Himmlisch genießen

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Himmlisch genießen

Essen und Trinken in der Bibel

Essen und Trinken sind mehr als nur „Treibstoff“ für den Körper, Mahlzeiten haben auch eine hohe soziale und symbolische Bedeutung: Wenn sich Menschen um einen Tisch versammeln, entsteht Gemeinschaft, die identitätsstiftend sein kann. Eine Gastgeberin kann, indem sie bestimmte Menschen zum Mahl einlädt und andere nicht, Macht demonstrieren. Bei Opfermählern geht es um weit mehr als um die reine Nahrungsaufnahme.
… und er wird dich lieben und dich segnen und zahlreich werden lassen. Segnen wird er die Frucht deines Leibes und die Frucht deines Bodens, dein Korn, deinen Wein und dein Öl, den Nachwuchs deiner Rinder und den Zuwachs deiner Schafe, auf dem Boden, den dir zu geben er deinen Vorfahren geschworen hat.
(Dtn 7,13)
Aus der Perspektive unserer heutigen Überflussgesellschaft heraus kann nicht deutlich genug herausgestellt werden, dass in der ganzen Antike der Erwerb von ausreichenden Mengen an Lebensmitteln für den Großteil der Bevölkerung ein täglicher Kampf war. In der Folge war die Fähigkeit zur Selbstversorgung genauso wie die Versorgungssicherheit nicht nur ein zentraler Punkt des täglichen Strebens, sondern auch der Fantasie und des Schreibens. Bereits in den ersten Kapiteln der Bibel wird dies ersichtlich, denn Gen 2–3 erzählt den Übergang von einem luxuriösen Garten mit einer reichen Auswahl (»Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen«; Gen 2,16) zu einem ständigen Überlebenskampf (» … mit Mühsal wirst du dich von ihm [dem Ackerboden] ernähren dein Leben lang. Dornen und Disteln wird er dir tragen, und das Kraut des Feldes wirst du essen«; Gen 3,17–18).
Die Lage Israel-Palästinas im östlichen Mittelmeerraum mit seinen Haupterzeugnissen Oliven/Olivenöl, Trauben/Wein und Getreide/Brot prägte den Speisezettel der dortigen Bevölkerung seit jeher (wie auch derjenigen im gesamten östlichen Mittelmeerraum). Oliven/Olivenöl, Trauben und Getreide waren daher die bekanntesten Exportartikel Israel-Palästinas. Dabei waren viele Regionen Israels, auch wenn Getreide das Grundnahrungsmittel der Antike darstellte, topographisch und klimatisch eher für die beiden anderen Glieder dieser Trias – Trauben und Oliven – geeignet, denn die ganze Region war und ist relativ trocken.
Essen und Trinken werden oft als symbolisch für Gottes Segen und Fürsorge verwendet. Zum Beispiel wird in Psalm 104 beschrieben, wie Gott für die Bedürfnisse seiner Geschöpfe sorgt, indem er ihnen Nahrung und Wasser gibt.
Essen und Trinken werden auch oft in Bezug auf Feiern und Feste erwähnt, insbesondere in den jüdischen Schriften. Zum Beispiel wird in der Tora beschrieben, wie man das Pessachfest begeht, indem man ein besonderes Mahl isst und trinkt.
In der Bibel werden auch Regeln und Vorschriften für das Essen und Trinken gegeben, insbesondere in den jüdischen Schriften. Diese Regeln betreffen vor allem das, was als "rein" oder "unrein" betrachtet wird und was man essen oder nicht essen darf.
Essen und Trinken werden auch oft in Bezug auf Gastfreundschaft und Gemeinschaft erwähnt. Zum Beispiel wird in Lukas 14 beschrieben, wie Jesus eingeladen wird, an einem Bankett teilzunehmen und wie er die Bedeutung von Gastfreundschaft und die Bedeutung des Teilens von Mahlzeiten betont.
In der Neuen Testament besonders in der Paulus Briefen, wird auch das Essen und Trinken in Bezug auf das Verhältnis zu Gott und dem geistlichen Leben erwähnt, insbesondere das Thema des Unterordnung unter Gottes Willen und die Vermeidung von übermäßigem Genuss.
In der Bibel hat das Essen und Trinken also sowohl praktische als auch symbolische Bedeutungen und wird oft in Bezug auf Gottes Fürsorge, Feiern, Regeln und Vorschriften, Gastfreundschaft und das geistliche Leben erwähnt.

