Philemon Gemeindebibelschule

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Guten Abend zusammen,
E-Mail - CC kennt ihr das Briefgeheimnis? Wisst ihr, was das Briefgeheimnis bedeutet? Wikipedia sagt dazu: Das Briefgeheimnis ist ein Grund- und Menschenrecht, das die Vertraulichkeit schriftlicher Mitteilungen in Briefform schützt.
Briefe die persönlich an euch gerichtet sind, gehen nicht jeden etwas an oder? Beim Philemonbrief wurde das Briefgeheimnis zwar nicht verletzt, aber eine persönliche Nachricht öffentlich gemacht - aber dazu kommen wir nachher noch.
wir dürfen uns heute gemeinsam den Brief an Philemon anschauen und etwas tiefgehender beschäftigen. Es ist ein sehr kurzer Brief der lediglich 25 Verse beinhaltet.
Dazu möchten wir uns zunächst die einfachen Grundinformationen anschauen:
Der Brief wurde von Apostel Paulus geschrieben. Undzwar zeitgleich wie der Kolosserbrief.
Der Brief wurde ca. im Jahre 60 n. Christus geschrieben. In diesem Zeitraum war Apostel Paulus in Gefangenschaft. Hier handelte es sich um seine erste Gefangenschaft. Der Brief an Philemon ist nicht der einzige Brief, den Paulus in Gefangenschaft geschrieben hat.
Als Gefangenschaftsbriefe gelten Epheser, Philipper, Kolosser, zweite Timotheus und Philemon.
Für den Philemon-Brief gab es im übrigen auch kaum Zweifel oder auch Diskussionen, ob Paulus der Autor war, denn der Brief gibt wenig Anlass für eine Fälschung.
Und das gute an diesem Brief ist - ich nenne es jetzt mal einfach gut - es gibt keine große Herausforderung für den Leser, dass man etwas sehr anders verstehen kann oder bestimmte Dinge unbedingt beachten müsse oder ähnliches. Dieser Brief einfach, klar und deutlich. Was nicht bedeutet, dass man sich da nicht viel herausnehmen kann und dieser Brief nicht auch viele Anwendungbeispiele bringt.
Es ist ein sehr persönlicher Brief mit einem sehr persönlichem Anliegen. Und trotzdem kann man aus diesem Brief sehr viel lernen. Denn das Zentrale Thema dieses Briefes ist die Vergebung.
Wir möchten uns einmal die Gliederung anschauen:
Gruß (1-3)
Der Charakter des Philemon/des Vergebenden (4-7)
Die Bitte um Onesimus (8-21)
Schlusswort: persönliche Bemerkungen und Segenswünsche (22-25)
Außerdem spielt das Thema der Sklaverei eine Rolle, auch wenn diese indirekt und nicht gleich herauszulesen ist. Trotzdem können wir etwas darüber lernen, was die Bibel von der Thematik hält.
Bevor wir uns die einzelnen Punkte der Gliederung und dann auch noch kurz zum Thema der Sklaverei etwas genauer anschauen, möchte ich den Brief einmal kurz zusammenfassen.
Paulus schreibt dem Philemon einen Brief. Paulus und Philemon haben eine Beziehung zueinander, da Philemon durch Paulus zum Glauben an Jesus Christus gekommen ist (V. 19). Der Anlass ist ein Sklave von Philemon mit dem Namen Onesimus.
Dieser Sklave ist von Philemon weggelaufen und hat wahrscheinlich auch noch Geld entwendet. Für so ein Vergehen gab es damals sehr harte Strafen gegen die Sklaven. So wie Gottes Führung jetzt aber war, ist Onesimus - wie auch immer, es war Gottes Führung - bei Paulus gelandet. Und er durfte die Gnade erfahren, und sein Leben Jesus Christus übergeben.
Durch seine Bekehrung hat Onesimus sein Leben verändert und hat zunächst Paulus geholfen. Aber Paulus hat ihn wieder zurück geschickt, da er nach wie vor Eigentum von Philemon ist.
Und hier schreibt Paulus einen Brief an Philemon, mit der Bitte, Onesimus zu vergeben, da er jetzt mehr als nur ein Sklave ist. Er ist jetzt im geistigen Sinne ein Bruder von Philemon. Philemon 1, 10-11
Philemon 10–11 SLT
Ich bitte dich für mein Kind, das ich in meinen Fesseln gezeugt habe, Onesimus, der dir einst unnütz war, jetzt aber dir und mir nützlich ist. Ich sende ihn hiermit zurück;
Das ist die sehr kurze Zusammenfassung dieses Briefes. Wir möchten uns die Kernbotschaften der einzelnen Punkte einmal genauer anschauen.
