst.
Jesus sagt uns nun: Gott lässt uns nicht ins Leere laufen. Er gibt seinen Kindern sein Wort an die Hand, damit sie seinen Willen erkennen und dann auch tun.
»Wer mich liebt, der wird mein Wort halten«, der wird nach diesem Wort sein Leben ausrichten, der wird das Wort tun, und wird praktizieren, was das Wort ihm sagt.
»Wer mich liebt, der wird mein Wort halten.«
Ich weiß nicht, wie es Ihnen zumute ist, bei dieser engen Verquickung von Liebe und Gehorsam. Kann man am Gehorsam nicht viel eher Furcht und Zwang ablesen als die Liebe? Freilich, es gibt solchen Gehorsam aus Furcht. Auch hier kann ein Blick in die Kinderstube hilfreich sein: Geprügelte Kinder horchen scheu und geduckt aufs Wort – solange sie Angst vor Schlägen haben, solange sie den Eltern unterlegen sind.
Solchen Gehorsam meint Jesus nicht. Das Han-deln, das durch Angst und Furcht aus uns heraus-gepresst wird, das nennt die Bibel: Tote Werke. Das ist vor Gott wertlos. Wenn wir genau hinse-hen, dann stellen wir fest, dass Jesus hier gar kei-ne Werke fordert und befiehlt, sondern dass er einen Ist-Zustand beschreibt.
Es ist schlicht so: »Wer mich liebt, der wird mein Wort halten.«
Und hier sind wir nun wieder beim Heiligen Geist: Er ist es, der diese Liebe in uns schafft und aus dieser Liebe fließt das Halten seines Wortes. Gehorsam gegenüber dem Wort ist eine Frucht des Geistes. Zwang ist nicht in der Liebe.
Die Liebe, die Jesus meint, ist kein unbeständiges, wechselhaftes Gefühl. »Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.«
Die Liebe zu Gott können wir nicht aus uns selbst hervorbringen. Diese Liebe ist kein Ideal, keine bloße Vorstellung, sondern eine persönliche Beziehung, eine Gemeinschaft mit einem Gegenüber. Die Liebe zu Gott wird uns geschenkt, indem Gott selbst Wohnung in uns nimmt. Unser Glaube, unser Leben ist von dieser Beziehung zu Gott durchflutet.
Ohne diese Liebe, ohne diese innige Gemeinschaft mit Gott wäre unser Glaube ein Krampf, ohne diese Liebe wäre die Lehre leer, ohne diese Liebe wäre unser rechtes Handeln eine freudlose Zwangs-leistung. Ohne diese Liebe wären wir nicht Kinder, sondern Knechte.
Christus spricht: »Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.« Unser Herz soll eine Wohnung Gottes, ein Tempel des Heiligen Geistes sein.
»Liebe – und tu, was du willst.« Denn wer aus Lie-be handelt, der tut instinktiv das, was dem Gelieb-ten entspricht. Liebe, das ist das erste Pfingstge-schenk.
2. Der Heilige Geist schenkt Lehre und Erinnerung
Der Heilige Geist »lehrt und erinnert«. Das ist sein zweites Pfingstgeschenk an uns. Wir sprechen heute vom lebenslangen Lernen. Auch ein Christ bleibt sein Leben lang in der Schule des Heiligen Geistes.
Der Geist lehrt und erinnert. Weshalb tut er das? Der Heilige Geist will ein tiefes Verstehen und Er-kennen unseres Gottes in uns schaffen. Dieses Er-kennen aber hat Inhalte, die wir lernen müssen, um sie zu begreifen, Inhalte, um die wir uns mühen und – die umso besser schmecken, je mehr, je in-tensiver wir uns damit befassen.
Martin Luther sagte einmal: Das Wort Gottes ist wie ein Kräutlein, das umso stärker riecht, je mehr man es reibt.
Geben wir uns nicht zu schnell mit dem zufrieden, was wir an Lehre und Erkenntnis haben. Jesus stellt freilich die Kinder in die Mitte mit ihrem selbstverständlichen Kinderglauben. Über den Glauben der Kinder kommen wir bei aller Lehre nicht hinaus. Aber Selbstgenügsamkeit in Glau-bensdingen ist nicht unbedingt ein Zeichen von geistlicher Demut.
Es ist doch bei uns allen so: Was uns interessiert, wofür wir uns begeistern, was wir lieben, darin in-vestieren wir unsere Zeit und unsere Kraft.
Für unseren Beruf, da brauchen wir Verstand. Wehe dem, der behaupten würde, wir gingen einer hirnlosen Tätigkeit nach. Nein, nein: unser Metier, das will gelernt sein – und darauf sind wir stolz.