Jesus und das Essen

Jesus benutzt das Essen oft als Analogie oder Metapher, um seine Lehren zu veranschaulichen. Zum Beispiel verwendet er das Bild des Brotes, um seine Rolle als das "Brot des Lebens" zu beschreiben (Johannes 6,35).
Jesus nutzt das Essen auch, um seine Autorität und seine Macht zu demonstrieren, indem er Wunder wie das Teilen von Brot und Fisch unter einer großen Menge von Menschen vollzieht (Matthäus 14,13-21).
Jesus setzt sich für die Bedürftigen ein und teilt seine Mahlzeiten mit ihnen, insbesondere mit den Ärmsten und Ausgestoßenen der Gesellschaft (Matthäus 9,10-13; Lukas 14,13-24).
Jesus betont auch die spirituelle Bedeutung von Essen und Trinken, insbesondere die Notwendigkeit, Gottes Willen zu unterwerfen und nicht von übermäßigem Genuss besessen zu sein (Matthäus 6:25-34).
Jesus nutzt das Essen auch, um seine Beziehung zu seinen Jüngern und seiner Familie zu stärken, indem er Mahlzeiten mit ihnen teilt und wichtige Ereignisse wie das letzte Abendmahl (Matthäus 26,26-29) und die Himmelfahrt (Lukas 24,30-31) feiert.
In der Bibel sieht man also, dass das Essen für Jesus eine wichtige Rolle spielt, sowohl als Mittel zur Veranschaulichung seiner Lehren als auch als Mittel, um seine Autorität und Macht zu demonstrieren, die Bedürftigen zu unterstützen, die spirituelle Bedeutung von Essen und Trinken zu betonen und seine Beziehungen zu seinen Jüngern und seiner Familie zu stärken.