Wir fangen mit dem Gruß an.
Gruß
In den ersten drei Versen finden wir die Information, dass Paulus ein Gefangener ist - direkt in Vers 1. Was für uns so logisch ist, möchte ich trotzdem nochmal erwähnen. Er ist ein Gefangener um Christi Willen. Er war kein Straftäter oder ähnliches. Er wurde aufgrund des Evangeliums gefangen genommen.
Wir finden die beiden Namen, Archippus und Appia - Archippus wird auch im Kolosserbrief erwähnt.
Colossians 4:17 SLT
Und sagt dem Archippus: Habe acht auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, damit du ihn erfüllst!
Es ist davon auszugehen dass es sich bei Appia und Archipus um die Familie von Philemon handelt. Also seine Frau und seinen Sohn. Interessanterweise wird Philemon selbst aber sonst nirgendwo im neuen Testament erwähnt. Titus und Timotheus sind die einzigen Personen neben Philemon, die auch einen von Gott inspirierten Brief erhalten haben. Titus und Timotheus werden aber im Gegensatz zu Philemon noch mehrfach im neuen Testament erwähnt. Unter anderem im 2. Korinterbrief.
Unser Verhalten geht die ganze Gemeinde etwas an
Und ein sehr spannendes Detail ist, dass dieser Brief auch an die Gemeinde in Kolossä adressiert ist. Bei den anderen Briefen von Paulus macht es vollkommen Sinn. Die anderen Briefe behandeln Lehrthemen die die ganze Gemeinde etwas angehen. Aber hier bei dem Brief an Philemon ist es ein persönliches Anliegen von Paulus, welches er weitergibt. Aber trotzdem geht es die ganze Gemeinde etwas an. Warum? Weil es ein Musterbeispiel für Vergebung ist. Weil es ein Musterbeispiel dafür ist, dass soziale Schichten überhaupt nichts bedeuten im Glauben. Und weil das Verhalten eines Gläubigen auch immer die ganze Gemeinde angeht.
Wir sind häufig an einem Punkt, in dem wir sagen, dass die anderen sich ja nicht in unser Leben einmischen sollen. Jeder soll seine Finger bei sich behalten und alles ist gut. Wir fühlen uns so schnell angegriffen, wenn jemand etwas sagt. Aber wie wir leben und wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten ist nicht nur unsere persönliche Sache. Und das ziehen wir nicht nur aus dem Philemonbrief heraus, sondern auch aus ganz anderen Texten der Bibel wenn es heißt, dass wir aufeinander acht geben sollen - Hebräer 10, 24-25 wäre hier nur eine Stelle. Und wir können nur aufeinander acht geben, wenn wir voneinander wissen.
Ich fand das hier sehr bemerkenswert als ich darauf aufmerksam geworden bin. Auch fällt bei dem Gruß auf, dass Paulus sein Apostelamt nicht erwähnt. Das tut er zwar nicht immer, aber immer wieder. Hier fehlt diese Bezeichnung, was auch nochmal auf den privaten Charakter des Briefes hindeutet, denn Paulus schreibt nicht als Übergeordneter.
Weiterhin haben wir in dem ersten Punkt des Grußes in Vers 2 einen Hinweis darauf, das Philemon wohlhabend war. Der erste Hinweis darauf ist logischerweise, dass Philemon mindestens einen Sklaven hatte - Onesimus. Aber hier wird auch erwähnt, dass er ein großes Haus hatte, in dem sich die Gemeinde regelmäßig getroffen hat. Es handelt sich dabei um die Gemeinde in Kolossä. Also war Philemon wahrscheinlich ein Mann, der zum einen bekannt - oder etwas bekannter - war und auch ein bestimmtes Ansehen genießen konnte.
Das konnten wir aus den ersten 3 Versen herausnehmen und wir gehen jetzt vom Punkt des Grußes hin zum Punkt: “Der Charakter des Philemon/des Vergebenden”:
In der Überschrift der Gliederung haben wir direkt eine Übertragung an uns selbst. Wir haben gerade noch davon gesprochen, dass es ein sehr persönlicher Brief mit einem sehr persönlichem, individuellen Anliegen ist. Ich gehe stark davon aus, dass sich zum einen nur ein Bruchteil der Christen damals einen Sklaven leisten konnte - ist jetzt nur eine reine Schätzung von mir. Auf der anderen Seite, selbst wenn man einen Sklaven hatte sind nicht alle weggelaufen und wieder zurückgekommen.
