Momentaufnahme des Lukas - Das Leben in der ersten Gemeinde

Bibelwoche 2022 / 2023   •  Sermon  •  Submitted
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Momentaufnahme des Lukas - Das Leben in der ersten Gemeinde

Begrüßung
Losung
Psalm 126 - Seite 54
Gebet
Lied zur Jahreslosung
Gemeinsames Essen
Lied Gut, dass wir einander haben
Einleitung zur Bibelwoche und zur Apostelgeschichte
In den nächsten sieben Bibelstunden werden wir miteinander Texte der Bibelwoche 2022/2023 bedenken. Die Bibelwoche steht unter dem Thema “Kirche leben”. Ich denke es ist ein immer wieder für uns sehr aktuelles Thema, besonders wenn wir unser eigenes Erleben als Gemeinde mit Texten und Worten aus der Bibel reflektieren und prüfen, wo wir stehen. Die sieben Bibeltexte über, die wir in den nächsten Monaten nachdenken wollen, finden wir in der Apostelgeschichte.
Die Apostelgeschichte wurde vom Arzt Lukas, dem Verfasser des dritten Evangeliums, und ist eine Fortsetzung jenes Berichtes. Lukas, der »geliebte Arzt« und Begleiter des Paulus (siehe Apg 16,10, Fußnote), trug mehr als irgendein anderer Verfasser zum NT bei und war der erste Geschichtsschreiber der Frühzeit der Gemeinde.
Das Buch wurde oft »Die Taten des Heiligen Geistes« genannt. Mehr als 50-mal ist darin der Heilige Geist erwähnt (als Heiliger Geist« und der Geist«) – besonders im Zusammenhang mit den Wendungen »getauft werden mit dem Heiligen Geist«, »erfüllt werden mit dem Heiligen Geist« und »geführt werden vom Heiligen Geist«. Die Apostelgeschichte beginnt mit dem zweiten Bericht des Lukas von der Himmelfahrt des Herrn und schließt mit dem Aufenthalt des Paulus als Gefangener in Rom; sie umfasst einen Zeitraum von mehr als dreißig Jahren. So beinhaltet sie die Grundzüge des Werdens der ersten Kirche und den Beginn der Mission bis nach Europa.
Heute sehen wir uns eine positive Folie an, wie christliche Gemeinde Wachsen und Werden kann Wir lesen dazu einmal Apostelgeschichte 4,32-37:

Bibeltext lesen

Momentaufnahme des Lukas - Das Leben in der ersten Gemeinde

Apostelgeschichte 4,32–37 LU
32 Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam. 33 Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen. 34 Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Land oder Häuser hatte, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte 35 und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte. 36 Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde – das heißt übersetzt: Sohn des Trostes –, ein Levit, aus Zypern gebürtig, 37 der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.
Apostelgeschichte 4,32–37 BB
32 Die ganze Gemeinde war ein Herz und eine Seele. Keiner betrachtete etwas von seinem Besitz als sein persönliches Eigentum. Vielmehr gehörte alles, was sie hatten, ihnen allen gemeinsam. 33 Mit großer Kraft traten die Apostel als Zeugen dafür auf, dass Jesus, der Herr, auferstanden war. Gottes Gnade war unter ihnen in reichem Maß spürbar. 34 Keiner von ihnen musste Not leiden. Wer Grundstücke oder Häuser besaß, verkaufte diese und stellte den Erlös zur Verfügung. 35 Er legte das Geld den Aposteln zu Füßen. Davon erhielt jeder Bedürftige so viel wie er brauchte. 36 So machte es auch Josef, ein Levit, der aus Zypern stammte. Die Apostel nannten ihn Barnabas, das bedeutet: der Tröster. 37 Josef verkaufte einen Acker, der ihm gehörte. Den Erlös stellte er der Gemeinde zur Verfügung und legte ihn den Aposteln zu Füßen.
Die negative Folie des Gemeindelebens als Gegenpol dazu finden wir dann ein Kapitel später in Apostelgeschichte 5 mit Hannanias und Saphira.
Wir haben vielleicht noch die nachpfingstliche Aussage über die erste christliche Gemeinde in Jerusalem im Ohr: Apg 2,42
Apostelgeschichte 2,42 LU
42 Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.