Gastfreundschaft in der Bibel

Und der HERR erschien ihm bei den Terebinthen von Mamre, während er am Eingang des Zelts saß, als der Tag am heißesten war. … 6 Da eilte Abraham ins Zelt zu Sara und sprach: Nimm schnell drei Sea Mehl, Feinmehl, knete es und backe Brote. 7 Auch zu den Rindern lief Abraham, nahm ein zartes, schönes Kalb und gab es dem Knecht, und der bereitete es eilends zu.
Gen 18,1.6–7)
1. Gastfreundschaft wird als eine wichtige Pflicht betrachtet, insbesondere im Alten Testament. In der Tora wird Gäste willkommen zu heißen als ein Akt der Gottesfurcht und der Nächstenliebe betrachtet.
2. Gastfreundschaft wird oft als eine Möglichkeit gezeigt, um Bedürftige zu unterstützen und zu pflegen. In der Bibel finden sich viele Geschichten von Menschen, die Gäste aufnehmen und ihnen Unterkunft und Nahrung geben, insbesondere Fremde, Reisende und Flüchtlinge.
3. Gastfreundschaft wird auch oft in Bezug auf das Teilen von Mahlzeiten und das Feiern von Festen erwähnt. In der Bibel werden viele Beispiele von Banketten und Festmählern gezeigt, die als Möglichkeiten dargestellt werden, um Freundschaft und Gemeinschaft zu pflegen.
4. Im Neuen Testament, betont besonders Jesus die Wichtigkeit der Gastfreundschaft. Er gibt Beispiele dafür, wie man Gäste willkommen heißen sollte, insbesondere die Bedürftigen und Ausgestoßenen (Lukas 14:12-24), und ermutigt seine Anhänger, dasselbe zu tun.
5. Gastfreundschaft wird auch in Bezug auf die Kirche und die geistliche Gemeinschaft erwähnt. In den Briefen des Neuen Testaments wird die Kirche als eine "gastfreundliche" Gemeinschaft beschrieben, die offen für alle ist und diejenigen aufnimmt, die an Jesus glauben.
In der Bibel spielt Gastfreundschaft also eine wichtige Rolle als Pflicht, um Bedürftige zu unterstützen, Freundschaft und Gemeinschaft zu pflegen, und als Ausdruck des Glaubens an Gott. Jesus betont besonders die Wichtigkeit der Gastfreundschaft und ermutigt seine Anhänger, Gäste willkommen zu heißen und sie zu unterstützen.
Überhaupt stellt innerhalb antiker Gesellschaften die Gastfreundlichkeit einen zentralen kulturellen Wert dar. Der lebensweltliche Grund dafür bestand darin, dass Reisende zwangsläufig auf Schutz und Proviant angewiesen waren. Gleichzeitig wurde dieser Wert auch religiös untermauert, was sich auch im Alten Testament niedergeschlagen hat. Wiederholt werden die Israelitinnen und Israeliten aufgefordert, für Fremde zu sorgen. Begründet wird diese Maxime durch den Hinweis darauf, dass die Israelitinnen und Israeliten während ihres Aufenthalts in Ägypten schließlich selbst Fremde gewesen seien (vgl. z. B. Lev 19,34). Darüber hinaus kann mit diesem Gebot allgemein die Versorgung von Bedürftigen begründet werden (vgl. Dtn 14,28–29; s.u. 6.e Der Zehnte und das erstgeborene Tier.
Auch einige Erzählungen illustrieren dieses Anliegen. Ein erstes Beispiel in der kanonischen Reihenfolge der biblischen Schriften sind die zusammengehörenden Erzählungen Gen 18 (Abraham und die drei Besucher) und Gen 19 (Lot in Sodom), die zudem den Kontrast zwischen der nomadischen und der städtischen Szenerie zeigen. (Vgl. dazu auch die thematisch-verwandte, von der Vergewaltigung der jungen Frau des Leviten handelnde Erzählung in Ri 19 sowie den Zusammenhang Ri 4–5; letzterer wird unten unter 7.c Sexualität und Verzehr behandelt.) Das Motiv der Gastfreundschaft, die sich in der Einladung zu einem gemeinsamen Mahl äußert, findet sich auch in den Erzählungen Ex 2 und Gen 24, die beide die ›Brautsuche‹ zum Thema haben. Gastfreundschaft dient hier als Gradmesser für die Pflege guter Beziehungen zwischen benachbarten Völkergruppen (vgl. dagegen die enttäuschte Erwartung in Dtn 23,3–5 – aber auch die dazu gegenläufige Erzählung in Rut 1–2!). Die wichtige Bedeutung von Gastfreundschaft, insbesondere jener, welche die Versorgung mit Essen und Trinken miteinschließt, kommt auch in den Erzählungen über Elija (1Kön 17) und Elischa (2Kön 4) zum Ausdruck, in denen Dürre und Hungersnot den Hintergrund bilden.
In Gen 18 (s.u. auch 6.e Isst JHWH mit?) ist Abrahams Gerechtigkeit nicht von der Reichhaltigkeit des den unbekannten Gästen vorgesetzten Mahls (V.6–8: Brot aus Feinmehl, zartes Fleisch vom frisch geschlachteten Kalb, Quark [oder vielleicht Joghurt] und Milch) zu trennen. In diesem Kontext ergeht dann auch die Weissagung von einem der Gäste (der sich für die Leser inzwischen als JHWH entpuppt hat), dass Sara Mutter werden wird.
Die Schilderung der Bewirtung von zwei der drei Reisenden durch Lot im nachfolgenden Kapitel ist viel nüchterner: »Und er bereitete ihnen ein Mahl und backte ungesäuerte Brote« (Gen 19,3). Die Art und Zusammensetzung dieses Mahles bleiben unbestimmt, aber man muss es sich nicht als weniger extravagant vorstellen, da der verwendete Ausdruck für »Mahl«, mišteh, auch für ein reiches Fest- oder Trinkgelage stehen kann.