Und vor allem wenn man es einmal auf heute überträgt... Wem ist euch das schonmal passiert? Von wem ist der Sklave schonmal weggelaufen?
Seht ihr, nur 2-3 Personen haben das erlebt - nein quatsch. Für uns ist diese spezielle Situation sowieso fremd. Aber wie wir in der Überschrift sehen können, kann ein Übertrag trotzdem funktionieren.
Also nochmal zu dem zweiten Punkt der Gliederung:
Der Charakter des Philemon/des Vergebenden
Hier sind die Verse 4-7 mit eingeschlossen und es gibt einige Themen die man aus diesen Versen herauslesen kann.
Wir dürfen für unsere Geschwister und ihre guten Eigenscahften Danken
Das Gebet von Paulus fällt immer wieder auf. Paulus betet für die anderen Mitchristen. Und das nicht nur wenn es ihnen schlecht geht - also nicht nur in der Fürbitte. Hier haben wir wieder ein Beispiel, das Paulus Gott für positive Dinge dankt. Und das finden wir auch außerhalb des Philemonbriefes:
Im Philipperbrief mit Verknüpfung zur Fürbitte zum Beispiel:
Philippians 1:3–5 SLT
Ich danke meinem Gott, so oft ich an euch gedenke, indem ich allezeit, in jedem meiner Gebete für euch alle mit Freuden Fürbitte tue, wegen eurer Gemeinschaft am Evangelium vom ersten Tag an bis jetzt,
Oder auch im Römerbrief wenn es heißt:
Romans 1:8 SLT
Zuerst danke ich meinem Gott durch Jesus Christus um euer aller willen, weil euer Glaube in der ganzen Welt verkündigt wird.
Also Paulus ist Dankbar wie auch hier im Philemonbrief. Und hier im Philemonbrief dankt er für die zwei Charaktereigenschaften von Philemon, die wir uns gleich ein wenig genauer anschauen möchten:
Charakter eines Christen ist geprägt von Glaube und Liebe
Er dankt für seinen Glauben und für seine Liebe!
Das ist ein sehr starkes Zeugnis für Philemon. Wenn Menschen über uns nachdenken, was für einen Grund haben sie dann zu Danken? Strahlen wir auch diesen Glauben und diese Liebe aus? Und das als einzelne Person - nicht als ganze Gemeinde. Er addressiert Philemon hier.
Er hat den gleichen Dankansatz auch für die ganze Gemeinde in Kolosser wenn wir uns mal folgende Bibelstelle in Kolosser anschauen:
Colossians 1:3–4 SLT
Wir danken dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, indem wir allezeit für euch beten, da wir gehört haben von eurem Glauben an Christus Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen,
Also sind das nicht NUR Eigenschaften von Philemon, sondern die Gemeinde ist dafür bekannt. Aber Philemon ist eben ein Teil der Gemeinde und wird hier nochmal persönlich adressiert.
Die Eigenschaften Liebe und Glaube sind zwei sehr wichtige Eigenschaften eines Christen. Es sind die Eigenschaften, die notwendig sind. Der Glaube ist die Voraussetzung für unsere Errettung.
Romans 10:9 SLT
Denn wenn du mit deinem Mund Jesus als den Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, daß Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.
Das ist ein Beispielvers von einigen die wir in der Bibel finden. Der Glaube ist also vollkommen notwendig für unsere Errettung und ohne unseren Glauben läuft nichts.
Aber der Glaube ist nichts, was alleine dastehen kann.
Der Glaube geht immer mit der Liebe einher:
Galatians 5:6 SLT
denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist.
Im Galaterbrief haben wir es ganz klar in Zusammenhang gebracht - ohne dass wir jetzt auf den genauen Sachverhalt der Beschneidung eingehen können, können wir hier gut sehen, dass in Christus der Glaube gilt, der durch die Liebe wirksam wird.
Und das sind zwei Eigenschaften, die nicht als Optional gelten. Nicht jeder ist ein Prophet, nicht jeder kann in Zungen sprechen, nicht jeder ist ein Hirte… Aber Glaube und Liebe gehören zu der Grundausstattung eines Christen.
Wobei man dazu sagen muss, dass die Liebe ja eine Frucht des Geistes ist.
Galatians 5:22–23 SLT
Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz.