Schreib- und Gesprächsrunde

Schreibrunde
Was ist uns in einer christlichen Gemeinschaft wichtig?
Was erwarten wir in der Gemeinde?
Was sind wir bereit, dazu beizutragen?
Stichworte auf Zettel schreiben - auf jeden Zettel ein Stichwort!
Gesprächsrunde darüber
Was wünschen wir uns von einer christlichen Gemeinschaft?
Was wäre ideal?
Wo bin ich schon von christlicher Gemeinschaft enttäuscht worden?

Auslegung zum Bibeltext

Den Text noch einmal lesen
Auslegung
Eine erste Verfolgung der christlichen Gemeinde konnte die Einheit der ersten christlichen Gemeinde nicht zerstören. Sie kam im Gegenteil gestärkt aus dieser Verfolgung heraus.
Die Gemeinde nimmt daher innerlich und äußerlich zu, sie hat eine erste Bewährungsprobe bestanden und ihr ist uneingeschränkte Harmonie geschenkt. Zugleich genießt sie die Gunst des Volkes, die stärker ist als der Zorn des Hohen Rats.
Dass die Gemeinde blüht, geht auch aus Apg 4,33 hervor: "und die Apostel gaben mit großer Kraft Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus" (vgl. 2,42-43; 4,31). Trotz der Aufforderung des Konzils, die Verkündigung der Auferstehung Jesu zu unterlassen, bleiben die Apostel ihrem Auftrag gehorsam, Zeugnis für den auferstandenen Jesus abzulegen (vgl. 1,8). Außerdem wird dieses Zeugnis "mit großer Kraft" gegeben, was sich wahrscheinlich auf die bezeugenden Zeichen und Wunder bezieht, die die Apostel vollbracht haben (vgl. 2,43; 3,1-10).
Aber im Dienst der Apostel war nicht nur "große Kraft" am Werk; "große Gnade war über sie alle gekommen". Das apostolische Zeugnis für Jesus Christus wurde von Gott so gesegnet, dass er eine außergewöhnliche Ausgießung seiner unverdienten Gnade über die ganze Kirche gewährte.
Lukas sieht diese erste Gemeinde vielleicht mit der rosaroten Brille des Anfangs und des Verliebtseins. Das wird dann auch im nächsten Kapitel schnell deutlich, dass in der Gemeinde nicht alles so perfekt ist, wie es jetzt hier angedeutet wird.
Das Gefühl, durch einen goldenen Dunst zurückzublicken, wobei das Bild eher impressionistisch als porträtistisch gemalt wird, ist teils beabsichtigt, teils unvermeidlich. Sich darüber zu beschweren, dass die Details in einem "breitpinseligen" Stil unklar sind, ist so, als würde man sich darüber beschweren, dass den Details von Monets berühmten Seerosen jegliche Präzision fehlt.
Apostelgeschichte 4,32 LU
32 Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam.
Über die Einheit der Gemeinde gilt dennoch das schon in Apg 2,42 Gesagte:
Apostelgeschichte 2,42 LU
42 Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.
Doch hier ist wichtig, dass diese Einheit nicht Menschen gemacht, sondern von Gott gemacht ist, durch Gottes heiligen Geist. Ein Ausdruck der Harmonie in der Gemeinde und echter Gemeinschaft ist die Bereitschaft, zugunsten der armen Mitchristen auf Besitz und die aus ihm entstehenden Vorteile zu verzichten. Dass man Güter teilt, zwar nicht Zwang, sondern freiwillig. Es wurde auch nicht auf Privateigentum ganz verzichtet und irdische Besitztümer kollektiviert.
Sie teilten miteinander, nicht aus Zwang, sondern aus Mitgefühl, nicht aus Verpflichtung, sondern aus Liebe.