Nahrungsmittel in der Bibel

Einige Beispiele von Nahrungsmittel die in der Bibel erwähnt werden sind:

Getreide

Getreide: Es wird oft erwähnt, dass man Korn mahlt und daraus Brot backt.
Die primäre Ernährungsquelle, mit der wahrscheinlich zwischen der Hälfte bis drei Viertel der gesamten Kalorienaufnahme abgedeckt wurde, bestand aus unterschiedlichen Getreidesorten. So kommt es, dass das Wort für Brot, leḥem, auch als Allgemeinbegriff für Essen gebraucht wird (s. Neh 5,14). An Getreidesorten gab es vor allem Weizen (heb. ḥiṭṭâ) und Gerste (heb. śeʿōrâ), aber aus dem Alten Testament sind auch Emmer (eine Weizensorte, heb. kussemet) und Hirse (heb. dōḥan) bekannt. Zubereitet und gegessen wurde das Getreide auf mehrere Weise: Man hat die Körner einfach geröstet (qālî, s. Rut 2,14; 1Sam 17,17), Brei daraus gekocht (Hag 2,12), aber auch unterschiedliche Sorten von Broten, insbesondere flache, runde Brote, und Kuchen (ḥallah, rāqîq) daraus gebacken. Von den flachen, runden Broten gab es zudem ungesäuerte Arten. Als Erzählmotiv tauchen sie meist im Zusammenhang mit bestimmten Riten oder Situationen auf, in denen man sich beeilen musste (Gen 18,6; Ex 12,39; 29,2; Ri 6,19). Im Hinblick auf die Getreidearten gab es in Israel und Juda fast nur die Wahl zwischen Weizen und Gerste. Ersterer war begehrter, was wohl unter anderem daran liegt, dass sich Gerste noch in unwirtlicherem Klima anbauen lässt und daher in höherem Maße zur Verfügung stand (ebenso wie in Mesopotamien). Auch die Qualitäten des Mehls haben sich unterschieden. Besonders hochwertig war das »Feinmehl«, das für bestimmte kultische Opfer (Lev 2,1–2 u.ö.), für die Versorgung von Königen (1Kön 4,22) und die Ehrung besonderer Gäste (Gen 18,6; Ez 16,13.19) verwendet wurde.

Obst und Gemüse

Obst und Gemüse: Es werden häufig verschiedene Arten von Früchten und Gemüse erwähnt, wie z.B. Feigen, Oliven, Weintrauben, und Datteln.
Ein weiteres wichtiges Produkt waren Oliven. Sie wurden jedoch kaum gegessen, sondern dienten vor allem der Ölgewinnung. Das Öl wurde als Heilmittel, für Parfüm, als Brennstoff für Lampen (Ex 25,6) und auch beim Kochen verwendet. Letzteres geschah allerdings eher im begrenzten Rahmen, insbesondere in kultischen Zusammenhängen (vgl. Ex 29,3; Lev 2,7; 1Kön 17,12). Dies allein weist auf seinen hohen Stellenwert hin, was sich auch darin widerspiegelt, dass Olivenöl Exportartikel Nummer eins war, da die Großmächte Ägypten und Mesopotamien in ihren eigenen Gebieten kaum Oliven erzeugen konnten. Dabei bedeutet der Olivenanbau große Investitionen, denn Olivenbäume brauchen bis zu zwölf Jahren bis sie Früchte tragen. Häufig bedeutete dies: Wenn jemand Oliven pflanzte, waren es häufig erst die Kinder, die die Früchte ernteten.
Das dritte Haupterzeugnis sind Weintrauben, die damals wie heute zumeist als Wein konsumiert wurden. Dabei bestand der Hauptgrund für den Weinkonsum nicht nur im Genuss, sondern auch in dem hygienischen Problem, dass man nicht das ganze Jahr sauberes Trinkwasser zur Verfügung hatte. Vor allem in den Bergen und in den trockenen Regionen Israel-Palästinas wurde Wasser in großen Zisternen gesammelt. Wenn nun die Monate zwischen den Regenzeiten voranschritten und der Regen ausblieb, wurde die Sauberkeit dieses Wassers immer fragwürdiger. Der Alkohol dagegen verhinderte die Ausbreitung von Keimen und Krankheiten.
Wein war ebenso ein wesentlicher Teil der Opfergaben (s. das sogenannte Trankopfer, heb. neshek) und wurde natürlich auch für Freudenfeste gebraucht. Dabei mischten die Israeliten vermutlich ihren Wein wie die Griechen mit Wasser (vgl. aber Jes 1,22, wo dieser Brauch unerwünscht ist). Auch wenn die Symbolik der Bibel auf das Rot des Weins abhebt (s. Gen 49,11: »Traubenblut«; v.12: »dunkler als Wein«), sind aus archäologischen Funden nicht nur Rotweine, sondern auch Weißweine belegt. Darüber hinaus hat zum Wert des Weines sicherlich auch beigetragen, dass Weinreben bis zu fünf Jahre brauchen bis sie Ertrag liefern.