Und die Liebe steht ganz vorne mit dabei. Sie ist schon etwas, was bei dem einen mehr und bei dem anderen weniger ausgeprägt sein kann. Aber bei der Frucht des Geistes ist es ja so, dass diese wächst, wenn man in der Beziehung zu Christus lebt. Also wird die Liebe dann auch Größer. Und bei der Liebe ist es ja auch so, dass es nicht bedeutet, dass je intensiver die Liebe ist, umso mehr Bauchkribbeln haben wir und umso weniger können wir essen. Wir wissen alle, dass das lächerlich ist. Liebe bedeutet Aufopferung. Im 1. Korintherbrief dem 13. Kapitel kann man sehr gut nachlesen, was die Liebe ausmacht.
Spannend ist da auch noch, was über die Liebe im Bezug zur Hoffnung und zum Glauben gesagt wird:
1 Corinthians 13:13 SLT
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; die größte aber von diesen ist die Liebe.
Die Hoffnung und der Glaube vergeht, weil wir einmal im Himmel sein werden. Weil das woran wir geglaubt haben und worauf wir gehofft haben sich erfüllt. Aber die Liebe wird bleiben.
Und diese beiden Eigenschaften werden Philemon hier zugesprochen. Und das in einer intensiven Weise.
Und er hat diese Weiterentwicklung, von der die Bibel spricht: Er glaubt an Jesus Christus und hat Liebe zu allen Heiligen.
Also hat er eine Liebe zu den anderen Glaubensgeschwistern. Zu der Gemeinde. Und das ist für Paulus so viel Wert, dass er Trost und Freude dadurch verspürt wie wir in Vers 7 nachlesen können.
Liebe drückt sich an unserem Verhalten zu den anderen Christen aus
Paulus hat so eine Liebe zu den anderen Glaubensgeschwistern, dass er dadurch Freude und Trost erfährt, weil er - der er im Gefängnis sitzt und selbst Trost braucht könnte man meinen - davon hört, dass jemand anderes durch Werke der Liebe anderen Glaubensgeschwistern hilft.
Das ist mal eine Verbundenheit zu der weltweiten Gemeinde.
Philemon hat etwas getan - was den Heiligen sehr gut getan hat. Es hat ihre Herzen erqickt. Erquicken nutzt man nicht mehr so häufig. Aber es bedeutet, dass er die Heiligen neu belebt, gestärkt oder erfrischt hat. Die Herzen wurden gestärkt.
Wir können nur spekulieren inwiefern er das gemacht hat. Wir wissen nur, dass es durch seine Liebe geschehen ist. Auch wissen wir, dass er sein Haus zur Verfügung gestellt hat für die Gemeinde - was er auch mit Sicherheit durch Liebe getan hat. Ob er noch etwas durch seine Art beigetragen hat oder welche Werke er noch vollbracht hat, bleibt hier offen. Was aber auch gar nicht so verkehrt ist, weil es nicht um die Werke an sich geht, sondern um seine Liebe zu den anderen. Wir haben in der Bibel mehrere Aufzählungen die uns Beispiele geben, wie wir anderen mit Liebe dienen können. Römer 12 ist so ein Kapitel in dem einiges zusammenkommt Gnadengaben und auch wie die Liebe in der Gemeinde sichtbar wird:
Prophetie
Lehre
Ermahnung/Trösten
Geben
Leiten
Barmherzig sein
Böses hassen/dem Guten anhängen
Brennend im Geist
Dem Herrn dienen
Den Nöten der Heiligen annehmen
Gastfreundschaft ausüben
Auf Gutes bedacht sein gegenüber Jedermann
Und es gibt noch mehr Punkte, die ihr gerne nachlesen könnt.
Paulus beschreibt damit Philemon - er erinnert ihn quasi daran, wer Philemon selbst ist und geht dann weiter mit seiner Bitte Onesimus zu vergeben.
So kommen wir zu dem 3. Punkt der Gliederung:
Die Bitte um Onesimus (8-21)
Dieser Teil ist der längste Teil, was die Verse angeht und bietet ein paar interessante Anhaltspunkte:
Paulus bittet anstelle zu gebieten Paulus ist ein Apostel, er ist einer der wichtigsten Missionare die das Christentum verbreitet haben. Er hat insgesamt 13 Bücher der Bibel geschrieben. Also der Heilige Geist hat ihn dafür genutzt. Das neue Testament besteht aus 27 Büchern. Also ist Paulus Autor von fast 50 % der neutestamentlichen Bibelbücher. Es sind 48,15 % für die, die es genau haben wollen.