Was beschreibt Lukas? Die Zeitformen der beiden Verben und des einen Partizips, die er verwendet, deuten darauf hin, dass es sich um eine fortlaufende Tätigkeit handelt. Das heißt, es fand nicht alles auf einmal statt. Außerdem deutet Lukas durch die Abgrenzung dieser Handlungen von denen in V. 32 und durch die Art und Weise, wie er sie behandelt, darauf hin, dass [diese Handlungen] außergewöhnlich waren und nicht als Norm für die Gemeinde gelten sollten". Diese Schlussfolgerung wird durch die Tatsache gestützt, dass wir später in der Apostelgeschichte ein Beispiel für einen Gläubigen sehen, der ein Haus in Jerusalem besitzt (12,12).
Es waren die Apostel, die diese Gelder sammelten und sie an bedürftige Gläubige verteilten. Diese Verwaltungsvereinbarung bereitet uns auf die beiden folgenden Berichte (4,36-37; 5,1-11) sowie auf die in 6,1-7 beschriebene interne Krise vor.
Wir müssen nüchtern zur Kenntnis nehmen, dass so etwas nicht nur bei religiösen, sondern auch bei ganz andersartigen »Erweckungen« damals das Gemeinschaftsgefühl häufig zu solchen Handlungen führt, wie sie uns hier beschrieben werden: »Sie hatten alles gemeinsam«.
Das Ideal der Gütergemeinschaft setzt auf Freiwilligkeit und nicht auf Zwang. Und es verlangt nicht den Verzicht auf jeden Besitz, sondern die Bereitschaft, den eigenen Besitz im Bedarfsfall mit jenen zu teilen, die Not leiden. Gütergemeinschaft ist also vor allem eine Haltung, die bereit ist, das Eigene um das Wohl der anderen willen und nicht zum eigenen Prestigegewinn zur Disposition zu stellen.
Auch heute gibt es Gemeinschaften, die das Ideal der Gütergemeinschaft leben. Kennen wir welche? und wie sehen wir es, bei denen?
Christusbruderschaft Selbitz
Jesusbruderschaft Gnadental
Neufrankenroda
Brunnen Langenbernsdorf
Schwesternschaft Heiligengrabe
usw
Gütergemeinschaft ist aber nicht eine Art Devisenhandel bei dem die materielle Währung des Geldes in die in der Antike höchst wertvolle immaterielle Währung der Ehre getauscht wird, indem man durch öffentliche Geldspenden in Ehrgewinn investiert.
Genau das aber versuchen Hananias und Sapphira in Apg 5 – und scheitern damit. Ob man der Gemeinde überhaupt etwas gibt und wieviel man in die Kasse einzahlt, darf im Licht unserer Texte jede und jeder selbst entscheiden.
Doch eine Episode hebt sich in positiver Weise von dem Gesamteindruck der ersten Gemeinde ab. Es ist eine Episode, die sich offensichtlich in das gemeinsame Gedächtnis der ersten Gläubigen eingeprägt hat und die Lukas mit einiger Detailgenauigkeit wiedergeben konnte (4,36-37). Ein prominenter Landbesitzer, ein Jude aus der Diaspora, hatte offensichtlich eine erfolgreiche Karriere gemacht, bevor er Land in und um Jerusalem kaufte. Nachdem er sich durch sein Bekenntnis zum Glauben und die Taufe auf den Namen Jesu der neuen Bewegung angeschlossen hatte, verkaufte er eines seiner Felder und spendete den Erlös an den Gemeinschaftsfonds. Dieser Barnabas wurde so zu einer wichtigen Figur der frühen Kirche. Vielleicht war er überhaupt der erste Mann von beträchtlichen Reichtum und Ansehen, der sich der Gemeinde Jesu anschloss. Sein Betrag war nicht erheblich für die Gemeinschaftskasse. Und er war das Gegenbild für die nächste Episode.
Frage: Welche Relevanz hat diese Gütergemeinschaft von damals für unseren normalen Gemeinden heute? Brauchen wir heute in unseren Gemeinden so einen Mäzen wie den Barnabas damals?
Es stellt sich aber auch die Frage nach den Gefahren eines solchen gemeinschaftlichen Lebens und eines Gemeinschaftsfonds.