Fleisch und Milch

Fleisch: Es werden viele Arten von Tieren erwähnt, die zur Nahrung dienten, wie z.B. Rindfleisch, Schaf- und Ziegenfleisch, und Wild.
Auch Milch und Milchprodukte sind im Alten Testament bezeugt, allerdings waren sie sicher weniger bedeutend als im heutigen Mitteleuropa. Abgesehen von der Wendung »das Land, in dem Milch und Honig fließt« erscheint Milch primär als Getränk von Nomaden wie bei Abraham (Gen 18,8) und Jael (Ri 4,19; 5,26). Dabei war Ziegenmilch üblicher als Kuhmilch, denn Ziegen waren wesentlich billiger und einfacher zu halten als Kühe. Als Milchprodukte scheinen Quark, Joghurt oder Käse (s. 1Sam 17,18) konsumiert worden zu sein, allerdings ist unklar welchen Stellenwert sie auf dem Speisezettel der Menschen in Israel hatten.
Fleisch war hochgeschätzt, obwohl oder gerade weil die Mehrheit der Bevölkerung es nur selten aß. Es war hauptsächlich Königen, Gottheiten und dem Kultpersonal vorbehalten. Das einfachere Volk hielt Tiere vor allem aus anderen Gründen: Rinder, um den Pflug zu ziehen, Schafe für Wolle und Ziegen für Milch. Oft wurde ihr Fleisch nur dann verzehrt, wenn sie für ihre Tätigkeiten nicht mehr brauchbar waren. Vor diesem Hintergrund zeigt sich die besondere Bedeutung von kultischen Festmahlzeiten wie Passah, Schavuoth/Wochenfest (s. Glossar) und Sukkot/Laubhüttenfest (s. Glossar) für die breite Bevölkerung. Sie boten einen besonderen Genuss, der die religiöse Bedeutung der Feste auf eine ganz konkrete und genießbare Weise vertiefte. Auskunft über diese feierlichen Mähler geben vor allem die Heiligtümer außerhalb Jerusalems, die in der Wertung des Deuteronomiums und der Königebücher heterodox erscheinen. Dass Nachrichten aus Jerusalem weitgehend fehlen, hängt damit zusammen, dass in der Nähe des Jerusalemer Tempelbergs aus juristischen Gründen nur sehr eingeschränkt archäologisch geforscht werden darf. So stammen die Informationen über Festmahlzeiten vor allem aus den Grabungen am Heiligtum von Dan (Ri 18; 1Kön 12,29–30; s. Glossar), das in der Zeit des Nordreichs Israel Bedeutung erlangte (922–722 v. Chr.). Beim Heiligtum von Dan handelt es sich um eine gut entwickelte Kultstätte, an der viele Tiere geschlachtet und verzehrt wurden.11

Fisch

Fisch: Es werden viele Arten von Fisch erwähnt, die gefangen und gegessen wurden, wie z.B. Sardinen und Thunfisch.
Die Erwähnung des Fischkonsums kommt dagegen äußerst selten vor, was angesichts der Hauptsiedlungsgebiete im Bergland von Israel und Juda kaum verwundert, sind sie doch relativ weit vom Mittelmeer und befischbaren Seen entfernt; insofern ist es auch vielsagend, dass der See Genezareth im Alten Testament keine Rolle spielt. Nichtsdestoweniger bieten Lev 11 und Dtn 14 differenzierte Listen an reinen und unreinen Fischarten. Der berühmteste Fisch, zumindest in der Rezeptionsgeschichte des Alten Testaments, ist wohl der Fisch aus dem Buch Jona, wobei es hier ironischerweise ausgerechnet um einen Menschen (Jona) geht, der von einem Fisch verschluckt wird (vgl. ähnlich Tob 6,3). Angesichts der seltenen Erwähnung von Fischen und Fischkonsum in den biblischen Texten ist es einigermaßen überraschend, dass dennoch eine erhebliche Menge an Fischresten im königszeitlichen Jerusalem gefunden worden ist. Die Fundorte dieser Reste weisen sogar darauf hin, dass sowohl die Elite (s. Glossar) als auch Menschen mit einem geringeren Status in vorexilischer Zeit Fisch aßen.
Auffällig ist die hohe Zahl an importierten Fischarten, wie zum Beispiel Nilbarsch. Es verwundert nicht, dass Fisch eine große Rolle in der Ernährung der Flusskultur Ägyptens am Nil (und der direkt am Meer liegenden Städte wie der phönizischen Stadtstaaten von Tyrus und Sidon) spielte, und nach Num 11,5 galt Fisch auch als eines der Nahrungsmittel, das die versklavten Israeliten in Ägypten aßen – und das ihnen dann in der Wüste fehlte. Nach dem Exil scheint sich die Lage geändert zu haben, denn nun gibt es in Jerusalem ein Fisch-Tor (Neh 3,3; 12,39; 2Chr 33,14) und die Texte nennen verschiedene Arten des Fischfangs: Haken und verschiedene Netze werden erwähnt (vgl. Am 4,2; Hab 1,15–17), aber dies kann auch auf Vertrautheit mit den Praktiken in Babylonien hinweisen, die in Israel-Palästina nur wenig Anwendung gefunden haben.