Er hatte ein ganz besondere Stellung und auch Anerkennung unter den Christen. Er könnte also - und das schreibt er ja auch, dass er es könnte - es Philemon gebieten oder befehlen oder ihn anweisen. Aber das tut er nicht. Und auch er beruft sich auf das Band der Liebe, welches die beiden durch Christus verbindet. Wobei er sich auch schon darauf beruft, wer er ist. Oder zumindest erinnert er Philemon daran. Auch indem er ihm nochmal schreibt das Paulus alt und auch ein Gefangener ist. Damit möchte er kein Mitgefühl haben, dass er ein alter gebrechlicher Mann ist, sondern er spielt darauf an, das er eine bestimmte Weisheit in den Jahren erworben hat, die er mit Christus unterwegs war bis hierher. Paulus ist durch Krankheit, Verfolgung und Gefängisaufenthalte gegangen und ist gerade wieder für Christus im Gefängnis.
Gott macht keine Unterschiede zwischen Menschen
Und das ist ein sehr interessanter Weg den Paulus hier einschlägt - warum nimmt er diese ganze Strecke auf sich und erinnert erst Philemon daran, was für eine Liebe er zu den Heiligen hat, dann geht er weiter und erinnert ihn daran wer Paulus ist - das weiß Philemon ja alles. Es ist nichts unbekanntes für ihn und er weiß auch wer ihm da schreibt. Er ist selbst durch Paulus zum Glauben gekommen (V19).
Aber Paulus nimmt diesen ganzen Weg auf sich, weil es nicht selbstverständlich war, dass man einem Sklaven vergibt. Denn Philemon hätte jedes Recht darauf gehabt diesen Sklaven zu strafen. Aber ordentlich. Denn er war sein Eigentum. Und so wirkt es auf mich - Paulus möchte ihn mit diesem Weg abholen um ihm zu sagen, dass Omnesius nicht nur ein Sklave ist sondern auch ein Bruder im Herrn.
Da geht er nämlich weiter darauf ein in Vers 10:
Philemon 10 SLT
Ich bitte dich für mein Kind, das ich in meinen Fesseln gezeugt habe, Onesimus,
Dass er ihn in seinen Fesseln gezeugt hat, spricht davon, dass er ihn zum Glauben gebracht hat. Die Geschichte von Onesimus wird leider nicht voll erzählt, hört sich aber nach einer tollen Abenteuergeschichte an. Onesimus haut ab, riskiert sehr viel - auch sehr hohe und brutale Strafen - aber möchte frei sein. Er läuft weg um seine Freiheit zu erlangen. Aber die findet er nicht. Und irgendwann lernt er einen Gefangenen Namens Paulus kennen, der ihm die echte Freiheit erklärt. Und Onesimus darf sich zu Christus bekehren. Das ist eine mega Geschichte. Und Paulus hat so eine Liebe zu Onesimus entwickelt, dass er ihn sogar als sein Kind bezeichnet.
Die Liebe die Paulus zu den anderen Menschen und vor allem auch zu den anderen Christen hat, ist für mich immer wieder sehr bewegend. Er hat es vor Augen wie wichtig es ist zu Christus zu gehören.
Gott verändert Menschen radikal
Und diese Bekehrung ist etwas, was sich sehr stark auf das Leben von Onesimus ausgewirkt hat.
Denn Paulus selbst sagt es Philemon, dass er am Anfang unnütz gewesen ist. Der Name Onesimus bedeutet nützlich. Es war ein gängiger Name unter Sklaven, denn das sollten sie sein - nützlich. Aber Paulus sagt - er war nicht nützlich - er war unnütz. Aber jetzt ist er nützlich geworden. Also macht er jetzt seinem eigenen Namen wieder Ehre und wird dem gerecht.
Und diese Änderung seines Lebens verdankt er Christus. Durch Christus hat er die Möglichkeit anders zu sein und nützlich zu werden. Denn Christus verändert Herzen - er bringt echte Veränderung. Und genau das sagt Paulus hier.
Und Paulus fordert Philemon auf, ihn wie Paulus´ Herz aufzunehmen. In Liebe und Freundlichkeit.
Christen halten sich an das geltende Recht
Und spannend ist hier, dass Paulus ihn zurück schickt. Denn Paulus hat selbst erfahren, wie radikal sich Onesimus geändert hatte. Denn Onesimus war Paulus in seiner Gefangenschaft sehr nützlich.
Philemon 13–14 SLT
Ich wollte ihn bei mir behalten, damit er mir an deiner Stelle diene in den Fesseln, die ich um des Evangeliums willen trage; aber ohne deine Zustimmung wollte ich nichts tun, damit deine Wohltat nicht gleichsam erzwungen, sondern freiwillig sei.
