Vorstellungen

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Vorstellungen

Predigt Matthäus 17, 1-9
Liebe Gemeinde,
Sich vorstellen gehört zu unserer Lebenswelt. Dabei sind die Vorstellungsgespräche für eine neue Arbeit oder zum Beginn eines Studiums die stressige Variante aller Vorstellungen.
Dann gibt es die Kandidatenvorstellungen bei Quizshows oder im Wahlkampf. Die sind schon angenehmer und meistens auch amüsanter. Oder bei einer Freizeit geschieht das gegenseitige Vorstellen in spielerischer Weise.
Und dann gibt es die Kinovorstellungen, die Theater oder Zirkusvorstellungen, die wir bei Cola und Popcorn geradezu genießen.
Petrus, Jakobus und Johannes bekommen in unserem heutigen Predigttext eine beeindruckende Vorstellung. Sie bekommen eine wichtige Person vorgestellt. Diese Vorstellung verändert so jede Vorstellung, die sie bisher von dieser Person hatten.
Und am liebsten hätten auch sie Cola und Popcorn ausgepackt, weil diese Vorstellung ein absolutes Highlight war, ein so großes Highlight, um damit eine Unmenge von Zeitungen mit Schlagzeilen zu versorgen. Deshalb Vorhang auf zu einer dreiteiligen Vorstellung mit der Überschrift:
Die Verklärung von Jesus oder besser: Drei Jünger werden Zeugen der Herrlichkeit Jesu
Wir lesen dazu noch einmal das Evangelium nach der Neuen Genfer Übersetzung: (Predigttext lesen: Matthäus 17,1-9.)
1 Sechs Tage später nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes mit sich und stieg mit ihnen auf einen hohen Berg, wo sie allein waren.
2 Dort veränderte sich vor ihren Augen sein Aussehen. Sein Gesicht begann zu leuchten wie die Sonne, und seine Kleider wurden strahlend weiß wie das Licht.
3 Auf einmal erschienen Mose und Elia; die Jünger sahen, wie die beiden mit Jesus redeten.
4 Da ergriff Petrus das Wort. »Herr«, sagte er zu Jesus, »wie gut ist es, dass wir hier sind! Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elia.«
5 Während er noch redete, kam plötzlich eine leuchtend helle Wolke und warf ihren Schatten auf sieb, und aus der Wolke sprach eine Stimme: »Dies ist mein geliebter Sohn. An ihm habe ich Freude, und auf ihn sollt ihr hören!«
6 Die Stimme versetzte die Jünger so sehr in Schrecken, dass sie sich zu Boden warfen, mit dem Gesicht zur Erde.
7 Jesus aber trat zu ihnen, berührte sie und sagte: »Steht auf! Ihr braucht euch nicht zu fürchten.«
8 Und als sie aufblickten, sahen sie niemand mehr außer Jesus.
9 Während sie den Berg hinabstiegen, sagte Jesus zu den drei Jüngern: »Sprecht mit niemand über das, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist!«
Der 1. Teil der Vorstellung:
Jesus wird vorgestellt
Der Predigttext heute erzählt nichts anderes als eine Vorstellung von Jesus. Gott stellt den drei Jüngern seinen Sohn vor und sagt zum Schluss der Vorstellung: Das, was ihr jetzt gesehen habt, »das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; auf den sollt ihr hören.«
Gott macht den Jüngern seinen Sohn bekannt.
Aber warum diese Vorstellung, warum diese Verwandlung? Weshalb ist es nötig, Jesu Gesicht und Kleider wie die Sonne leuchten zu lassen? Was will Gott den Jüngern und uns mit dieser Verwandlung von Jesus zeigen?
Ein paar aufschlussreiche Stichworte geben uns dazu die Antwort. Sie sind wie Schlüssel in diesem Text.
Nach der Frage, was diese Verwandlung zeigen soll, lasst uns als erstes auf die beteiligten Personen blicken.
Da ist zunächst die Auswahl der Jünger, die dieses Highlight der Verwandlung von Jesus miterleben: Petrus, Jakobus und Johannes.