Gewürze

Als Gewürz und Süßungsmittel begegnet man vorwiegend Dattelsirup und Honig in verschiedenen Formen. Bienen wurden bei Tel Rehov, 100 km nördlich von Jerusalem im 9. Jh. v. Chr. gehalten. Daneben erntete man auch wilden Honig (1Sam 14,25–29; 14,8–9). Das verbreitetste Gewürz war Salz, das auch im Kontext des Heiligtums erwähnt wird (Ex 30,35; Lev 2,13), aber auch vom König zugeteilt wurde (Esra 4,14). Safran und Zimt sind in Hhld 4,14 belegt, wurden aber importiert und sind deswegen wohl eher Luxus gewesen. Vor Ort gewonnene und deshalb auch viel konsumierte Gewürze waren Koriander (Ex 16,13; Num 11,7), Dill (Jes 28,25) und Kümmel (Jes 28,25.27).
Es gibt auch Erwähnungen von verschiedenen Arten von Mahlzeiten und Feiern in der Bibel, wie z.B. das Pessachfest, bei dem spezielle Speisen zubereitet und gegessen werden, oder das letzte Abendmahl, bei dem Jesus und seine Jünger gemeinsam eine Mahlzeit teilen.
Die Bibel erzählt, dass man an Tischen gegessen hat. Erwähnt werden Tische jedoch vor allem im Kontext des Königshofes oder bei hochstehenden Persönlichkeiten (s. »Königstisch« in 1Sam 20,29; vgl. Ri 1,7; 2Sam 9,7.13), sodass das Essen am Tisch möglicherweise eher zu formellen Mählern oder zum Speisen in den oberen Schichten gehörte. Ausdrücklich ist diese Ehre nicht nur für den König oder hohe Beamte reserviert, auch die Königin konnte ihren eigenen Tisch haben (1 Kön 18,19).
Da es jedoch keine detaillierten Anweisungen für die Zubereitung von Mahlzeiten in der Bibel gibt, müsste man sich auf andere Quellen (wie Archäologie, Anthropologie, usw.) beziehen um mehr Informationen über die Art und Weise wie die Mahlzeiten in der Bibelzeit zubereitet wurden zu erhalten.