Die Gefängnisse damals waren anders als heute - ich denke dass ist uns mehr oder weniger bewusst. Es gab keine Hygiene, man war den Wärtern ausgesezt und auch das mit der Verpflegung war nicht so Zuverlässig wie heute. Die Gefangenen waren sehr von ihren Bekannten, Freunden oder auch ihrer Familie außerhalb des Gefängnisses abhängig. So konnte eine Verpflegung stattfinden und es gab eine höhere Chance zu überleben. Und Onesimus hat Paulus in den Fesseln gedient. Er war für Paulus sehr nützlich.
Aber Onesimus war weiterhin ein Sklave von Philemon. Und es war gegen das Gesetz, sich einen Sklaven einfach anzueignen. Also möchte Paulus das tun, was rein rechtlich richtig ist. Er schickt Onesimus wieder zurück zu Philemon und legt aber ein sehr gutes Wort für Onesimus ein.
Und betont auch noch, dass er ihn eigentlich so gerne behalten hätte, weil er ihm so gute Dienste bereitet hat, aber er möchte das auch nicht erzwingen. Er möchte auch nicht, dass Philemon sich gezwungen fühlt Onesimus bei Paulus zu lassen. Paulus hätte ja auch erstmal einfach einen Brief schreiben können und sagen können, dass Onesimus da ist und ihm gute Dienste leistet, so dass Philemon sich mehr oder weniger gezwungen fühlt, Onesimus da zu lassen. Nein - Paulus schickt Onesimus direkt zurück, weil er es sich nicht herausnehmen möchte sich einfach zu bedienen. Diese Gaben müssen freiwillig kommen.
Und das spannende ist: Onesimus geht. Die Freiheit, die Onesimus in Christus gefunden hat, schickt ihn wieder in die menschliche Gefangenschaft. Und Onesimus tut es, weil er Christus gefunden hat und sein Leben radikal verändert hat. Es ist für ihn unbequem und wahrscheinlich auch nicht gerade leicht - vor allem weil er ja auch noch gar nicht weiß, wie Philemon überhaupt reagieren wird. Aber es ist der richtige Weg.
Gottes Wege entziehen sich unserer Kenntnis und zeigen sich manchmal erst im Nachhinein
Und dann geht Paulus auf das Geschehene für Philemon ein: Denn aus Philemons Sicht ist auf einmal ein Sklave weggefallen und ihm wurde auch noch Geld gestohlen. Es ist schwierig zu sagen, wie viel Wert ein Sklave damals wirklich hatte, weil es keine einheitlichen Werte gab, aber er war wertvoller als Land oder Vieh. Es gibt Schätzungen, dass ein Sklave von 1850 an die 40.000 Dollar in heutiger Zeit wert war. Wobei Experten sagen, dass man von noch einem tatsächlich noch höheren Wert ausgehen sollte. Also können wir davon ausgehen, dass ein Sklave einen deutlich höheren Wert hatte, als ein schickes teures Auto heute zum Beispiel. Und so können wir uns zumindest ein wenig ausmalen, was dieser Verlust für Philemon bedeutet hat von heute auf morgen so viel zu verlieren. Einen Sklaven und Geld.
Aber Paulus sagt: Philemon 15-16
Philemon 15–16 SLT
Denn vielleicht ist er darum auf eine kurze Zeit von dir getrennt worden, damit du ihn auf ewig besitzen sollst, nicht mehr als einen Sklaven, sondern, was besser ist als ein Sklave, als einen geliebten Bruder, besonders für mich, wie viel mehr aber für dich, sowohl im Fleisch als auch im Herrn.
Er sagt, vielleicht musste alles so passieren. Vielleicht war genau das Gottes Plan, den man am Anfang nicht unbedingt versteht, aber der so positiv Enden kann. Denn Philemon bekommt nicht nur einen Sklaven zurück sondern auch einen Bruder im Herrn.
Und Paulus hat Onesimus so lieb, dass er Philemon sogar anbietet, die materielle Schuld zu begleichen, die Onesimus hatte. Aber er geht wahrscheinlich nicht davon aus diese tatsächlich begleichen zu müssen - was nicht heißt, dass er nicht zu seinem Wort stehen würde. Ganz im Gegenteil. Aber er erinnert Philemon daran, dass Philemon durch Paulus zum Glauben gekommen ist. Und das ist so viel mehr wert als irgendein materieller Gegenwert.
Denn Philemon durfte die Sündenvergebung erfahren und so die Hoffnung auf das Ewige Leben haben.