Erst einmal, um irgendwelche Spekulationen zu umgehen und das Gerechtigkeit geschieht, sind die Apostel für den Gemeinschaftsfond zuständig. Es waren die Apostel, die diese Gelder sammelten und sie an bedürftige Gläubige verteilten. Dass sie es nicht schaffen und dann Diakone einsetzen und dass es dann Probleme gibt werden wir später hören.
Wie in Apg 2,45 deuten die Zeitformen der Verben (im Griechischen das Imperfekt) darauf hin, dass es sich nicht um einen einmaligen Verkauf des gesamten Besitzes handelte, sondern dass es eine fortlaufende Praxis war, bei der der finanzielle Bedarf dieser neuen Gruppe dadurch gedeckt wurde, dass Einzelne von Zeit zu Zeit Besitz oder Teilbesitz verkauften und den Erlös in den Gemeinschaftsfonds einzahlten. Man muss sich natürlich fragen, ob zumindest ein Teil des schnellen Wachstums der Bewegung aus "Reischristen" bestand, also aus Menschen, die durch die Aussicht auf kostenlose Almosen zu den Jüngern Jesu hingezogen wurden. Die Frage ist nicht so skeptisch, wie es scheinen mag, da Lukas selbst in den nächsten beiden Kapiteln davon berichtet, dass die Idylle einige dunkle Züge aufwies.
Apostelgeschichte 2,45 LU
45 Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte.
Auch wir erleben das ja in der Gemeindepraxis immer wieder und müssen damit umgehen.
Die Wärme des Zeugnisses über Barnabas, sowohl hier ("Sohn der Ermutigung") als auch in Apg 11,24 ("ein guter Mann, voll des Heiligen Geistes und des Glaubens") ist selbst in der Apostelgeschichte ungewöhnlich und deutet sicherlich auf einen Mann von seltener Qualität hin, einen Gemeinschaftsbildner, der in der Lage war, herzliche und konstruktive persönliche Beziehungen zu fördern und aufrechtzuerhalten.
Joseph Barnabas taucht in der Apostelgeschichte regelmäßig als eine wichtige Person bei der frühen Ausbreitung des Christentums über Israel hinaus zu den Heiden auf. Der Apostelgeschichte zufolge unterstützte er Saulus/Paulus nach seiner Bekehrung entscheidend und zog ihn trotz ihrer natürlichen Vorbehalte in die apostolische Gemeinschaft ein (9,27). Er war der Brückenmann, der als Vertreter der Jerusalemer Gemeinde dafür sorgen konnte, dass der neue Aufbruch im syrischen Antiochia auf der richtigen Linie blieb (11,22). Danach holte er Paulus in die Leitung in Antiochia (11,25-26). Er war der anfängliche Leiter des Missionsteams, das das erste bedeutende Vordringen des Evangeliums in die heidnische Welt unternahm (13,1-2 usw.), und zusammen mit Paulus war er in der Lage, auf dem Jerusalemer Konzil im Namen der heidnischen Gläubigen die Stellung zu halten (Kap. 15). Kurzfristig kam es mit Paulus zum Bruch, aber er scheint nicht jemand gewesen zu sein, der lange Zwiespalt aushalten konnte, sondern möglicht immer wieder die Versöhnung suchte.
Lied: Seid fröhlich in der Hoffnung
Lied Vertraut den neuen Wegen

Gedicht Bonhoeffer

Ein streitbares Zitat
Wer seinen Traum von einer christlichen Gemeinschaft
mehr liebt als die christliche Gemeinschaft selbst, der
wird zum Zerstörer jeder christlichen Gemeinschaft, und ob er
es persönlich noch so ehrlich, noch so ernsthaft und hingebend
meinte.
Gott haßt die Träumerei; denn sie macht stolz und anspruchsvoll.
Wer sich das Bild einer Gemeinschaft erträumt, der fordert
von Gott, von dem Andern und von sich selbst die Erfüllung.
Dietrich Bonhoeffer

Lied Ich träume eine Kirche 1-3

Gebet
VU
Segen
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