Matthäus, der Berichterstatter dieser Verklärungsgeschichte, nennt nur zwei Ereignisse, bei denen genau diese Dreiergruppe mit Jesus unterwegs ist: das Highlight der Verwandlung von Jesus und als Gegenüber der absolute Tiefpunkt im Garten Gethsemane.
Die Auswahl der Jünger macht diese Hocherfahrung, das Highlight der Verwandlung von Jesus, zu einem Hinweis auf den Tiefpunkt im Leben von Jesus, zu einem Hinweis auf sein Leiden und Sterben.
Das nächste sind die zusätzlichen Akteure, die Gott für diese Vorstellung »einfliegt«: Mose und Elia.
Aber warum gerade Mose und Elia?
Nun alle drei, Mose, Elia und Jesus, verbindet, dass sie aus der Knechtschaft befreien:
•Mose befreit Israel aus der Knechtschaft des Pharaos.
•Elia befreit Israel vom Götzendienst des Königs Ahab.
•Jesus befreit nicht nur Israel, sondern jeden, der sich helfen lässt, von der Knechtschaft der Sünde.
Dann noch, wie sich bei Mose und Josua das Schilfmeer oder der Jordan teilen, um trockenen Fußes durchgehen zu können, teilt sich auch bei Elia der Jordan. Mose gebraucht dabei seinen Stab, Elia seinen Mantel.
Und Jesus er geht auch über den Jordan, im übertragenen Sinn. Er gebraucht dafür weder Stab noch Mantel, sondern das Kreuz.
Und dann verbindet die drei das Thema Tod und Leben miteinander und das ist sicherlich der entscheidende Hinweis, was die ganze Vorstellung mit Mose und Elia soll:
•Moses letzte Ruhestätte wurde nie gefunden,
•Elia wird direkt in den Himmel aufgenommen und
•Jesus: Er ist gestorben, auferstanden und von Gott in den Himmel aufgenommen worden.
Wenn wir die Parallelstelle beim Evangelisten Lukas lesen, wird das Ganze noch deutlicher. Er unterstreicht diesen Punkt, indem er im Gegensatz zu Matthäus erzählt, worüber sich Mose, Elia und Jesus unterhalten: Lukas 9,31: »Sie redetet von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte.«
Die Auswahl der drei Jünger, Mose und Elia, auch das leuchtende Gesicht von Jesus und seine weißen Kleider sind ein Hinweis auf sein Ende, seinen Tod und seine Auferstehung.
Mose und Elia sind die Vertreter des Alten Bundes, des Alten Testamentes. Jesus tritt nun an ihre Stelle und führt ihr Werk zum Ziel.
Zusammengefasst: In der Verklärung von Jesus sollen seine Jünger und wir sehen: Hier ist der Sohn Gottes, der das Leid dieser Welt und schließlich den Tod überwindet.
Hier ist der Sohn Gottes, der deine Schuld, deine Krankheit und deine Nöte am Kreuz getragen und in seiner Auferstehung überwunden hat.
Deshalb tröstet uns Jesus auch an anderer Stelle und ermutigt uns für unseren Alltag:
»In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost: ich habe die Welt überwunden.« (Johannes 16,33)
Und genau damit hängt auch das Schweigegebot Jesu an seinen Jüngern zusammen:
Die Verklärung von Jesus, seine Verwandlung in diese Osterherrlichkeit hinein, lässt sich erst von Ostern her verstehen und deshalb auch erst danach verkünden. Sonst ist es wäre es nur eine unverständliche Show.
Der 2. Teil der Vorstellung:
Gottes Vorstellung von mir
Gottes Vorstellung von Jesus hat sehr viel mit Gottes Vorstellung von uns zu tun, damit, wie Gott sich genau uns, dir und mir vorstellt.
Das wird deutlich am Begriff der »Verklärung« bzw. der »Verwandlung«.
Dieser Begriff kommt im Neuen Testament außer in der Verklärungsgeschichte nur noch zweimal bei Paulus vor:
2. Kor 3,18: »Wir alle aber schauen [...] die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit durch den Geist des Herrn.«
Die Verklärung von Jesus, seine Verwandlung ist eine Vorwegnahme seiner Auferstehungswirklichkeit und eine Vorwegnahme unserer Auferstehungswirklichkeit, denn wer auf Jesus schaut, so sagt es der Apostel Paulus, wer an Jesus glaubt, der wird gleichermaßen verwandelt werden in dasselbe Bild.