Und Paulus macht dann noch einen Satz der ihn wieder ganz an den Anfang des Briefes schmeißt - er fordert Philemon auf, auch sein Herz zu erquicken. Am Anfang hat er noch gesagt, dass Philemon das Herz der Heiligen erquickt hat durch seine Werke der Liebe. Und genau das soll er auch jetzt tun. Er soll Paulus erquicken, indem er Onesimus vergibt und wie einen Bruder wieder aufnimmt.
Christen wenden Gottes Wort in ihrem Leben an
Und davon geht er auch aus wenn es in Vers 21 heißt
Philemon 21 SLT
Im Vertrauen auf deinen Gehorsam schreibe ich dir, weil ich weiß, daß du noch mehr tun wirst, als ich dir sage.
Und das kann laut John McArthur 3 Dinge beinhalten:
Onesimus liebevoll zu empfangen und nicht hart
Onesimus zu erlauben über seine häuslichen Aufgaben hinaus auch geistlich mit Philemon zu dienen
allen anderen zu vergeben, die Philemon unrecht getan hatten
Aber was interessant ist, ist dass Paulus überzeugt ist, dass Philemon mehr macht als gesagt wird aufgrund seines Verständnisses. Weil Philemon es auf sein Leben überträgt.
Hiermit Endet der 3. Punkt der Gliederung und wir sehen, wie viel Mühe Paulus hier hereinpackt, damit Philemon Onesimus vergibt. Es ist doch ein biblisches Prinzip zu vergeben, warum also ein ganzer Brief der genau das auf eine liebevolle Art fordert.
Ich sehe da zwei Begründungen: 1. Vergeben ist immer eine Herausforderung 2. Der Gesellschaftliche Stand der Sklaven
Exkurs Sklaverei
Und ich habe schon einiges einfließen lassen in den einzelnen Erklärungen, aber ich möchte trotzdem nochmal über die Sklaven und den damaligen Stand sprechen. Denn das ist hier ein Thema welches durchgehend mit schwingt.
Sklaven waren damals vollkommen normal. Sie gehörten zur Gesellschaft dazu. Auch die Bibel kennt Sklaven und beschreibt sowohl im alten als auch im neuen Testament Sklaven und auch deren Verhalten etc. So wird im alten Testament zum Beispiel darauf aufmerksam gemacht wie man mit Sklaven umgehen soll etc.
Und im neuen Testament gibt es auch einige Verse, wie christliche Sklaven sich verhalten sollen aber auch christliche Herren. Interessant ist, dass die Bibel sich nicht aktiv gegen Sklaverei ausspricht. Was nicht bedeutet dass sie die gutheißt. Denn das tut die Bibel nicht. Aber es wird die aktuelle Gesellschaftslage akzeptiert. Jesus ist kein Revolutionär, der die Gesellschaft ändern wollte, der gekommen ist um der Ungerechtigkeit einen Kampf anzusagen. Nein Jesus ist für jeden einzelnen persönlich auf diese Welt gekommen. Er sieht das Individuum und die Beziehung zwischen Mensch und Gott. Der Mensch lebt in einer sündigen Welt und auch in einer Gesellschaft die geprägt ist von Sünde und deswegen auch Elemente vorhanden sind, die gegen Gottes Vorstellungen sprechen.
Im alten Testament geht es tatsächlich auch etwas übergeordneter um Sklaverei - aber gerade im neuen Testament liegt der Fokus auf der persönlich, menschlichen Ebene.
Und die Sklaverei gehörte wie gerade schon erwähnt Gesellschaftlich dazu. Sklaven wurden als Besitz gesehen und man konnte mit ihnen mehr oder weniger machen was man wollte. Man konnte sich ein Leben ohne Sklaven gar nicht vorstellen, wie man sich heute ein Leben ohne Autos oder Elektrizität nicht vorstellen kann. Sklaven gehörten dazu um zu wirtschaften.
Deswegen war es hier eine besondere Situation, dass ein Sklave weggelaufen war.
Ihm stand voraussichtlich keine gute Begrüßung bevor und eine sehr harte Bestrafung. Und so eine Sicht hatten auch die Christlichen Herren. Die Sklaven gehörten ihnen - es war gesellschaftlich so etabliert. Deswegen holt Paulus hier aus und möchte Philemon die Augen öffnen, dass er mehr als nur ein Beistz ist. Onesimus ist ein Bruder im Herrn geworden.
Im neuen Testament finden wir einige Stellen über die Sklaverei.