Auch unser Hobby fordert die ganze Konzentrati-on, die ungeteilte Aufmerksamkeit:
Ob wir beim Schach dem Gegner fünf Züge voraus sein wollen, oder ob wir beim Fußball das Feld überblicken und die Reaktion des Gegners jeder-zeit abschätzen müssen. Wir sind dabei: Mit gan-zem Einsatz, mit Sinn und Verstand.
Und unsere Begeisterung? Die ist uns abzuspüren.
Nur beim Glauben denken viele: Warum so kompliziert? Das braucht's doch gar nicht. Was soll man da nicht alles lernen und verstehen: Vater, Sohn und Geist sind ein Gott. Jesus ist zugleich Gott und Mensch. Und im Abendmahl: Jesus gibt
in Brot und Wein seinen Leib und sein Blut zu es-sen und zu trinken. – Was soll ich damit anfangen? Reicht es nicht, wenn ich das alles stehen lasse und mich vom Geist im Gefühl bewegen lasse?
Nein, das reicht nicht: Denn der Heilige Geist ist kein Unterhalter, kein Animateur, sondern ein Lehrer.
Das beste Beispiel dafür? Wir werden es nicht glauben: Die Pfingstpredigt des Petrus. Petrus spricht in fremden Zungen. Nun aber nicht unver-ständlich, womit seine Zuhörer nichts anfangen könnten, sondern nur zu verständlich und über-deutlich:
»Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst – diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Den hat Gott auferweckt und hat aufgelöst die Schmerzen des Todes, wie es denn unmöglich war, dass er vom Tode festgehalten werden konnte... So wisse nun das ganze Haus Is-rael gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr ge-kreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.«
Petrus – voll Heiligen Geistes – hält am Pfingsttag eine reine Lehr- und Bußpredigt, gewürzt mit vie-len schwer verständlichen alttestamentlichen Zitaten.
Aber die Wirkung dieses Unterrichts auf die Hö-rer ist keineswegs einschläfernd, sondern erschütternd: »Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geis-tes.«
Lehre und Erinnerung, das ist das zweite Geschenk zu Pfingsten .
Das Feuer von Pfingsten, das ist Gott selbst, der seine Gemeinschaft in uns stiftet, der uns durch sein Lehren und Erinnern im Glauben erhält, der in uns die Liebe entzündet, aus der unser Handeln fließt.
3. Der Heilige Geist schenkt Frieden
An Pfingsten wird uns Gottes Frieden geschenkt. Aber können wir solchem Frieden trauen? Da ver-spricht uns einer Frieden und wird doch wenige Stunden später festgenommen, um bald darauf ei-nen grässlichen Tod zu sterben. Solcher Friede macht uns Angst.
Viele begnügen sich daher mit einem bürgerlichen Frieden, wie er etwa in gutnachbarschaftlichen Beziehungen zur Ausprägung kommt. Und selbst solch ein Friede ist nicht selbstverständlich. Wir wissen ja (Friedrich Schiller): »Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.«
Aber selbst wenn wir Frieden mit dem Nachbarn haben, bedeutet das noch nicht, dass wir in dem Frieden leben, den Gott uns schenken möchte.
Der Friede, der uns heute geschenkt werden soll, der bringt uns häufig genug in Gegensatz zur Welt um uns herum und bringt sie gegen uns auf. Der Pfingstfriede ist ein Friede, der auf der Versöh-nung mit Gott gründet, die Christus uns erworben hat. Solch ein Friede ist ein innerer Friede, ein starker und unüberwindlicher Friede, der von keinen äußeren Stürmen erreicht werden kann.
Wie der Friede aussieht, den Gott uns heute schenken möchte? Auch das ist am schönsten im Gedicht gesagt:
Nicht jenes Warten, wenn die Waffen schweigen,
wenn sich noch Furcht mit Hass die Waage hält,
wenn sich Verlierer vor den Siegern beugen:
nicht der Friede dieser Welt.
Nicht jene Stille, die den Tod verkündet,
da, wo es früher einmal Leben gab,
wo man kein Wort und keine Tat mehr findet:
nicht die Stille überm Grab.
Der tiefe Frieden, den wir nicht verstehen,
der wie ein Strom in unser Leben fließt,
der Wunden heilen kann, die wir nicht sehen,
weil es Gottes Friede ist.
Der Friede Gottes will in dir beginnen,
du brauchst nicht lange, bis du es entdeckst:
was Gott in dich hineinlegt, bleibt nicht innen –
Friede, der nach außen wächst.
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