Brot, Linsensuppe, Gurkensalat

Brot und Olivenöl als Grundnahrungsmittel decken den Bedarf an Fett und Kohlehydraten ab. Für eine ausgewogene Ernährung braucht man aber auf jeden Fall noch Eiweiß. Dieses nahmen die Menschen im Alten Israel besonders durch Hülsenfrüchte, Sauermilch und Käse zu sich. Die Esskultur zur biblischen Zeit ist geprägt von der Mangelgesellschaft, dabei werden keine Kalorien verschwendet. Fleischgenuss gab es nur an hohen Feiertagen, wenn hochstehende Gäste kamen oder beim familiären Dankopfer nach der Erfüllung eines Gelübdes. Die Tiere galten zudem als Mitgeschöpfe und waren für die Menschen nicht so leicht zu schlachten, ohne Gott etwas davon abzugeben. Die Tiere dienten auch als Arbeitstiere und gaben Milch zur Ernährung.4
Da die Bibel keine ausformulierten Rezepte liefert, kann hier der Fantasie freien Lauf gelassen werden.
Die Auswahl der möglichen Gerichte ist vielfältig. Zur Geschichte von Jakob und Esau bietet sich eine Linsensuppe an. Besonders zeichnet sich diese Suppe durch ihre Gewürze aus. Koriander, Zimt und Kreuzkümmel geben einem intensiven Geschmack und so brauchte es nicht mehr viel Salz. Dazu kann besonders gut frisches Fladenbrot gereicht werden. Das Fladenbrot wurde auch als Besteck genutzt: Jedes Familienmitglied nahm ein Stück Brot und tauchte es in die etwas dickere Soße.
Für die nötigen Vitamine kann dazu ein Gurkensalat á la Numeri gemacht werden. Gemüse wurde damals noch nicht systematisch angebaut, sondern in der freien Natur gesammelt. Meistens wurde das Gemüse im rohen Zustand verzehrt, da dies die meisten Vitamine bietet. Viele Kräuter wurden als Salatbeilage zu Fleisch gereicht.
Durch den Kontrast vom Linsengericht und dem Gurkensalat spüren die Teilnehmenden am eigenen Leib, warum die Israeliten in der Wüste gegen Mose murrten und lieber wieder nach Ägypten wollten, wo sie viele Lebensmittel bekommen hatten, die es nun nicht mehr gab.
Auch Süßspeisen sind in der Bibel zu finden. Die verbotene Frucht aus der Schöpfungsgeschichte oder Nüsse aus dem Liebesgarten im Hohelied der Liebe sind nur eine Auswahl der Süßspeisen.
Äpfel in Nusssauce ist eine einfache Variante für einen Nachtisch. Hierbei ist hervorzuheben, dass keine künstlichen Zuckerzusätze gebraucht werden, allein Honig und der Fruchtzucker der Äpfel machen die Süße des Gerichts aus.
Das hier vorgeschlagene Menü 9 ist für Gemeindegruppen leicht zuzubereiten, weil es sich um einfache Gerichte handelt. Trotzdem ist es abwechslungsreich und führt in verschiedene Geschmacksrichtungen der biblischen Lebenswelt ein. Es gibt viele weitere Möglichkeiten für Gerichte, die sich an biblischen Essgewohnheiten orientieren. In verschiedenen Publikationen finden sich fertig ausgearbeitete Rezepte. Zu empfehlen sind besonders:
Eleonore Schmitt, Bibel Kochbuch: Koch- und Lesebuch zum Alten und Neuen Testament, Steyer (Österreich) 9. Aufl. 2007 10 (Ennsthaler Verlag).
Heike Malisic / Udo Eckert, Biblisch Kochen. Eine kulinarische Reise durch die Bibel, Witten 2. Aufl. 2013 11(SCM Collection).

Kochen, Beten, Essen

In Teams zu kochen macht Spaß. So bietet es sich an, immer mehrere Leute mit einer Aufgabe zu betreuen. Dabei können sie auch ins Gespräch kommen: Was ist euch wichtig beim Essen? Hat Essen für euch eine religiöse Dimension? Was fällt auf, wenn wir biblische Gerichte kochen?
Vor dem Essen zu beten, ist nicht überall üblich, betont aber die religiöse Dimension der gemeinsamen Aktion. Das gemeinsame Essen ermöglicht es, über die biblische Geschichte ins Gespräch zu kommen oder neue Impulse einzubringen (z.B. Abendmahl: Welche Bedeutung hat das Abendmahl für euch? Wieso wird gerade dabei zusammen gegessen?)

Checkliste zur Vorbereitung:

· Wo kann ich das in meiner Gemeinde durchführen? Es braucht doch etwas Platz. Ist die Küche im Gemeindehaus dafür ausgestattet?
· Mit welcher Gruppe möchte ich kochen?
· Welche Geschichte oder Geschichten sollen im Mittelpunkt der Aktion stehen?
· Welche Gerichte möchte ich dazu kochen?
· Wie viele Leute sind dabei?
· Welche Lebensmittel brauchen wir?
· Wer soll, was vorher einkaufen?
· Wie soll das Essen gestaltet werden?
· Rezepte sollten für die Teilnehmenden kopiert werden.
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