Ephesians 6:9 SLT
Und ihr Herren, tut dasselbe ihnen gegenüber und laßt das Drohen, da ihr wißt, daß auch euer eigener Herr im Himmel ist und daß es bei ihm kein Ansehen der Person gibt.
Hier sehen wir aber deutlich, dass auch da schon gelehrt wurde, dass Gott keinen Unterschied macht zwischen Sklaven und Freien. Vor Gott sind alle gleich.
Aber Gott möchte, dass die Christen in ihrer Gesellschaftlichen Rolle Christen sind - er ruft sie nicht zur gewaltvollen Revolution auf:
1 Peter 2:18 SLT
Ihr Hausknechte, seid in aller Furcht euren Herren untertan, nicht nur den guten und milden, sondern auch den verkehrten!
Obwohl Paulus im 1. Korintherbrief 7,21 sagt, dass wenn man kann, die Chance ergreifen soll frei zu werden.
Aber genau aufgrund dieser Tatsachen, soll Onesimus wieder zurück zu Philemon in seine Rolle als Sklave. Auch wenn es ungerecht ist. Wir Christen werden zu viel Demut aufgerufen.
Das als kleiner Exkurs zur Sklaverei - man könnte da ganze Vorträge zu vorbereiten - aber es gibt uns vielleicht ein besseres Verständnis davon, warum Paulus so für Onesimus eintritt.
Und Paulus nutzt das Evangelium dafür, er bringt Philemon vor Augen, dass Philemon ein Christ ist. Dass er durch Christus eine so große Schuld vergeben bekommen hat. Und er soll aus Liebe auch anderen Vergeben.
[Das Gleichnis mit dem Mann der Schulden hat und dem so viel vergeben wurde.]
Nach dieser eindringlichen Bitte schließt Paulus seinen Brief mit den letzten Versen in denen er darauf hofft, Philemon und die Gemeinde in Kolossä bald besuchen zu können.
Auch Paulus musste schonmal vergeben
Außerdem gibt er noch einige Grüße weiter. Von den Grüßen ist einer für diesen Brief sehr interessant:
Nämlich der Gruß von Markus:
Denn Paulus der hier Philemon darum bittet jemandem zu vergeben hat auch schon vergeben müssen - was sehr vielen bekannt war. Denn in der Apostelgeschichte 15, 36-41 können wir nachlesen, wie Paulus und Markus sich gestritten haben, weil Markus sie zuvor im Stich gelassen hatte.
In 2. Timotheus 4,11 bittet Paulus aber wieder darum, Markus mitzunehmen. Sie haben also ihren Streit bereinigt.
Und das müsste Philemon bekannt gewesen sein. Deswegen ist dieser Gruß auch noch ein sehr wichtiger.
Das war es soweit mit dem Philemonbrief. Wir haben uns einige Punkte des Briefes in der Kürze angeschaut und haben denke ich ein Gefühl für diesen Brief bekommen. Ich möchte ganz kurz das zentrale Thema zusammenfassen:
Der Brief dreht sich um Vergebung. Philemon braucht das Verständnis, dass sein entflohener Sklave nicht nur sein Besitzt ist, sondern jetzt auch noch sein Bruder im Herrn. Das war keine Selbstverständlichkeit, weil die Gesellschaft in den Köpfen festgesetzt hatte, dass Sklaven Besitz waren und nicht ebenbürtig - aber das steht nicht im Kontext der Bibel. Denn die Bibel lehrt, dass alle Menschen gleich sind.
Um Philemon dazu zu bewegen, gebraucht Paulus das Evangelium. Er betont den Glauben an Christus. Er betont die Liebe die daraus erwächst zu den anderen Geschwistern. Die Liebe die wir nur durch Christus bekommen können, weil Christus uns geliebt hat. Damit erinnert er Philemon auch gleichzeitig an seine Sündenvergebung. Eine viel größere Schuld die Philemon vergeben wurde, als der materielle Schaden, den Onesimus angerichtet hatte.
Wir dürfen einige zentrale Punkte daraus lernen neben einigen anderen:
- Liebe zu den Geschwistern.
- Wir sollen keine Unterschiede machen - vor Gott sind alle Menschen gleich.
- Wir sind aufgefordert aus Liebe zu vergeben, weil auch uns vergeben wurde.
Das sind drei sehr zentrale Punkte. Wenn ihr euch das Skript anschaut werdet ihr sehen, dass ich die einzelnen Punkte schon allgemein verfasst habe - nicht auf Paulus, Philemon und Onesimus spezialisiert - sondern allgemein für uns Christen. Da können wir aus jedem Punkt lernen
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