(Keine) Angst vor dem, der das Leben bringt

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Predigt am Heiligabend 2016

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Predigt Mt 2,3+16: (Keine) Angst vor dem, der das Leben bringt!

© Peter Leupold, Heiligabend 2016

Ein Predigt anschließend an das Weihnachtsspiel „Hotel Starlight“ von Uwe Teich

Eine interessante Idee, wie alle möglichen schwangeren Frauen „aufgegriffen und zugestellt“ werden sollten, aber die eigentlich Gesuchte bzw. der eigentlich Gesuchte am Ende trotzdem durch die Lappen ging…Wir haben die wahre Geschichte schon gehört, die in diesem Weihnachtsspiel aufgegriffen wurde; die wahre Geschichte, die sich beim ersten Weihnachten ereignet hat: Das Erschrecken Herodes‘ des Großen, der zur Zeit der Geburt Jesu in Judäa als König geherrscht hat; dann seinen listigen Plan, den neugeborenen König aufzuspüren; und wie er dann, als sein Plan nicht aufging, seine Soldaten losschickte, alle kleinen Jungen bis zwei Jahre in der Region von Betlehem zu töten. eine grausige Geschichte

Bis heute gibt es solche Menschen, die sich nicht darüber freuen, wenn jemand Frieden und Versöhnung in unsere Welt bringt. Bis heute gibt es Menschen wie den König Herodes, denen das Leben anderer Menschen nicht viel bedeutet, wenn es um die Durchsetzung ihrer Interessen und den Erhalt ihrer Macht geht – nicht einmal das Leben von unschuldigen Kindern. Es macht sprachlos, wenn sich Menschen wie König Herodes damals oder Anhänger des Islamischen Staates und anderer Terrorgruppen heute so willkürlich am Leben anderer Menschen vergreifen; sinnlos Menschen töten, denen ja nicht sie das Leben gegeben haben, sondern denen Gott das Leben geschenkt hat! Damit wir nicht aber nicht allzu voreilig die Menschen in Schwarz und Weiß/Gut und Böse einteilen, sollten wir auch das bedenken, was der in DDR-Zeiten bekannt gewordene Chemnitzer Jugendpfarrer Theo Lehmann zu dieser Kindermord-Geschichte geschrieben hat: „Herodes war ein Waisenknabe gegen das, was heute läuft. Weltweit 40 Millionen getötete Kinder pro Jahr. Bei uns töten nicht Soldaten, sondern Ärzte … Wir haben wenig Grund, uns über Herodes aufzuregen. Die Herodesgesinnung – Macht gebrauchen, Störenfriede töten, nur an sich denken – steckt in uns allen. Aus dieser Gesinnung kommen alle Sinnlosigkeiten dieser Welt.‘“

Die Weihnachtsbotschaft lautet, dass in diese dunkle/finstere Welt der Ungerechtigkeit und der Angst, des Hasses und des Tötens ein helles Licht hineinkommt – und damit ist nicht der Stern gemeint, sondern das Kind, in dem sich jene alte Prophezeiung des Propheten Jesaja erfüllt. Dieses Licht beginnt ganz unscheinbar in einem ohnmächtigen Kind zu leuchten – aber über ihm und in ihm ist Gott selbst.

Unser Weihnachtsspiel hat das auch besonders betont, dass der, den man eigentlich fassen wollte, unter einem besonderen Schutz stand. Niemand kann Gottes Plan aufhalten, unsere Welt zum Frieden zu führen. Ich sage das ganz bewusst auch angesichts der Angst, die uns neuerdings wieder ergreift wegen all der erschütternden Ereignisse, die wir in den letzten und in diesem Jahr hatten, bis hin zu dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin vor wenigen Tagen: Niemand kann Gottes Plan aufhalten, unsere Welt zum Frieden zu führen!