Dabei ist auch interessant welcher Begriff im Griechischen für Verklärung oder genauer Verwandlung verwendet wird. Es ist der Begriff »Metamorphose«.
Auch wir kennen diesen Begriff aus unserem Alltag. Wir verwenden ihn, wenn wir von der Verwandlung einer Raupe in einen Schmetterling sprechen.
Eine Raupe ist wenig attraktives Tier, kriecht auf der Erde herum und frisst sich durchs Leben. Durch eine Metamorphose wird solch eine Raupe zum Schmetterling verwandelt, bekommt einen neuen wunderschönen Leib und braucht auch nicht mehr auf der Erde herumzukriechen.
Und wie eine Raupe dazu bestimmt ist, zum Schmetterling zu werden, so sind wir zur Auferstehung mit einem neuen Leib bestimmt.
Für manchen ist genau dieses Bild der Verwandlung von der Raupe in einen Schmetterling ein Bild für die Auferstehung.
Wenn die Jünger signalisieren:
>Wir wollen auf dem Berg Hütten bauen<, dann ist das nichts anderes als der Wunsch nach einer schmerzhaften Verwandlung vom Jesus am Kreuz. Gott erhört die Sehnsucht der Jünger, auf dem Berg Hütten zu bauen, aber erst nach der Passionszeit.
Die Verklärung und Verwandlung von Jesus zeigen nicht nur Gottes Vorstellung von Jesus, sondern zeigt auch, wie er sich dich und mich wünscht: als Menschen, die durch die Auferstehung ewig mit ihm verbunden sind und in Gemeinschaft leben.
Teil 3: Vorstellungspause
8 Und als sie aufblickten, sahen sie niemand mehr außer Jesus.
9 Während sie den Berg hinabstiegen, sagte Jesus zu den drei Jüngern: »Sprecht mit niemand über das, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist!«
Wie jede gute Vorstellung im Theater hat auch unsere Vorstellung eine Pause zwischendurch. Der erste Teil der Vorstellung war grandios. Jetzt ist Pause in der Vorstellung.
Die Jünger damals direkt und wir heute im Lesen der Bibel, im Beten und im Glauben an Jesus Christus haben einen Vorgeschmack bekommen, einen Vorgeschmack auf ein Leben jenseits von Krankheit, Leid und Tod.
Und auch wir hier in GGR und FRR leben von diesem Vorgeschmack.
Dadurch soll unser Vertrauen gestärkt werden, wir werden motiviert zum Gebet und zum Glauben und Vertrauen, dass Jesus als Sohn Gottes unser Gebet erhört. Und doch bleibt es nur ein Vorgeschmack. Für die Jünger und für uns heißt es zu warten zu warten auf die eigene Auferstehung und auf ein Leben in Gottes Herrlichkeit, fern von allem, was unser Leben heute manchmal so schwer macht.
Was man tut man in der Pause bei der Theatervorstellung Man studiert das Programmheft und nimmt vielleicht einen Drink und einen Snack. Die Beteiligten sprechen miteinander über das bisher Gesehene. Man freut sich auf die Fortsetzung.
Christen machen es nicht anders in ihrer Pause: Sie studieren das Programmheft, die Bibel. Sie stärken sich bei Brot und Wein. Christen sprechen miteinander über Gottes Freundlichkeit. Sie erzählen sich Gottes Wohltaten in ihrem Leben, z. B. seine Gebetserhörungen, und sie erinnern sich an Gottes Verheißungen.
Die griechisch-orthodoxe Kirche und die russischorthodoxe Kirche tun dies z. B. bis heute im Fest der sog. Metamorphosis, dem Fest der Verwandlung von Jesus, das für sie zugleich das Fest der Hoffnung auf ihre Verwandlung, auf ihre Auferstehung ist.
Und schließlich freuen sich Christen in ihrer Pause auf die Fortsetzung des Programms.
Die Vorstellung von der Wiederkunft von Jesus und von dem Wissen, dann zu schauen, was wir geglaubt haben, schenkt Freude und Zuversicht, um getrost nach vorne zu sehen und nach vorne zu gehen.
Amen.
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