Gott lässt dem Bösen nur begrenzt Raum! Er befiehlt den Weisen, Herodes den Aufenthaltsort des neugeborenen Königs nicht mitzuteilen. Und Gott entzieht dieses Kind Jesus, das Rettung und Frieden bringen soll, der Mordlust von Herodes, indem Er Joseph befiehlt, mit Maria und dem Kind nach Ägypten zu fliehen. Gott hält – bildlich gesprochen – seine Hand dazwischen. Öfter als wir denken! Davon bin ich überzeugt! Keiner von uns weiß, wie viele Anschläge, die der IS gern gesehen hätte, nicht zur Ausführung kamen bzw. kommen werden oder nur mit geringerer Wirkung als beabsichtigt. – Aber warum lässt Gott dem Bösen noch den begrenzten Raum? Was macht das für einen Sinn?

Ich muss noch einmal an Theo Lehmanns Worte zum Kindermord von Bethlehem erinnern: „Die Herodes-Gesinnung steckt in uns allen.“ Das hat sich Theo Lehmann nicht selbst ausgedacht; es ist kein Urteil, das er sich selbst anmaßt. Sondern er spricht als Pfarrer darüber, was Gott in der Bibel über uns alle sagt! Unsere Augen haben sich längst an die Dunkelheit unserer Welt gewöhnt; wir blenden es meist aus, dass es tausende Abtreibungen in unserem Land gibt; vernachlässigte Kinder; Obdachlose; Verschuldung; Zwangsprostitution; Hunger; Armut, Millionen Arbeitslose; Eheprobleme, Erziehungsprobleme, Streit, Neid usw. Wenn wir das nur ein wenig an uns heran lassen, wird unser Gewissen ganz schnell unruhig, weil wir spüren, dass wir uns nicht einfach von jeder Verantwortung freisprechen können. Andererseits empfinden wir auch die Ohnmacht, uns und die Welt zu verändern. Wenn uns in so einem Moment jemand sagen würde, dass Gottes Kommen unmittelbar bevorsteht, würde es uns nicht anders gehen als Herodes: Wir würden es mit der Angst zu tun bekommen. Wir können wie die Hirten auf dem Feld das helle, gleißende, unbestechliche Licht des Himmels nicht ertragen – wenn wir nicht zugleich die Worte des Engels hören: „Fürchte dich nicht …euch ist heute der Retter geboren!“ Wir alle können froh sein, dass Gott so viel Geduld mit den Schuldigen hat!

Es ist befreiend und ein großer Trost, dass Gott nicht uns, sondern seinen Sohn dazu bestimmt hat, das Böse zu überwinden! Der einzige Unschuldige, der jemals gelebt hat, opfert sich für alle Schuldigen. Als erwachsener Mann lässt Jesus sich, ohne selbst je etwas Böses getan zu haben, verurteilen und kreuzigen, um den Teufelskreis des Bösen zu durchbrechen. Darin bestand das Ziel seines Lebens; deswegen hat Gott ihn damals vor Herodes geschützt. Jeder, der schuldig oder mitschuldig ist, kann befreit werden, weil Jesus für jeden Schuldigen bezahlt hat. Und unsere Ohnmacht, aus eigener Kraft anders zu leben, bringt Gottes Friedensplan nicht zum Scheitern – das Entscheidende vollbringt Gott durch Jesus Christus. Wie?

Theo Lehmann sagt: „Was wir brauchen, ist eine neue Gesinnung. Die Bibel schlägt vor: ‚Ein jeder sei gesinnt, wie Jesus Christus war.“ Der neugeborene König will Herodes nicht den Thron streitig machen, so wie der es befürchtet hat. Sondern Ihm geht es um einen andern Thron: um den in unserem Herzen. Er will im Herzen und im Gewissen aller, denen eine große oder kleine Verantwortung in dieser Welt anvertraut ist, als Friedefürst, wunderbarer Ratgeber, kraftvoller Gott regieren und so, auf menschliche/menschenfreundliche Art die Welt erneuern und hell machen. Lasst uns doch diesem König unsere Herzen öffnen und Ihm von Herzen dienen!

Amen.

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